Knochenkohle
,
Spodium, bei Luftabschluß geglühte
Knochen. Die Knochenkohle
findet besonders Anwendung in der
Zuckerfabrikation zur Filtration. Man entzieht den ausgelesenen
Knochen
[* 2] das Fett und unterwirft sie dann der Verkohlung in
Töpfen und geschlossenen Ofenräumen, seltener in
Röhren
[* 3] oder
Retorten. Im erstern Falle wird die
Heizung
[* 4] zum großen
Teil
durch die
Verbrennung der sich bildenden
Gase
[* 5] erzielt, welche im andern Falle
meist ungenutzt entweichen,
in allen Fällen aber einen sehr unangenehmen
Geruch verbreiten.
Die erhaltene
Kohle wird, wenn die
Knochen nicht schon vorher zerkleinert worden waren, zwischen
Walzen gebrochen, worauf dann
die verschiedenen
Körnungen durch
Siebe getrennt werden. Die zum Gebrauche fertige Knochenkohle
enthält im Durchschnitt
neben der Feuchtigkeit 10 Proz. stickstoffhaltige
Kohle, 78 Proz. pbosphorsauren und 8 Proz. kohlensauren Kalk.
Der in diesen
Salzen äußerst fein verteilte
Kohlenstoff (s. d.) vermag infolge seiner Porosität viele
Stoffe, wie Kalk, Kalkverbindungen,
Salze und namentlich färbende und riechende
Stoffe aus Lösungen aufzunehmen und diese also in mehrfacher Hinsicht zu
reinigen, namentlich zu entfärben. Um Zuckersäfte dieser Wirkung zu unterwerfen, bedient man sich der Knochenkoh
lefilter,
deren stets eine gewisse Anzahl miteinander zu einer sog.
Batterie verbunden sind. Es sind dies eiserne Cylinder von verschiedener
Höhe (bis 8 m) und
Breite
[* 6] (bis 2 m Durchmesser), welche mit den erforderlichen Rohrleitungen, Hähnen
und
Verbindungen versehen und mit gekörnter Knochenkohle
angefüllt sind.
Sie werden mit heißem Saft oder Klärsel beschickt, die dann weiter unter Druck hindurchgeleitet werden. Nachdem die Kohle eine Zeit lang in den Filtern gedient hat, verliert sie die Eigenschaft, die entfärbende Wirkung weiterhin auszuüben: sie ist erschöpft; die Filter werden dann entleert und die Kohle durch eine geeignete Behandlung wieder wirksam gemacht. Diese Arbeit, welche wesentlich eine Reinigung der Kohle von den aufgenommenen fremden Stoffen ist, nennt man Wiederbelebung; sie umfaßt im wesentlichen folgende Arbeiten: Behandeln mit Salzsäure, Gärenlassen, Auswaschen, Ausdämpfen, Trocknen und Glühen, auch Auskochen mit Sodalauge. Die Dauer der Wiederbelebungsarbeiten beträgt 5-10 Tage.
Man hat jetzt mehr und mehr gelernt, die in der Fabrikation des Rohzuckers zu entbehren. Man stellt sogar manche
Arten
Verbrauchszucker
ohne Knochenkohle
dar; allein derselbe besitzt dann nicht alle Eigenschaften des feinern Zuckers. Es ist daher die
allerdings teurere Anwendung der Knochenkohle
noch überall da geboten, wo es sich um die Gewinnung
von wirklich feinem, reinem und reinlichem Zucker
[* 7] handelt.