Knorpel
[* 1] (Cartilago), eine Art des
Bindegewebes im tierischen
Organismus, ist meist fest, leicht zu durchschneiden, auf
der Schnittfläche glatt und gleichartig, sehr elastisch und biegsam, von schwach bläulicher oder gelblicher
Farbe. Er ist
sehr reich an
Wasser (66 Proz.), schrumpft beim
Trocknen zu einer hornähnlichen
Masse ein, quillt im
Wasser
wieder auf und widersteht der
Fäulnis sehr lange. Bei längerm
Kochen mit
Wasser löst er sich zu einer gallertähnlichen
Masse,
dem
Knorpelleim
(Chondrin, s. d.), auf; seine
Asche enthält viel kohlensaures und schwefelsaures
Natron und bei weitem weniger
Erdsalze. Der feinere
Bau der Knorpel
ist sehr einfach. Es sind nämlich in ihm gleichmäßig rundliche
Zellen
(sogen. Knorpel
zellen) verbreitet und mit einer von ihnen selbst ausgeschiedenen, oft sehr umfangreichen
Zwischensubstanz umgeben. Nach dem Verhalten der letztern unterscheidet man mehrere
Arten Knorpel
, zwischen denen jedoch Übergänge
vorkommen. Die hyalinen Knorpel
[* 1]
(Fig. 1) besitzen eine gleichmäßige, glasartige Zwischensubstanz
und kommen beim
Menschen in großer
Ausdehnung
[* 2] vor (die Knorpel
des
Kehlkopfes, mit Ausnahme des Kehldeckelknorpels
,
ferner die Knorpel
der
Luftröhre u. der
Bronchien, die Gelenkknorpel
, die
Rippen- und Nasenknorpel
). Die Faserknorpel
[* 1]
(Fig. 2) sind
dadurch charakterisiert, daß ihre Grundsubstanz gefasert ist, u. daß sie beim
Kochen nicht
Chondrin, sondern gewöhnlichen
Leim geben; ihre
Farbe ist mehr gelblich oder weißgelb.
Beim
Menschen bilden sie die Zwischengelenkknorpel
(am
Knie, zwischen
Schlüsselbein und
Brustbein etc.).
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Hyalinknorpel
a Knorpelzellen, c Grundsubstanz.]
Knorpelfische - Knortz

* 3
Seite 9.886.
[* 1]
^[Abb.: Fig. 2. Faserknorpel
a Knorpelzellen, b
Fasern.]
¶
Festigkeit [unkorrigie
![Bild 56.705: Festigkeit [unkorrigiert] Bild 56.705: Festigkeit [unkorrigiert]](/meyers/thumb/56/56_0705.jpeg)
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Festigkeit.mehr
die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern und die sehnig-knorpelige
Masse der Symphysen und Synchondrosen überhaupt. Die
Netzknorpel
, auch gelbe oder elastische Knorpel genannt, sind solche, deren Zwischensubstanz aus einem dichten Filz oder Netz feinster,
elastischer Fäserchen besteht. Sie haben eine lebhaft gelbe Farbe, sind sehr weich und elastisch und finden sich
beim Menschen fast nur in der Ohrmuschel und dem Kehldeckel vor. (Als pathologische Bildung gibt es noch den Gallertknorpel.
Derselbe hat die Konsistenz einer festen Gallerte; manchmal ist er viel weicher, fast zerfließend, stark transparent. Er besteht
aus Knorpel
zellen und einer schleimreichen Grundsubstanz.) - Die Ernährung der Knorpel
geschieht von der festen,
an Blutgefäßen reichen Faserhaut (dem sogen. Perichondrium) aus, welche sie umgibt; doch befinden sich in ihnen selbst feine
Bahnen (Saftbahnen), welche zwar nicht für die Blutkörperchen,
[* 4] aber für die Blutflüssigkeit durchgängig sind. Nerven
[* 5] und
Lymphgefäße mangeln dem Knorpel gleichfalls. - Verwendung finden die Knorpel im Körper wegen ihrer Festigkeit
[* 6] als
Stützen weicher Organe; auch sind manche Knochen
[* 7] zuerst eine Zeitlang knorpelig.
Überhaupt haben die hyalinen Knorpel eine gewisse Tendenz, zu verkalken und zu verknöchern; namentlich tritt diese Umwandlung im Alter und sehr häufig infolge entzündlicher Ernährungsstörungen des Knorpels ein. Wird ein Knorpel durch mechanische Gewalt, durch Eiterung oder Blutergüsse von seiner Knorpelhaut abgetrennt, so stirbt er ab, ähnlich wie beim Knochenbrand [* 8] (s. d.). Knorpelbrüche und andre Durchtrennungen der echten Knorpel heilen auf die Weise, daß eine faserige (nicht hyaline) Gewebsmasse die Bruchenden etc. miteinander verbindet. S. auch Knorpelgeschwulst. - Unter den wirbellosen Tieren besitzen nur die Tintenschnecken [* 9] echten Knorpel, welcher in Gestalt einer Kapsel das Gehirn [* 10] derselben umgibt; knorpelartige Bildungen finden sich außerdem noch bei manchen niedern Tieren.