Knaus
,
Ludwig, der bedeutendste Genremaler Deutschlands, eins der Häupter der jüngern Düsseldorfer Schule, geb. zu Wiesbaden, bezog 1846 die Akademie in Düsseldorf, wo er sich bis 1852 unter Sohn und Schadow ausbildete. Dann ging er nach Paris, wo er, abgesehen von einem einjährigen Aufenthalt in Italien (1857-58), acht Jahre verweilte, die ganze Technik der modernen französischen Maler studierte und sich zu einer hohen, auch von den Franzosen anerkannten Meisterschaft emporschwang. Dort entstanden die ersten Bilder, die auch in Deutschland seinen Ruf begründeten: die goldne Hochzeit (1858), die Taufe (1859) und der Morgen nach der Kirchweih. 1860 kehrte er zurück, verweilte ein Jahr in seiner Vaterstadt, lebte 1861-66 in Berlin, dann in Düsseldorf und kam von da 1874 nach Berlin, um die Leitung eines ¶
mehr
Meisterateliers an der Akademie zu übernehmen. Seine Bilder zeugen von feinster Beobachtung der Seelenzustände, sind meisterhaft charakterisiert, oft voll von schlagendem Humor, von liebenswürdiger Heiterkeit und Gemütlichkeit und von glänzender Technik. Unter seinen ältern Bildern sind außer den oben erwähnten zu nennen: der Bauerntanz (1850), die falschen Spieler (1851, Gallerie in Düsseldorf und Museum in Leipzig), der Bienenvater, Alter schützt vor Thorheit nicht (1851), das Leichenbegängnis im Wald, die Gräfin von Helfenstein bittet für das Leben ihres Gemahls, der Taschendieb auf dem Jahrmarkt (1852), die Wochenstube, Passeier Raufer vor ihrem Seelsorger (1864), der Taschenspieler und Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen (1869, Nationalgallerie in Berlin).
Dazu kommen unter seinen Schöpfungen des letzten Jahrzehnts: Leichenbegängnis in einem hessischen Dorf (1871), Durchlaucht auf Reisen, Beratung Hauensteiner Bauern (1872), der Leierkastenmann, spielende Schusterjungen, eine heilige Familie (kein religiöses Bild, sondern nur eine ergreifende Darstellung des Mutterglücks), sodann 1876 die Wirtshausscene: auf schlechten Wegen, von erstaunlicher Kraft und Tiefe der Charakteristik, 1877 das widerspenstige Modell, 1878 Salomonische Weisheit (ein alter Trödler, der seine Enkel in das Geheimnis des Kleiderhandels einweiht) und das 1880 in Düsseldorf ausgestellte, höchst ergreifende Bild: ein Blick hinter die Kulissen in das geschminkte Elend einer wandernden Gauklergruppe (Museum in Dresden). Er ist Inhaber zahlreicher Medaillen, Ritter des Ordens pour le mérite und Mitglied der Akademien von Wien, München, Amsterdam, Antwerpen und Christiania.