Titel
Kindermann
,
1) Ferdinand, später geadelt als Ritter v. Schulstein, kathol. Geistlicher und Schulmann, geb. zu Königswalde bei Schluckenau in Böhmen, [* 2] studierte in Prag [* 3] und wurde 1771 Pfarrer zu Kaglitz in Böhmen, wo er die damals berühmte Schuleinrichtung des Abtes v. Felbiger in Sagan, [* 4] nachdem er diese an Ort und Stelle studiert hatte, nachahmte. Neu führte er selbst den täglichen Wechsel zwischen »Lehrschule« u. »Industrieschule« ein, worin wieder er selbst viele Nachahmung fand. 1772 Dechant, 1776 Schulrat und Professor der Pädagogik zu Prag, 1777 von Maria Theresia geadelt, 1790 Bischof von Leitmeritz, starb er dort
Vgl. Aigner, Der
Volks- und
Industrieschulen-Reformator
Bischof Kindermann
(Wien
[* 5] 1867).
2) August, Bühnensänger (Bariton), geb. zu Potsdam, [* 6] begann mit 16 Jahren seine Künstlerlaufbahn als Chorist bei der Berliner [* 7] Hofoper und wurde von Spontini auch zu kleinen Solopartien herangezogen, war 1839-46 am Leipziger Theater [* 8] engagiert, wo er sich bis zum ersten Baritonisten emporarbeitete und die Freundschaft Lortzings erwarb, der den »Hans Sachs« für ihn schrieb, und gehörte seitdem als Mitglied des Münchener Hoftheaters (seit 1855 auch Oberregisseur) zu den gefeiertsten Lieblingen des Publikums. Sein sonores Organ und seine sonstigen theatralischen Talente befähigten ihn besonders zu Rollen [* 9] wie Figaro, Kaspar, Tristan (in »Jessonda«) u. a.; auch Wagners Wotan und Titurel (im »Parsifal«) fanden in ihm einen trefflichen Interpreten.