Klauenseuche
wird gleichbedeutend mit
»Maul- und Klauenseuche« (s. d.) gebraucht, bezeichnet aber außerdem,
besonders in der Benennung bösartige Klauenseuche
, eine den
Schafen eigentümliche chronische
Entzündung der
Klauen mit zerstörender
Ulceration. Zuerst fangen die
Tiere an zu hinken und zwar bald nur auf einem, bald aber auf mehreren
Füßen; bei genauer Untersuchung
findet man die
Klauen dieser
Füße verdickt, vermehrt warm und beim
Druck an einer oder der andern
Stelle
sehr empfindlich.
Die Krone um die Klauen und der Zwischenraum zwischen den Klauen sind dunkler gerötet, aber sehr wenig oder gar nicht geschwollen, und bald darauf schwitzt daselbst eine seröse, später jauchige oder eiterähnliche, übelriechende Flüssigkeit aus, wobei sich kleine Geschwürchen bilden. Wenn im Innern der Klaue Eiterung entsteht, so wird das Hinken sehr stark, und zuweilen erfolgt dann eine gänzliche Ablösung einer oder beider Klauen des kranken Fußes. Erreicht das Übel an mehreren Füßen diesen hohen Grad, so magern die Tiere allmählich ab und gehen oft zuletzt an Entkräftung zu Grunde. Dabei leidet auch der Wollwuchs bei den meisten Tieren sehr bedeutend. Die Krankheit dauert in dieser Form Monate, manchmal über ein Jahr. Sie beginnt immer nur bei einzelnen Schafen und verbreitet sich allmählich über einen mehr oder ¶
mehr
weniger großen Teil der Herde. Selten leiden die Tiere an allen vier Füßen zugleich. Lämmer werden heftiger von dem Übel ergriffen als alte Schafe. [* 3] Als Ursache dieser Klauenkrankheit kennt man mit Sicherheit nur ein Kontagium. Dasselbe ist an die jauchige Flüssigkeit der Klauengeschwüre gebunden und fix. Impfungen mit demselben an den häutigen Teilen im Umfang der Klauen bringen um den 3. oder 4. Tag die ersten Entzündungsfälle und weiterhin die Krankheit selbst hervor.
Die Krankheit ist angeblich um 1826 durch Merinoschafe aus Frankreich nach Deutschland
[* 4] gebracht worden, wo sie sich dann durch
Ankauf aus den infizierten Herden nach und nach über ganz Deutschland, Ungarn,
[* 5] Polen, Rußland etc. verbreitet
hat. Nach der Ansicht einiger Tierärzte und Schafzüchter soll diese Form der Klauenseuche
auch durch Ausartung der gutartigen Klauenseuche
(vgl.
Maul- und Klauenseuche) entstehen. Die Prognose ist insofern günstig, als man eine sichere Heilung der Klauengeschwüre in
jedem Fall herbeiführen kann.
Die kranken Schafe müssen von den gesunden getrennt werden. Die Kur verlangt zuerst eine gründliche Ablösung und Entfernung aller hornigen Teile, welche bereits durch Ulceration von den Weichgebilden getrennt sind, um die Geschwüre bloßzulegen, dann aber die Zerstörung des Kontagiums und die Umstimmung der Geschwüre zu besserer Thätigkeit. Das erstere geschieht durch geschickten Gebrauch des Messers. Für die letztern Zwecke benutzt man Holzessig, eine konzentrierte Auflösung des Chlorkalks oder eine Lösung von Karbolsäure.
Neben diesen Mitteln ist kräftige, gesunde Nahrung, Reinlichkeit im Stall, besonders ein trockner, reiner Fußboden (gute Streu),
oder eine trockne Weide
[* 6] erforderlich. Wenn Schafe in sehr unreinlichen Ställen gehalten werden oder häufig
auf schmutzigen Wegen gehen müssen, so entsteht bei ihnen oft eine Erkrankung der Klauen, welche der bösartigen Klauenseuche
sehr
ähnlich, aber nicht ansteckend ist und Moderhinke genannt wird. Diese sehr häufige Krankheit wird oft mit der bösartigen
Klauenseuche
verwechselt.