Klarinette
(ital. Clarinetto, Diminutivform von
Clarino; engl. Clarionet, auch Clarinet), das bekannte,
in allen
Symphonie- und Harmonieorchestern heimische Holzblasinstrument, wird mittels eines einfachen
Rohrblattes angeblasen,
das die untere Seite des schnabelförmigen Mundstücks
(Schnabel) verschließt und wie die
Zunge der
Zungenpfeifen funktioniert
(s.
Blasinstrumente). Die Klarinette
ist ein sogen. quintierendes
Instrument, d. h. beim
Überblasen schlägt der
Ton nicht zuerst in die
Oktave, sondern in die
Duodezime
(Quinte der
Oktave) um, es fehlen ihr sämtliche geradzahligen
Töne der
Obertonreihe (s.
Klang); der Tonlöcher- und Klappenmechanismus ist daher ein komplizierterer als bei der
Flöte und
Oboe.
Die Klarinette
wurde 1690 durch
Christoph
Denner in
Nürnberg
[* 2] erfunden und hatte ursprünglich nur sieben Tonlöcher
und eine a- und b-Klappe; die Benutzung der höhern Tonlagen des
Instruments machte aber zur
Korrektur der
Intonation immer
mehr
Klappen nötig, so daß die Klarinette
jetzt gewöhnlich 8 Tonlöcher und 14 (ja 17)
Klappen hat. Die virtuose Behandlung dieses
komplizierten
Instruments ist dann freilich eine schwierige
Kunst. Der
Umfang der Klarinette
reicht von
klein e bis
viergestrichen c. doch sind die höchsten
Töne (über g''') gefährlich und kreischend, während die tiefsten immer gut sind.
Die (ziemlich schlechten) Mitteltöne
F'-b' (geschrieben) heißen
Schalmei. Die Bezeichnung Chalumeau in Klarinette
nkompositionen
bedeutet, daß die betreffende
Stelle eine
Oktave tiefer geblasen werden soll, als sie geschrieben steht.
Zur Vermeidung des
Blasens in
Tonarten, welche der Naturtonart des
Instruments sehr fern liegen, werden Klarinetten
in verschiedenartiger
Stimmung gebaut, nämlich in A,
B, C, Es und F. Für sämtliche
Arten wird aber die natürliche
Tonart als
C dur notiert, d. h.
e (der tiefste
Ton der Klarinette
) klingt auf der
C-Klarinette wie e, auf der B-Klarinette
wie d, auf der
A.-Klarinette wie cis,
¶
mehr
auf der Es-Klarinette wie g und auf der F-Klarinette
wie a. Seltener sind die noch höhern in
G und As. Im Symphonieorchester finden nur die C-, B- und A-Klarinetten
Verwendung, während die hellern, etwas schreienden
höhern in den Militärmusiken, überhaupt Harmoniemusiken im Gebrauch sind, wo sie die Rolle der Violinen
zu spielen haben. Es hat aber fast den Anschein, als wolle die B-Klarinette
alle übrigen aus dem Symphonieorchester verdrängen;
die außerordentliche Vervollkommnung des Instruments durch Stadler, Iwan Müller und Klosé mit teilweiser Applikation des Böhmschen
Flötenmechanismus ermöglicht das reine Spiel in allen Tonarten, und unsre vortrefflichen Orchesterklarinettisten bewältigen
nicht nur die Schwierigkeiten der Applikatur, sondern transponieren vom Blatt
[* 4] weg, was für A- oder C-Klarinette
geschrieben ist, für B-Klarinette.
Berühmte Klarinettisten älterer und neuerer Zeit sind: Beer, Tausch, Yost, Lefèvre, Blasius, Blatt, Bärmann (Vater und Sohn),
Berr, Val. Bender, Iwan Müller, Klosé, Blaes. Berühmte Schulwerke verfaßten Blatt, Bärmann (Sohn), Berr, Iwan
Müller, Klosé u. a. Zur Familie der Klarinette
gehören die größern (tiefern) Instrumente: a) Altklarinette
(Baritonklarinette
)
in F und Es, eine Quinte tiefer klingend als die in C und B; die Altklarinette ist nie zu großer Verbreitung gelangt, wohl
aber das nur wenig von ihr verschiedene Bassetthorn (s. d.); b) Baßklarinette, eine Oktave tiefer klingend
als die Klarinette, gewöhnlich in B, seltener in C stehend, bei Wagner auch in A. Die Baßklarinette hat ganz den vollen, weichen
Ton der Klarinette und unterscheidet sich daher sehr vorteilhaft vom Fagott. - Als Orgelstimme ist Klarinette 8 Fuß eine Zungenstimme von ziemlich
sanfter Intonation, Clarionet-Flute (engl.) dagegen eine Art Rohrflöte (gedeckte Labialstimme mit Löchern
im Stöpsel).