ein zugespitztes Stahlstäbchen zur Bezeichnung bestimmter Punkte auf Arbeitsstücken, z. B. der Mittelpunkte
einzubohrender Löcher.
Die mittels des Körners gemachten Marken heißen auch Körner. Bei der Drehbank sind Körner die Spitzen,
zwischen welche das Arbeitsstück eingespannt wird.
1) Christian Gottfried, der bekannte Freund Schillers, geb. zu Leipzig, studierte in Göttingen und in
seiner Vaterstadt die Rechte und habilitierte sich in letzterer, ward dann 1783 Oberkonsistorialrat in Dresden, 1790 Oberappellationsgerichtsrat, 1798 Geheimer
Referendar im Geheimen Konsilium und 1811 in das Appellationsgericht zurückversetzt. Unter den Naturen,
welche unter den Kämpfen der Sturm- und Drangperiode einen neuen Lebensgehalt und neue Lebensformen gewannen, war Körner eine
der glücklichsten und liebenswürdigsten.
Ein reger Sinn für Wissenschaft und Kunst ließ ihn sein Haus zu einem Sammelpunkt der auf diesen Gebieten ausgezeichneten Männer
machen. Er war einer der vertrautesten und einflußreichsten Freunde Schillers, der 1785-87 teils auf Körners
Weinberg in Loschwitz bei Dresden, teils in Dresden selbst wohnte. Durch Schiller knüpfte Körner später auch Beziehungen zu Goethe,
W. v. Humboldt, A. W. Schlegel u. a. an. An der Bewegung von 1813 nahm er mit der Begeisterung eines Jünglings
teil und gab seinem Sohn Karl Theodor unbedenklich seine Einwilligung zum Eintritt in die Reihen der freiwilligen Krieger.
Unter dem russischen Gouvernement wurde er Gouvernementsrat; 1815 trat er als Staatsrat in preußische Dienste, ward später
Geheimer Oberregierungsrat und starb in Berlin. Körner veranstaltete die erste Ausgabe von Schillers
Werken mit einer biographischen Skizze (Stuttg. 1812-15, 12 Bde.),
so wie er auch an Schillers Biographie von Frau v. Wolzogen wesentlichen Anteil hatte, und schrieb: »Ästhetische Ansichten« (Leipz.
1808);
»Versuche über Gegenstände der innern Staatsverwaltung« (Dresd. 1812);
»Deutschlands Hoffnungen« (Leipz. 1813).
Von höchster
Wichtigkeit ist »Schillers Briefwechsel mit Körner« (Berl. 1847; 3. vermehrte Aufl.,
hrsg. von Gödeke, Leipz. 1874) sowie »W. v.
Humboldts Briefe an Chr. Gottfr. Körner« (hrsg. von F. Jonas, Berl. 1879). Körners »Gesammelte Schriften« wurden mit Biographie herausgegeben
von A. Stern (Leipz. 1881).
Vgl. Jonas, Chr. G. Körner, biographische Nachrichten über ihn und sein Haus (Berl.
1881);
A. Weber, Briefe der Familie (in der »Deutschen Rundschau«, Bd. 15 und 16).
2) Karl Theodor, Held und Sänger des deutschen Befreiungskampfes, Sohn des vorigen, geb. zu Dresden, wuchs in einer
Umgebung auf, die einer gedeihlichen geistigen Entwickelung sehr günstig war, besuchte 1808-10 die damals
unter Werners Leitung stehende Bergakademie in Freiberg und ging sodann nach Leipzig, um die Rechte
mehr
zu studieren. Doch ließ ihn ein unbestimmter genialer Drang nicht zu ernstern Studien kommen, und schon im nächsten Jahr
vertauschte er in Berlin das Studium der Rechte mit dem der Geschichte und Philosophie. Bald schwer erkrankt, besuchte er im Sommer 1811 Karlsbad
und ging hierauf nach Wien, wo er durch Kotzebues Vermittelung eine Anstellung als Theaterdichter erhielt.
Schon in Leipzig war er mit einer Sammlung seiner Gedichte unter dem Titel: »Knospen« (1810) hervorgetreten, die Beifall fand;
es folgten nun seine dramatischen Dichtungen: »Die Braut«, »Der grüne Domino«, »Der Nachtwächter«, »Toni«,
»Die Sühne«, »Zriny«, »Hedwig« und »Rosamunde«, die auf dem Wiener Theater mit rauschendem Beifall aufgeführt
wurden.
