Kirchenväter
(lat. Patres Ecclesiae, auch Doctores Ecclesiae, Kirchenlehrer), nach dem Sprachgebrauch der protestantischen Theologie die Männer, welche die Träger [* 2] des kirchlichen Bewußtseins vom 2. Jahrh. an bis zum 6. Jahrh. n. Chr. waren, während die katholische Theologie ihre Reihe bis ins 13. Jahrh., selbst bis zum Tridentinum, fortführt. Der Kenntnis ihres Lebens und ihrer Schriften widmet sich die theologische Disziplin der Patristik oder Patrologie.
Unter diesen Kirchenvätern
gelten als
Kirchenlehrer im eminenten
Sinn (per eminentiam): die griechischen
Väter
Athanasius,
Basilius,
Gregor von Nazianz und
Chrysostomos und die lateinischen
Ambrosius,
Hieronymus,
Augustinus und
Gregor
d. Gr. Dazu kommen als
Kirchenlehrer im gewöhnlichen
Sinn:
Leo d. Gr.,
Hilarius von
Poitiers,
Johannes Damascenus,
Petrus Chrysologus,
Isidor von
Sevilla,
[* 3]
Petrus
Damiani,
Anselm von Canterbury, der heil.
Bernhard,
Thomas von Aquino,
Bonaventura und seit 1871 auch
Alfons von
Liguori, endlich seit 1877
Franz von Sales.
Unterschieden werden von den Kirchenvätern
nach katholischem Brauch die
Kirchenschriftsteller
(Scriptores ecclesiastici),
deren
Orthodoxie nicht in allen
Punkten feststeht, wie Tertullian,
Clemens von Alexandria und
Origenes. Von Gesamtausgaben der
Kirchenväter
sind besonders
zu nennen: »Maxima bibliotheca veterum patrum«
(Leid. 1677, 27 Bde.; darin die griechischen
Schriften in lateinischer Übersetzung);
Gallandis »Bibliotheca veterum patrum« (Vened. 1765-81, 14 Bde.);
Mignes (s. d.) in Paris [* 4] seit 1844 erscheinender »Patrologiae cursus completus«.
Eine Fortsetzung liefert
Horoy: »Medii aevi bibliotheca patristica sive patrologia ab anno 1216 usque ad
concil. Tridentinum«; 1.
Serie:
»Doctores eccl. lat.« (Par. 1879 ff.).
Eine auf Vergleichung aller bekannten
Handschriften beruhende
Ausgabe liefert die
Wiener
Akademie als
»Corpus
scriptorum ecclesiasticorum latinorum«
(Wien
[* 5] 1866-86, Bd. 1-14). Eine Auswahl in deutscher Übersetzung
bietet die von Reithmayr und Thalhofer herausgegebene
»Bibliothek der Kirchenväter«
(Kempten,
[* 6] seit 1869).