Titel
Kleesamen
,
Kleesaat, bezeichnet eigentlich nur die Samen der als Kulturpflanzen allgemein gebräuchlichen Arten von Klee - Trifolium, engl. trefoil, frz. trèfle, holl. klaver (klaverzaad), oft aber auch noch die der verwandten Futterpflanzen - Melilotus oder Steinklee - engl. Honey- ¶
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Lotus, Melilot, frz. mélilot, holl. steenklaver, Luzerne- oder Schneckenklee (Monatsklee), Medicago - engl. Medic und Medick, frz. la luzerne, und die Esparsette, Hedysarum - engl. Cocks-Head, frz. l'esparsette. -
Der Kleebau ist in den Mittelmeerländern uralt, aus Nordfrankreich und den Niederlanden seit dem 15. Jahrh. bekannt, in Deutschland und weiter östlich, abgesehen von den Rheinlanden, erst etwa seit 100 Jahren allgemeiner gebräuchlich geworden; seitdem finden sich die guten Kleearten auch auf allen Wiesen und Weiden wildwachsend, sodaß man diese in kleeleere, kleehaltige und kleereiche trennt. Der Klee und seine verwandten Arten werden entweder in Reinsaat oder mit Grasgemenge - Kleegrassaat (vgl. Grassamen) auf den Feldern angebaut oder auch auf Wiesen und Weiden für Herstellung von Grasnarben ausgesäet; zu Zierrasen wird Klee nur wenig verwendet.
Die Kleearten verlangen vor allem gut kalkhaltigen, warm trocknen Boden, reiche Düngkraft (viel Kali und Phosphorsäure) und während des Wachstums guten Wechsel zwischen Regen und Sonnenschein; sie können nicht oft auf gleicher Fläche wiederkehren (Kleemüdigkeit) und nehmen den Boden ein oder zwei und auch - bei Feldgraswirtschaft - mehrere Jahre ein; Luzerne und Esparsette werden auf besondern Schlägen und zwar vieljährig gebaut. Der K. gedeiht nicht alle Jahre gleich gut und da gar nicht sicher, wo es an befruchtenden Insekten (Bienen, Wespen) fehlt.
Die Mehrzahl der Landwirte gibt sich mit der Samengewinnung gar nicht ab, sodaß der K. ein wichtiger Handelsartikel ist, welcher an vielen Plätzen verhandelt wird. Man bezieht den Samen am liebsten aus südlichern Ländern, besonders aus Frankreich, welches großartigen Handel damit treibt. Englands Einfuhr wird auf über 80000 m. Ztr. angegeben. Die Hauptländer für K. sind noch Holland und Belgien, Italien, Schlesien, Böhmen, Bayern, Baden, Württemberg und Thüringen, die Rheinlande und die Reichslande, die Hauptplätze für den Handel Berlin, Leipzig, Halle, Erfurt, Bamberg, Liegnitz, Königsberg, Mainz, Hamburg, Prag und Wien.
Der Handel an den Produktenbörsen ist Gegenstand von Zeit- und Differenzgeschäften wie beim Getreide. Aufgekauft wird K. von Händlern und direkt bei den großen Handelsgärtnern und Samenhandlungen. Der Verbrauch an K. ist ein sehr großer, der Preis ein hoher und deshalb wird auch viel Samen gefälscht oder es kommen geringwertigere Sorten mit unter die guten. Neuerdings haben die Samenkontrollstationen sich der Sache angenommen und die sichern Kennzeichen des guten K. festgestellt, vor Allem aber die möglichst gute Reinigung des K. gefördert.
