Titel
Kobell
,
1)
Ferdinand,
Maler und Kupferstecher, geb. zu
Mannheim,
[* 2] studierte anfangs in
Heidelberg,
[* 3] bis er durch
ein Landschaftsgemälde dem
Kurfürsten von
Bayern
[* 4] bekannt und durch denselben in den
Stand gesetzt wurde, ausschließlich seiner
Neigung zur
Malerei zu leben. Er begab sich zur weitern Aasbildung nach
Paris
[* 5] und ward 1798 Kabinettsmaler
und
Direktor der
Galerie zu
Mannheim. Er starb in
München.
[* 6] Seine Gemälde, meist in
Berchems
Manier gemalt, zeichnen
sich durch effektvolle Behandlung, der ein glückliches Naturstudium zu
Grunde liegt, wie durch fleißige Ausführung, seine
radierten
Blätter durch Leichtigkeit der
Darstellung aus. Von seinen
Radierungen, etwa 300, gab Frauenholz
in
Nürnberg
[* 7] 1809 eine Sammlung heraus unter dem
Titel:
»Œuvres complétes de F. Kobell«
, eine solche von 178 Blättern
Kugler (Stuttg.
1842). Das Verzeichnis seiner
Arbeiten verfaßte
S. v.
Stengel
[* 8] (Nürnb. 1822).
2)
Franz,
Maler,
Bruder des vorigen, geb. 1749 zu
Mannheim, bildete sich erst in
Mainz
[* 9] für den Kaufmannsstand
aus, kehrte aber nach vier
Jahren nach
Mannheim zurück, um sich der
Kunst zu widmen.
Kurfürst
Karl
Theodor sandte ihn 1776 nach
Italien,
[* 10] wo sich Kobell
mit
Studien nach der
Natur und nach Baudenkmälern bis 1785 beschäftigte; er lebte dann in
München, wo
er als Hofmaler 1822 starb. Die Zahl seiner
Landschaften in
Öl ist äußerst gering, die seiner
Handzeichnungen
aber beläuft sich auf 20,000
Blätter.
3) Hendrik, holländ. Maler, geb. 1751 zu Rotterdam, [* 11] malte und radierte Marinen, welche sich durch Gewandtheit der Ausführung und Lebendigkeit der Schilderung auszeichnen, und starb nach längerm Aufenthalt in England 1782 in seiner Vaterstadt. - Sein Sohn Jan, geb. 1782 zu Utrecht, [* 12] bildete sich bei W. R. van der Wall, vornehmlich aber durch Studien nach Paul Potter zum Tier- und Landschaftsmaler aus und starb in Amsterdam. [* 13]
4)
Wilhelm von,
Maler und Radierer, Sohn von Kobell
1), geb. zu
Mannheim, war
Schüler seines
Vaters, studierte dann die Werke der
Mannheimer und
Düsseldorfer
Galerie, besonders die von
Wouwerman,
und ward 1808
Professor an der
Akademie der
Künste zu
München, wo er, in den
Ruhestand versetzt, starb. Man hat von
ihm Schlachtenbilder,
Landschaften, Tierstücke u. a. Im Bankettsaal des Festsaalbaues führte er einen
Cyklus von Schlachtenszenen aus. Seine
Zeichnung ist sehr gewissenhaft, doch leiden seine größern
Bilder an trockner Behandlung.
Lebendiger sind seine
Radierungen und seine Aquatintablätter nach andern
Meistern.
5)
Franz,
Ritter von, Mineralog und Dichter, Sohn
Franz v. Kobells
(geb. 1779,
gest. 1850 als
bayrischer
Staatsrat), Enkel von Kobell
1), geb. zu
München, studierte in
Landshut
[* 14] besonders
Mineralogie und
Chemie, wurde 1823
Adjunkt
beim
Konservatorium der mineralogi
schen Staatssammlungen zu
München, 1826
Professor der
Minerale gie daselbst, 1849
Konservator
der mineralogi
schen Staatssammlungen und starb in
München. Kobell
ist als einer der vorzüglichsten
Vertreter der eigentlich mineralogi
schen und kristallographischen
Zweige der
Anorganologie anzusehen;
er bereicherte die Mineralogie durch viele Untersuchungen, durch die Erfindung des Stauroskops (1855) und mehrere wichtige neue Methoden. Er schrieb: »Charakteristik der Mineralien« [* 15] (Nürnb. 1830-31, 2 Bde.);
»Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittels chemischer Versuche« (Münch. 1833, 12. Aufl. 1884; in viele fremde Sprachen übersetzt);
»Grundzüge der Mineralogie« (Nürnb. 1838);
»Die Mineralogie, leichtfaßlich dargestellt« (das. 1847; 5. Aufl., Leipz. 1878);
»Skizzen aus dem Steinreich« (Münch. 1850);
»Die Mineralogie, populäre Vorträge« (Frankf. 1862);
»Die Mineralnamen und die mineralogische
Nomenklatur«
(Münch. 1853);
»Die
Galvanographie« (deren Erfinder
Kobell
ist; das. 1842, 2. Aufl. 1846);
»Über die Bildung galvanischer Kupferplatten« (das. 1851);
»Geschichte der Mineralogie« (das. 1864);
»Zur Berechnung der Kristallformen« (das. 1867).
Als Dichter und namentlich als Volksdichter zeichnet er sich, abgesehen von der Gewandtheit, die er in Behandlung zweier ganz verschiedener Dialekte besitzt, durch Phantasie, Innigkeit, Zartheit, echt komische Kraft [* 16] und einen ergötzlichen Humor aus. Es gehören hierher seine »Gedichte in hochdeutscher, oberbayrischer und pfälzischer Mundart«, die zuerst (Münch. 1839-1841) zusammen, später getrennt erschienen: »Hochdeutsche Gedichte« (das. 1852),
»Gedichte in oberbayrischer Mundart« (9. Aufl., Stuttg. 1882),
»Gedichte in pfälzischer Mundart« (6. Aufl., das. 1876);
»Schnadahüpfln und Sprüchln« (Münch. 1846);
»Oberbayrische Lieder mit ihren Singweisen« (das. 1860);
»P'älzische Gschichte« (das. 1863);
»Schnadahüpfln und Geschichtln« (das. 1872);
»Der Hansl' vo' Finsterwald«, »Der schwarzi Veitl«, »'S Kranzner-Resei« (2. Aufl., das. 1876);
»Oberbayrische Volksstücke« (2. Aufl., das. 1879).
Noch veröffentlichte er: »Die Urzeit der Erde«, Gedicht (Münch. 1856);
»Wildanger, Skizzen aus dem Gebiet der Jagd und ihrer Geschichte« (Stuttg. 1859);
»Erinnerungen in Gedichten und Liedern« (Münch. 1882).
Vgl.
Luise v. Kobell
,
Franz v. Kobell
(Münch. 1884);
Haushofer, F. v. Kobell
, eine
Denkschrift (das. 1884).