Knochenfraß
oder Beinfäule (Caries), eine mit Eiterung und Jauchung verbundene Verschwärung der Knochen [* 2] (Knochengeschwür), die sich häufiger in schwammigen als in festen Knochen findet und dieselben Ursachen hat wie die Verschwärung anderer Gewebe, [* 3] oder auch durch Syphilis oder Skrofulose veranlaßt ist. Der Knochen wird hierbei ganz allmählich zerstört, indem das Knochengewebe entweder Schicht für Schicht von der freien Oberfläche her in einen feinen molekularen Detritus zerfällt (sog. Molekularnekrose des Knochens) oder, was häufiger, durch wuchernde, vom entzündeten Knochenmark oder von den Blutgefäßen der Knochenrinde ausgehende Fleischwärzchen zerstört wird (malacische oder fungöse Karies).
Ist mehr oder minder reichliche
Eiter- und Jauchebildung mit der
Knochenverschwärung verbunden, so spricht man von feuchtem
Knochenfraß
(caries
humida), im Gegensatz zum trocknen Knochenfraß (caries sicca), bei welchem der zerfallene
Knochen sofort aufgesaugt wird, ohne daß Knochenjauche zum Vorschein kommt. Seinen Ausgang nimmt der
Knochenfraß
gewöhnlich von vernachlässigten und verschleppten
Entzündungen und
Vereiterungen der Weichteile, insbesondere der Gelenkteile,
welche allmählich auf den
Knochen übergreifen, seltener von
Knochenhaut- oder
Knochenmarkentzündungen, die viel häufiger
zum
Knochenbrand
[* 4] führen.
Man erkennt den Knochenfraß
an der oft beträchtlichen Anschwellung und
Austreibung des kariösen
Gliedes, an der
Steifigkeit und Schmerzhaftigkeit des benachbarten
Gelenks und an dem Vorhandensein von mehr oder minder zahlreichen Fistelgängen,
die eine dünneiterige, mißfarbige und übelriechende, häufig mit sandartigen Knochenpartikelchen vermischte Flüssigkeit
absondern; dringt der
Arzt mit einer metallenen
Sonde in einen derartigen Fistelgang ein, so stößt er
auf den rauhen, morschen und erweichten
Knochen, der von seiner
Beinhaut entblößt ist. Die
Krankheit, welche sich vorzugsweise
bei
Kindern und skrofulösen jungen Leuten findet, nimmt meist einen chronischen, über viele
Monate, selbst Jahre und Jahrzehnte
dauernden Verlauf und erfordert zu ihrer
Heilung außer der Kräftigung der Konstitution durch gute Nahrung,
den Genuß frischer und reiner Luft und warmer
Bäder nicht selten die operative Entfernung
(Resektion) der kariösen Knochenteile.
Knochenbrand, Knochennekrose (Nekrosis) nennt man dagegen das Absterben eines Knochens oder Knochenteils, welches häufiger kompakte als schwammige Knochen befällt, und wobei der abgestorbene Knochen gewöhnlich nicht die geringste Veränderung seiner Textur und Struktur erfährt. Das abgestorbene Knochenstück oder der Sequester wird oft von dem noch vorhandenen oder von der Beinhaut neu gebildeten Knochen (Toten- oder Knochenlade) eingeschlossen. In der Knochenlade finden sich in der Regel mehrere fensterartige Öffnungen, sog. Kloaken oder Knochenfisteln, durch welche der im Innern der Lade gebildete Eiter nach außen abfließt. Knochenbrand entsteht am häufigsten durch Aufhören des Blutkreislaufs und damit der Ernährung des Knochengewebes infolge von Verletzungen und Erschütterungen oder auch aus innern Ursachen (Embolie, Skrofulose, Syphilis, Typhus u. dgl.). Heilung wird erzielt durch die Se-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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questrotomie oder Nekrotomie, d. h. die operative Entfernung des abgestorbenen Stücks.
Über die sog. Phosphornekrose der Knochen s. Phosphorvergiftung.