Als Preußen zum Kampf gegen Napoleon I. aufrief, trat Körner in Breslau unter die Lützowsche Freischar und ward
bald zum Leutnant befördert. Infolge der Lützener Schlacht (2. Mai) sah sich indessen das Lützowsche Fußvolk unter Petersdorfs
Führung in Thatenlosigkeit versetzt und schwärmte unmutsvoll an der Elbe auf und ab. Kaum hatte daher
Körner erfahren, daß Lützow mit seiner Reiterei einen Streifzug nach Thüringen beabsichtige, als er sich von demselben zu seinem
Adjutanten ernennen ließ. Während des Waffenstillstandes beim Überfall bei Kitzen schwer verwundet, rettete sich
Körner nur durch seine Geistesgegenwart unter Freundeshilfe nach Leipzig und von da nach Karlsbad, wo er Genesung
fand. Nachdem er hierauf noch einige Zeit in Berlin verweilt, kehrte er zu seinen Waffenbrüdern zurück, welche am rechten
Elbufer oberhalb Hamburg des Wiederausbruchs der Feindseligkeiten harrten. Als 17. Aug. der Waffenstillstand ablief, erhielt das
Lützowsche Freikorps den Vorpostendienst und war seitdem fast täglich im Kampf. Am 26. Aug. sollte ein feindlicher
Transport von Munition und Lebensmitteln aufgehoben werden; als Adjutant, war an der Seite des Majors. Eine Stunde zuvor hatte
er während der Rast im Gehölz seinen Schwanengesang, das »Schwertlied«, gedichtet. Er fiel in
dem sich an der Straße von Gadebusch nach Schwerin entspinnenden Gefecht bei der Verfolgung der Feinde in das nahe Gehölz,
von einer Kugel getroffen, und ward bei dem Dorf Wöbbelin unter einer alten Eiche bestattet. Der Herzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin
schenkte den die Eiche umgebenden Platz Körners Vater, und jetzt ist die Grabstätte umfriedigt und durch
ein gußeisernes Denkmal bezeichnet, unter welchem auch Körners einzige Schwester, die im März 1815 dem Gram über des Bruders
Verlust erlag, sowie sein Vater und seine Mutter ruhen. Körner erhob sich von der Stufe eines leichten Bühnendichters in Kotzebues
Stil (die kleinere Lustspiele) und eines noch ziemlich unselbständigen Nachahmers Schillers (in »Zriny«
und »Rosamunde«) zu der des schwung- und glutvollsten Dichters einer großen Zeit, deren idealer, freudiger, todverachtender
Geist in den Liedern von »Leier und Schwert« (Berl. 1814, viele Auflagen; neu hrsg. von Gottschall, mit Einleitung, Leipz. 1868)
seinen reinsten, schönsten und bleibendsten Ausdruck fand. Körners theatralische Arbeiten erschienen
zuerst in den »Dramatischen Beiträgen« (Wien 1814, 2 Bde.) und in seinem »Poetischen Nachlaß« (Leipz. 1814, 2 Bde.),
den sein Vater veröffentlichte. Die sämtlichen Werke Körners, mit dessen Charakteristik von Tiedge, wurden von Streckfuß
(in 1 Bd., Berl. 1834; in 4 Bdn.
1838) herausgegeben und erlebten viele Auflagen. Daneben wurden in neuester Zeit noch andre
Ausgaben veröffentlicht.
Aus Körners Nachlaß gab Latendorf »Liedes- und Liebesgrüße an Antonie Adamberger«, Körners Braut, nachmalige Gattin des
Numismatikers Arneth (Leipz. 1885) und »Sieben Burschenlieder aus Freiberg, Leipzig und Wien« (Münch. 1886) heraus. Körners Leben
beschrieben Lehmann (Halle 1819),
Erhard (Arnst. 1821),
Hadermann (in Dullers »Männer des Volkes«, Bd. 5,
Frankf. 1848) undL. Bauer (Stuttg. 1883).
Vgl. auch Brasch, Das Grab zu Wöbbelin (Schwer. 1861).
Ein Körner-Museum mit Reliquien und Briefen des Dichters und seiner Angehörigen sowie einer reichen Sammlung von historisch,
litterarisch und künstlerisch interessanten Gegenständen (Zeichnungen und Gemälden, Büsten, Medaillen,
Drucksachen, Manuskripten, Autographen etc.) aus der Zeit der Befreiungskriege ist 1873 durch E. Peschel in dem Geburtshaus Körners
zu Dresden eröffnet worden und ging im September 1885 durch Kauf in den Besitz und die Verwaltung der Stadt Dresden über. 1871 wurde
daselbst auch die von Hähnel modellierte Erzstatue des Dichters aufgestellt; ein andres Denkmal desselben
(von Deneys) steht auf dem Körnerwall zu Bremen.