Koburg
[* 1] (Coburg),
[* 3] Hauptstadt des Herzogtums
Sachsen
[* 4] Koburg
und abwechselnd mit Gotha
[* 5] die
Residenz des
Herzogs, an der
Itz,
Knotenpunkt der
Linien
Eisenach-Lichtenfels und
Koburg-Sonneberg-Lauscha der Werraeisenbahn, 292 m ü. M., liegt in einer
der anmutigsten Gegenden
Frankens und ist im Innern großenteils alt, aber von schönen Neubauten und
Anlagen umgeben.
Schön
und großartig sind der
Markt mit dem altertümlichen
Rathaus, dem Regierungsgebäude und der Bronzestatue
des
Prinzen
Albert (seit 1865, von Theed dem jüngern modelliert) und der Schloßplatz mit dem Reithaus, den
Arkaden, dem
Theater,
[* 6] dem
Palais des
Herzogs von
Edinburg
[* 7] und der ehernen
Bildsäule des
Herzogs Ernst I. (von
Schwanthaler).
Unter den sechs Kirchen zeichnen sich die St. Moritzkirche (mit ihrem 85 m hohen Turm und [* 8] dem Epitaphium des unglücklichen Herzogs Johann Friedrich des Mittlern) sowie die neue katholische Kirche aus. Das Residenzschloß (die »Ehrenburg« genannt, 1549 an der Stelle eines Barfüßerklosters erbaut, 1693 nach einem Brand erneuert) enthält unter anderm einen ornamentenreichen Riesensaal, eine schöne Hofkirche, wertvolle Bildergalerie und einen prächtigen Söller. Im Hofgarten sind das herzogliche Palais und das Mausoleum des Herzogs Franz und seiner Gemahlin Auguste sehenswert.
Unter den übrigen Gebäuden sind hervorzuheben: das Zeughaus mit der herzoglichen Bibliothek von 60,000 Bänden, mehrere Schulgebäude, das sogen. Augustenstift, das Theater, der Marstall, das neue Schlachthaus, die große Aktienbierbrauerei, mehrere Villen und Privatgebäude, das neue Land-Krankenhaus, die Kaserne vor der Stadt etc. Ein Kriegerdenkmal in frühgotischem Stil steht auf dem Ernstplatz. Auf dem neuen, vortrefflich gepflegten Gottesacker am Glockenberg befindet sich das neue fürstliche Erbbegräbnis in byzantinischem Stil. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (1 Füsilierbat. Nr. 95) 16,210, darunter 769 Katholiken und 195 Juden.
Die
Industrie ist lebhaft. Koburg
hat mechanische
Webereien und Spinnereien,
Maschinen-,
Farben-,
Zement-,
Porzellan- und Möbelfabrikation,
Dampfsägewerke, Marmorschleiferei,
Holzschnitzerei,
Wagen-,
Korbwaren-,
Korsett-,
Seifen- und Lichtefabriken, Mälzerei etc.
Besondere Bedeutung hat die Bierbrauerei,
[* 9] renommiert ist auch die Theaterdekorationsmalerei. Neben dem
Kleinhandel hat sich in neuerer Zeit auch ein bedeutender
Holz-,
Getreide-,
Gemüse- und Korbwarenhandel in die Stadt gezogen.
Dem Geldverkehr dienen sechs Bankgeschäfte. Koburg
ist Sitz des herzoglichen
Staatsministeriums, eines Landratsamtes, eines Amtsgerichts
mit
Kammer für
Handels- und
Strafsachen und hat ein
Gymnasium, eine
Realschule, eine
Baugewerkschule, ein
Schullehrerseminar, eine
Taubstummenanstalt, ein Waisenhaus, Bürgerhospital, Landkrankenhaus etc. Auf der Nordostseite
der Stadt und mit dieser durch schöne
Anlagen verbunden liegt die alte, geschichtlich denkwürdige
Feste Koburg
, deren
Restauration 1838 begonnen
wurde.
Sie besteht aus dem alten eigentlichen Schloß, das seit 1782 bis zur Restauration als Zucht- und Arbeitshaus diente, dem sogen. Langen Bau (mit den herzoglichen, besonders an Vögeln sehr reichen Naturaliensammlungen), dem ehemaligen Zeughaus, dem neuen Wirtschaftsgebäude und dem Fürstenbau. Letzterer ist vollständig nach dem Geschmack seiner Entstehungszeit wiederhergestellt und reich an kunstvollen Wandverzierungen, von denen die Freskomalereien von Heinrich Schneider hervorzuheben sind.
Sehenswert sind besonders der Waffensaal, geschmackvoll geordnet und nicht arm an historisch wichtigen
Stücken (wie
Thomas
Münzers
Schwert etc.), das Lutherzimmer (mit den Bildnissen der berühmtesten
Reformatoren und dem der
Katharina v.
Bora) und
die Gewehrkammer; auch enthält der
Bau eine reiche Kupferstichsammlung (über 200,000
Blatt),
[* 10] eine
Autographen- und eine
Münzsammlung. Die sogen.
Hohe
Bastei auf der
Feste gewährt einen umfassenden Rundblick. In der
Nähe von Koburg
sind ferner bemerkenswert:
die
Kapelle und die
Platte mit schönen Spaziergängen, der Eckardtsberg, die herzoglichen Lustschlösser
Kallenberg und
Rosenau,
das
Palais des verstorbenen
Herzogs Ernst von
Württemberg
[* 11] und das Dorf
Neuses, der ehemalige
Wohnsitz des
Dichters
Rückert mit dessen Kolossalbüste (von
Conrad). -
Namen und Ursprung soll die Stadt von der
Feste Koburg
haben, die zur
Zeit König
Heinrichs I. erbaut sein soll; der Stadt Koburg
selbst geschieht erst in einer
Urkunde von 1207 Erwähnung.
Seit 1245 war sie Sitz einer
Linie der
Grafen von
Henneberg und ging zu Ende des 14. Jahrh. durch
Heirat
an die
Markgrafen von
Meißen
[* 12] über. Unter dem
Herzog
Johann
Ernst von
Sachsen wurde 1547 die
Residenz in die Stadt verlegt, das
Bergschloß, auf dem sich
Luther während des
Reichstags zu
Augsburg
[* 13] 1530 aufhielt, zu einer
Festung
[* 14] umgewandelt.
Militärische Bedeutung hatte dieselbe noch zur Zeit des Dreißigjährigen
Kriegs, wo sie 1632 tapfer gegen
Aldringer und
Wallenstein
verteidigt wurde und erst nach viermonatlicher Belagerung sich 1635 dem kaiserlichen
General
Lamboy übergab.
Kurz nach
Johann
Kasimirs
Tod verlor Koburg
die
Residenz und erhielt sie erst 1735 für längere Zeit zurück. Durch den Einfluß
des
Prinzen
Friedrich
Josias von Koburg
wurde die 1806 von den
Franzosen über Koburg
verhängte
Plünderung verhindert.
Vgl. v. Zehmen,
Die
Feste Koburg
(kriegsgeschichtlich, Gotha 1856);
Genée, Stadt und
Feste Koburg
(Kob. 1866);
Wittmann, Koburg
, Stadt und
Feste, nebst Umgegend
(das. 1882).