Kind
erernährung.
Die
Ernährung von
Kindern vollzieht sich im großen nach denselben Regeln wie die der Erwachsenen.
Im einzelnen jedoch zeigt der Ernährungsvorgang (s.
Ernährung) bei den
Kindern
Abweichungen von dem der Erwachsenen, die darin
begründet sind, daß der kind
liche Körper noch wächst, fortwährend neue Zellen und neue Organelemente
bildet und die Funktionen des Körpers und seiner Organe noch nicht ihre höchste Leistungsfähigkeit erreicht haben.
Letzterer Umstand macht sich besonders in den
Verdauungsorganen bemerkbar und bedingt, daß Quantität und Qualität der Verdauungssäfte
nicht genügen, gewisse Nahrungsbestandteile zu verdauen und der
Aufsaugung zuzuführen. Solche unverdauliche
Bestandteile
belästigen aber den empfindlichen Verdauungsapparat der
Kinder, erzeugen Verdauungsstörungen mit ihren
für den kind
lichen Körper viel bedenklichern Einflüssen auf den gesamten Ernährungszustand.
Dadurch, daß der kind
liche Körper fortwährend an
Masse und in den ersten Lebensjahren ganz erheblich zunimmt, wird verursacht,
daß die Nahrung des
Kindes nicht nur soviel an Nahrungsstoffen, als der augenblickliche
Stoffwechsel erheischt,
enthalten muß, sondern es muß dieselbe einen gewissen Überschuß an Nahrungsstoffen besitzen, damit der Organismus die
zum Wachstum nötige Zellbildung bethätigen und einen gewissen Vorrat an Körperstoffen zum
Ausgleich der unvermeidlichen
Schwankungen in der Nahrungszufuhr aufspeichern kann. Da zur Zellbildung ferner wesentlich eiweißartige
Stoffe und sog. Aschebestandteile
notwendig sind, so bedarf der kind
liche Körper einer relativ stärkern Zufuhr von
Eiweiß und Aschebestandteilen als der
ausgewachsene Körper.
Allen Bedürfnissen des Kindes in der ersten Lebenszeit entspricht nur die Ernährung mit Muttermilch. Sie enthält nicht nur alle Stoffe, welche der kindliche Körper benötigt, in der leicht löslichsten und leicht verdaulichsten Form, sondern auch in der entsprechenden Mischung und Menge, über die Quantitäten Milch, welche der Säugling täglich zu sich nimmt und über die in diesen Quantitäten enthaltenen Nahrungsstoffmengen giebt nachstehende Tabelle Aufschluß (nach Camerer):
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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Lebenstag | Muttermilch (g) | Eiweiß (g) | Fett (g) | Kohlehydrate (g) |
---|---|---|---|---|
1 | 10 | 0,30 | 0,36 | 0,36 |
2 | 92 | 2,81 | 3,26 | 3,35 |
3 | 247 | 7,54 | 8,76 | 9,00 |
6 | 379 | 11,57 | 13,45 | 13,81 |
9-12 | 495 | 15,12 | 17,56 | 18,04 |
18-21 | 534 | 16,31 | 18,95 | 19,46 |
31-33 | 555 | 16,95 | 19,69 | 20,22 |
46-69 | 651 | 19,88 | 23,10 | 23,72 |
105-113 | 749 | 22,87 | 26,57 | 27,23 |
161-163 | 766 | 23,39 | 27,18 | 27,91 |
In der Muttermilch verhält sich die Eiweißmenge zu der Menge der stickstofffreien Nahrungsstoffe (auf Milchzucker berechnet) wie 1:6,7, in der Kuhmilch, die reicher an Eiweißstoffen und ärmer an Fett und Milchzucker ist als die Muttermilch, wie 1:3,9. Auch hat das Eiweiß der Kuhmilch andere Eigenschaften als das der Muttermilch. Immerhin kann durch bestimmte Veränderungen, welche man mit der Kuhmilch vornimmt, ein günstigeres Verhältnis der Nahrungsstoffe geschaffen werden (durch Verdünnen der Kuhmilch mit ½ Teil 12,3 proz. Milchzuckerlösung [Soxhlet] oder mit 1 Teil einer 69 g im Liter enthaltenden Milchzuckerlösung [Hofmann-Heubner]).
Ungünstiger ist das Mischungsverhältnis der Nahrungsstoffe bei allen sog. künstlichen Kindernahrungsmitteln (s. Auffütterung der Kinder). Mit zunehmendem Alter ändert sich Menge und Mischung der Nahrungsstoffe in der Kost der Kinder wieder und nähert sich mehr und mehr der des Erwachsenen; immerhin bleibt aber noch lange Zeit hindurch die relative Nahrungsmenge und besonders die Eiweißmenge eine größere. Das hohe Eiweißbedürfnis der Kinder hat vielfach Veranlassung gegeben zu der Anschauung, man müßte den Kindern recht viel eiweißhaltige oder ausschließlich eiweißreiche Nahrungsmittel [* 3] darreichen. Dies ist ein grober Irrtum, da nach den Gesetzen des Stoffwechsels (s. d.) bei eiweißreicher Kost die Eiweißzersetzung im Körper steigt, ohne daß ein größerer Eiweißansatz stattfindet. Man muß den Kindern auch Fett und leicht verdauliche Kohlehydrate in entsprechender Menge zur Kost zumischen und auch an dem von den Kindern so sehr begehrten Zucker [* 4] nicht zu viel sparen.
Wegen der geringern Leistungsfähigkeit des kindlichen Verdauungsapparates ist es notwendig, bei der Auswahl der
Nahrungsmittel auf die schwerverdaulichen besonders zu achten, ferner die Zahl der Mahlzeiten zu erhöhen (5 statt 3) und
namentlich bei den kleinern Kindern die zuträglichen Temperaturen der Speisen einzuhalten. Von den stärker reizenden Genußmitteln,
namentlich von den alkoholischen Getränken, soll in der Kinderernä
hrung so wenig wie möglich Gebrauch gemacht werden.