Kirchenlehrer
,
s. Kirchenväter.
Kirchenlehrer
81 Wörter, 645 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Kirchenlehrer,
s. Kirchenväter.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Kirchenlehrer
(lat. doctores ecclesiae), nach kath. Sprachgebrauch zu unterscheiden von den Kirchenvätern (s. d.) als die hervorragendsten Träger [* 2] der reinen Lehre [* 3] unter den letztern selbst sowie unter den Theologen des Mittelalters.
Von alten Theologen zählt die röm.-kath. Kirche zu ihnen die Lateiner Ambrosius, Augustinus, Hieronymus, Leo d. Gr., Gregor d. Gr., Hilarius;
die Griechen Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz, Chrysostomus, Cyrillus von Alexandria;
von spätern Theologen gehören zu den Kirchenlehrer
Johannes Chrysorrhoas (Damascenus), Thomas von Aquino,
Bonaventura, Bernhard von Clairvaux u. a.
(lat. Patres Ecclesiae, auch Doctores Ecclesiae, Kirchenlehrer), nach dem Sprachgebrauch der protestantischen Theologie die Männer, welche die Träger des kirchlichen Bewußtseins vom 2. Jahrh. an bis zum 6. Jahrh. n. Chr. waren, während die katholische Theologie ihre Reihe bis ins 13. Jahrh., selbst bis zum Tridentinum, fortführt. Der Kenntnis ihres Lebens und ihrer Schriften widmet sich die theologische Disziplin der Patristik oder Patrologie.
Unter diesen Kirchenvätern gelten als Kirchenlehrer im eminenten Sinn (per eminentiam): die griechischen Väter Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz und Chrysostomos und die lateinischen Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregor d. Gr. Dazu kommen als Kirchenlehrer im gewöhnlichen Sinn: Leo d. Gr., Hilarius von Poitiers, Johannes Damascenus, Petrus Chrysologus, Isidor von Sevilla, [* 5] Petrus Damiani, Anselm von Canterbury, der heil. Bernhard, Thomas von Aquino, Bonaventura und seit 1871 auch Alfons von Liguori, endlich seit 1877 Franz von Sales.
Unterschieden werden von den Kirchenvätern nach katholischem Brauch die Kirchenschriftsteller (Scriptores ecclesiastici), deren Orthodoxie nicht in allen Punkten feststeht, wie Tertullian, Clemens von Alexandria und Origenes. Von Gesamtausgaben der Kirchenväter sind besonders zu nennen: »Maxima bibliotheca veterum patrum« (Leid. 1677, 27 Bde.; darin die griechischen Schriften in lateinischer Übersetzung);
Gallandis »Bibliotheca veterum patrum« (Vened. 1765-81, 14 Bde.);
Mignes (s. d.) in Paris [* 6] seit 1844 erscheinender »Patrologiae cursus completus«.
Eine Fortsetzung liefert Horoy: »Medii aevi bibliotheca patristica sive patrologia ab anno 1216 usque ad concil. Tridentinum«; 1. Serie: »Doctores eccl. lat.« (Par. 1879 ff.). Eine auf Vergleichung aller bekannten Handschriften beruhende Ausgabe liefert die Wiener Akademie als »Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum« (Wien [* 7] 1866-86, Bd. 1-14). Eine Auswahl in deutscher Übersetzung bietet die von Reithmayr und Thalhofer herausgegebene »Bibliothek der Kirchenväter« (Kempten, [* 8] seit 1869).