Die gefährlichste Beimischung ist die mit Kleeseide. Die Samenhandlungen notieren zur Zeit: Kopfklee, rotblühend, mit 160, Steinklee, weißblühend, mit 200, Inkarnatklee mit 120, Bastardklee, schwedisch, mit 230, Luzerne, beste französische, mit 200, Esparsette (türkischer K.) mit 60 und Sandluzerne mit 300 Mk. für 100 kg. Bei Reinsaaten braucht man von Rotklee 10-20, Inkarnatklee 25-35, Weißklee 10-15, Bastardklee 8-12, Luzerne 20-40, schwed. Luzerne 9-15, Sandluzerne 30-40, Hopfenluzerne 30-32, Esparsette 170 bis 240 kg als Saatgut, Im Deutschen Reich waren 1878 bestellt mit:
Kleearten | 1897817.6 ha |
Luzerne | 232789.7 ha |
Esparsette | 128238.4 ha |
zusammen | 2258845.7 ha. |
Wiesen- und Weidenk. gab es 10.5 Mill. ha, für diese ist von genannten Pflanzen ebenfalls jährlich Aussaat notwendig, aber nur zum Teil und mit geringeren Mengen. Die Zolllisten ergeben für 1873 nur die Rubrik K. mit 123000 m. Ztr. Einfuhr und 67000 m. Ztr. Ausfuhr, als Preis 90 Mk. im Durchschnitt. -
Der Gesamtbedarf an den hierher gehörenden Sämereien ist reichlich 50 Mill. kg, von welchen jedoch nur ein Teil durch den Handel in Umsatz gebracht wird, da viele Landwirte den Bedarf sich selbst erziehen, andre direkt bei den Samenzüchtern einkaufen. Der Handelsumsatz schwankt für Ein- und Ausfuhr zwischen 20-25 Mill. kg. -
Von den 150 Arten Trifolium kommen zum Anbau in betracht:
1) Rotklee (Wiesen-, Kopf-, Saatklee) - T. pratense, engl. Cowgrass, Meadow, T. Marl. Clover - und zwar als gebauter Rotk. in den Handelssorten: Brabanter, Holländer oder Bordeaux, gelblich, Langer, grüner oder steyrischer, Normanischer und Bretagner -;
Samen rundlich, winklig, oft beilförmig, glänzend gelbrot bis violett, 1½-2¼ mm im Durchmesser;
1 hl mit 75 kg, 1 kg mit 568486 Samen, Ertrag 340-520 kg.
2) Inkarnatklee, T. incarnatum, engl. Flesh coloured T., Scarlet clover, frz. T. incarnat, t. farouche und trèfle de Roussillon. - Samen eiförmig, regelmäßig gewölbt, rötlichgelb bis rotbraun und graugrünrot, mit schwarzbraunen Schwielen und dicht anliegenden Würzelchen, 2-2.5 mm -;
1 hl = 73 kg;
1 kg = 267000 Körner;
Ertrag 420-650 kg. Sorten: dunkelgraugrün (früher und später, oder Vilmorin's später rotblühender), weiß (mit weißem Samen, früh und spät, dieser auch als Noisetts später weißer I. bekannt) und fleischrot. -
3) Weißklee, kriechender K. (Bienen-, Honig-, holländischer, Schafklee) - T. repens, engl. Clover-Flower, Creeping T., Honey-stalk, White Clover, frz. tr. rampant, tr. blanc, petit tr. d'Hollande - weiß, weißgelb und gelb blühend. - Samen hellgelb bis braunrot, oft grünlich, Würzelchen gekrümmt, 1-1.25 mm; 1 hl = 76 kg, 1 kg = 1501258 Körner, keimfähig bis 3 Jahre; Ertrag 250-500 kg. -
4) Niederliegender K. (Goldklee, kleiner Honig-, gelber Feld-, Hopfenklee und Hopfenluzerne), T. procumbens, engl. Trailing T., frz. tr. à tête de houblon. Samen stark glänzend, länglich oval, sattgelb, Würzelchen angeschmiegt; nur in England angebaut. -
5) Bastardklee (schwedischer oder Honigklee), T. hybridum, engl. Bastard T. und Alsike clover, frz. Tr. hybride, urspr. aus Schweden, „Alsike kloefver“, Samen größer als Weißklee, hell- oder dunkelolivengrün oder schmutzig rotbraun marmoriert, wenn unreif gelbgrün. Ertrag 100 ¶
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bis 200 kg.
Von den Luzernearten sind zu nennen:
1) Die gem. L. (Ewiger-, Monats-, Spargel-, Schneckenklee, burgundisches Heu), Medicago sativa, engl. Cultivated M., Purple M., True Moon Trefoil, frz. L. cultivée - Samen gelbbraun, länglich, fast bohnenförmig, etwas zusammengekniffen, matt, eckig oder schraubenförmig, auf dem Rücken oft gekielt, Würzelchen anliegend, 2.5-5 mm; 1 hl = 76 kg; Ertrag 350-450 kg.
