Knaus,
Ludwig, Maler, geb. 5. Okt. 1829 zu Wiesbaden, machte seine Studien 1845-52 in Düsseldorf unter Karl Sohn und Schadow, folgte aber nicht ihrer Richtung, sondern widmete sich frühzeitig der Schilderung des Volkslebens, weshalb schon seine ersten Bilder: der Bauerntanz (1850), die Spieler (1851, in der städtischen Galerie zu Düsseldorf, eine Wiederholung im Museum zu Leipzig), der Bienenvater (1851), Alter schützt vor Thorheit nicht (1851), das Leichenbegängnis im Walde, dem ein Verbrecher begegnet (1852), die Gräfin Helfenstein bittet um Schonung ihres Gatten (1852), der Taschendieb auf dem Jahrmarkt (1852), großen Beifall fanden, wenngleich die Färbung nach der damaligen Düsseldorfer Manier dunkel und schwerfällig ist. 1852 ging er nach Paris, wo er, nur unterbrochen durch einen einjährigen Aufenthalt in Italien (1857-58), bis 1860 thätig war. Hier schuf er die Hauptbilder seiner ersten Periode: die goldene Hochzeit (1858), die Taufe (1859), den Auszug zum Tanz. Ein kleines Genrebild, die Promenade (1855), wurde für das Luxembourg-Museum angekauft. Nachdem er sich ein Jahr in seiner Vaterstadt aufgehalten, siedelte er 1861 nach Berlin über, wo er bis 1866 blieb. Dieser Zeit gehören die Bilder: die Wochenstube, der Taschenspieler, Durchlaucht auf Reisen, der Schusterjunge und der Leiermann an. Von 1866 bis 1874 lebte er in Düsseldorf, und in diese Periode fallen diejenigen Bilder,
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welche seinen Ruf als Genremaler am sichersten begründet haben: das Kinderfest (Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen, 1869, Berliner Nationalgalerie), das Leichenbegängnis in einem hessischen Dorf (1871), das Gänsemädchen (1872), in tausend Ängsten (1872), die Geschwister (1872), die Beratung Hauensteiner Bauern (1873). In diesen Gemälden spricht sich eine wahre, naive Empfindung, ein seiner Humor und eine große Mannigfaltigkeit der Charakteristik aus, welche durch ein kräftiges, natürliches Kolorit und eine scharfe, geistvolle Zeichnung unterstützt werden. Im J. 1874 wurde Knaus zur Leitung eines Meisterateliers an die Kunstakademie nach Berlin berufen. Seine schöpferische Thätigkeit litt unter dem Lehramt nicht. Auch entwickelte sich seine koloristische Virtuosität, namentlich unter dem Studium der Holländer, noch reicher. Doch verloren seine Bilder an Naivität und Unmittelbarkeit der Empfindung, und die Reflexion und das Streben nach witzigen Pointen trat mehr in den Vordergrund. Die bedeutendsten seiner Genrebilder aus dieser Zeit sind: die heilige Familie (1876, eine genreartig behandelte Ruhe auf der Flucht), die Wirtshausszene auf schlechten Wegen (1876), das widerspenstige Modell (1877), Salomonische Weisheit (1878), hinter den Kulissen (1880, Dresdener Galerie), die Bacchantin, das gehetzte Wild, ein Försterheim (1886). Knaus hat auch Porträte in genrehafter Auffassung, aber mit feinster, geistreicher Charakteristik gemalt, unter denen die von Helmholtz und Mommsen in der Berliner Nationalgalerie hervorzuheben sind, sowie einen Cyklus von Zimmerdekorationen im Watteauschen Stil. Die echt deutsche Richtung seiner Kunstanschauung gipfelt in der Schilderung des Kinderlebens, welches er mit köstlichem Humor darzustellen weiß, und in der tiefen Wahrheit, mit welcher er das Empfindungsleben der Bauern veranschaulicht. Seine Bilder haben durch Stich und Photographie eine große Popularität erlangt. Er ist königlicher Professor und Ritter des Ordens pour le mérite.