Kirchengeräte
,
im weitern Sinn alle zur innern Ausstattung einer Kirche gehörenden Möbel [* 3] und Gebrauchsgegenstände, im engern Sinne nur die zur Ausübung der gottesdienstlichen Handlungen nötigen Objekte. Kirchliche Möbel sind die Bänke und Stuhlreihen (Gestühle) für die ganze Gemeinde sowie für abgesonderte Korporationen, die Chorstühle für die Geistlichkeit, die Kanzel mit Schalldeckel, Betstühle und Betschemel, der Altar, [* 4] die Tabernakel, Sakramentshäuschen, Orgel, Taufbecken und -Steine etc. Alles Bewegliche (Stühle etc.) ist gewöhnlich von Holz, [* 5] alles Stabile (Altar, Taufstein, Kanzel etc.) meist von Sandstein, Marmor, Granit u. dgl. Die Becken, welche später in die Taufsteine eingelassen wurden, waren nebst den dazu gehörigen Deckeln von Metall.
Die Kirchengeräte
im engern
Sinn gruppieren sich um den
Altar, indem sie teils zu seinem
Schmucke gehören (Altardecke,
Paramente, Altarleuchter,
Reliquiarium,
Kruzifixe),
[* 6] teils bei heiligen
Handlungen dienen
(Monstranz,
Kelch, Weihrauchkessel,
Glocken,
Patenen, Ciborien, Aquamanilien, Kußtäfelchen, Hostienbüchsen u. a.).
Alle diese Geräte waren schon in den frühsten
Zeiten
der christlichen
Kirche Gegenstände der künstlerischen Ausschmückung, an welchen sich die
Kunst und später das Kunsthandwerk
ausgebildet und entwickelt haben.
Die kirchliche
Kunst war die Vorläuferin und der Halt der profanen
Kunst. Die verschiedenen
Techniken sind
zuerst in den
Dienst der
Kirche getreten, und insbesondere hat sich die
Goldschmiedekunst
[* 7] sowie die
Metallotechnik überhaupt
und das
Email durch die Verfertigung von Kirchengeräten
zu der
Höhe emporgearbeitet, welche diese
Zweige des
Kunstgewerbes
im 15. und 16. Jahrh. erreichten. Die ältern Kirchengeräte
, namentlich
diejenigen, welche in ältern Gotteshäusern die
Dom- oder Kirchenschätze bilden, gehören meist dem frühchristlichen oder
byzantinischen, dem romanischen und dem gotischen
Stil an.
Letzterer hat sich in Kirchengeräten
noch bis tief in die
Zeiten
der
Renaissance hinein erhalten, wo gotische
Formen neben gotischen und Renaissanceornamenten oft an demselben
Gerät auftreten.
Auch in unserm
Jahrhundert hat man bei der Anfertigung von
Kirchengeräte
den gotischen
Stil bevorzugt. Hauptsitze dieser modernen
Industrie
sind:
Köln,
[* 8]
Aachen,
[* 9]
München,
[* 10]
Wien,
[* 11]
Brüssel,
[* 12]
Mecheln,
[* 13]
Paris,
[* 14]
Lyon,
[* 15]
London
[* 16] und
Birmingham.
[* 17] Die verschiedenen
Arten der Kirchengeräte
sind aufgezählt
bei
Otte, Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen
Mittelalters (5. Aufl., Leipz. 1883-85, 2 Bde.),
und
Lübke, Vorschule zum
Studium der kirchlichen
Kunst (6. Aufl., das. 1873). Für eine künstlerische Behandlung
der Kirchengeräte
wirken die
Zeitschriften: »Christliches Kunstblatt« (Stuttg., seit 1858),