2) Die schwedische (deutsche) oder gelbe L. (Sichel-, Ackerklee, gelber Steinklee), M. falcata, engl. Sickle podded M., Yellow M., frz. L. falciforme, Samen nierenförmig, rötlichgelb, kleiner; 1 hl = 77 kg; Ertrag 240-320 kg. -
3) Sandluzerne (bunte wechselfarbige), M. media, Samen 2 mm, gelbbraun und dunkelbraun, 1 kg = 450-600000 Körner, Ertrag 30-40 kg. -
4) Hopfenluzerne (Hopfen-, gelber Klee, Hopfenschneckenklee, Hopfenluzerne), M. lupulina, engl. Hop-like M., Nonsuch, frz. lupuline, trèfle jaune, tr. noir und L. mignonette; Samen nierenförmig, gelb, glatt, mit abstehender Spitze des Würzelchens, 1 hl = 75 kg. Ertrag 450-760 kg, 1 kg = 594000 Körner. -
Der Steinklee (Honigklee, Riesenklee), Melilotus, engl. Honey Lotus, Melilot, frz. mélilot, wird nur selten angebaut, der Samen aber oft unter andre Kleearten gemengt. Man unterscheidet den Gebräuchlichen Steinklee, Käseklee (Mottenkraut, Pferdeklee etc.) - M. officinalis, engl. Shop M., frz. M. officinal oder M. des pharmaciens. - Samen gelb bis braun, 1¾-2 mm, ähnlich Weißklee, aber kleiner. Den Weißen Steinklee (Pferdeklee), M. leucanthus, und den Blauen M. (Schabziegerklee, Mottenkraut), M. caerulea, engl. Blue M., Greater sweet scented M., frz. M. bleu, treffle miellé und tr. musquè, baume du Pérou, lotier odorant -
Die Esparsette kommt, ebenfalls in mehreren Sorten, mit den schwer trennbaren Hülsen zur Aussaat und so auch in den Handel; 1 hl wiegt so 16 kg, der Ertrag ist 20-35 hl. Der reine Samen ist 3 bis 4 mm lang, 2 mm breit, nierenförmig, hellgrün bis dunkelgrünbraun, wenn heller, noch unreif, wenn dunkler, nicht mehr keimfähig. Dauer der Keimkraft bis 4 Jahre; bestes Saatgut 2jährig. -
Fälschungen. Gegenüber den vielfachen Fälschungen, Zumischungen von wertloseren Sorten oder zu altem Samen, Unkraut etc. haben die Samenkontrollstationen besondre Tafeln mit genauen Abbildungen der echten Körner der verschiednen Kleearten herausgegeben, sowie Anleitungen zur Erkennung der Fälschungen. In England hatte sich sogar ein besonderes „Samenverfälschungsgesetz“ nötig gemacht. Gelbklee kommt unter Rotklee und Luzerne, Bibernelle unter Esparsette, ägyptischer K. unter Inkarnatklee, Weißklee unter Bastardklee, gewöhnliche Luzerne, Hopfenklee und Melilotus unter die teuerere Sandluzerne, Gelbklee und Hopfenklee unter gewöhnlicher Luzerne vor etc. Alter Samen wird durch Beizen gefirnißt, Unkraut, um die Mischung nicht zu verraten, durch Abkochen und Rösten der Keimkraft beraubt etc. „Kleekies“ ist das direkte Fälschungsmittel, sorgsam ausgesuchte, in der Farbe den Sämereien ähnliche oder künstlich gefärbte Quarzkörnchen, gefärbt mit Kienrußöl und Leinölfirnis für Rotklee, mit Chromlack für gelben Samen zur Fälschung von Weißklee, Gelbklee und Luzerne, grün durch Chromlack und Berlinerblau für Schwedischen und für Rotklee etc. Es müssen gute Sämereien schwer, voll und glänzend sein, keine verschrumpften Körner enthalten und sich mit dem Fingernagel nicht zerdrücken lassen, da sie sonst für gefeuchtet zu halten sind. Nobbe, der Begründer der Kontrollstationen (vgl. dessen „Handb. der Samenkunde“, Berlin), fand im Mittel:
fremde Beimengungen | nicht keimfähige Körner | spez. Gew. normal | |
---|---|---|---|
bei Luzerne | 4% | 24% | 1.337% |
Rotklee | 4.49 | 18 | 1.261 |
Weißklee | 7.46 | 35 | 1.308 |
Schwed. Klee | 8.54 | 39 | 1.273 |
Gelbklee | 4.43 | 35 | 1.284 |
Esparsette | 4.28 | 50 | 1.239 |
Inkarnatklee | 2.41 | 29 | |
Sandluzerne | 3.75 | 41 |
Die Prüfung der Keimfähigkeit geschieht wie bei anderm Samen durch Aufquellen und Feuchthalten bei gelinder Wärme in einem wollenen Lappen oder Erde oder mittels besondrer Apparate, Kleeprüfer etc. in Proben von 50 g, welche sorgsamst aus dem Gesamtgut zu mischen sind. S. Tarif Nr. 9 g.