Kinderbewa
hranstalten,
Kleinkinderschulen, Anstalten, in welchen kleine Kinder, deren Eltern den Tag über außer dem Hause ihren Broterwerb suchen müssen, Wartung und Pflege finden. Bereits Pestalozzi empfiehlt die Einrichtung von Kinderhäusern oder Not- und Hilfskinderschulen warm in seiner «Lienhard und Gertrud». Pfarrer Oberlin in Steinthal im Elsaß richtete in seinen Gemeinden 1779 mehrere derartige Anstalten ein. Im J. 1802 errichtete die Fürstin Pauline von Lippe-Detmold in Detmold [* 2] eine solche Anstalt, die besonders vielen andern zum Muster gedient hat.
Gefördert wurden die Bestrebungen am Anfange des 19. Jahrh. namentlich in England, wo unter anderm der Schotte Robert Owen (s. d.) 1800 in seiner Fabrik zu New-Lanark eine Pflegeanstalt für die Kinder seiner Arbeiter einrichtete, und Vereine, wie die von Brougham gegründete Infant-School Society, dafür eifrig thätig waren. Von hier aus empfing auch Deutschland [* 3] wieder neue Anregung; Privatpersonen, Frauenvereine, die kath. weiblichen Orden, [* 4] die Innere Mission in der evang. Kirche riefen zahlreiche derartige Anstalten ins Leben; Gemeinden und Regierungen nahmen sich der Sache an, und hervorragende Pädagogen, wie Niemeyer, Türk, Schwarz, Zerenner, Diesterweg, traten dafür ein.
Neuerdings hat der
Oberlin-Verein in Nowawes bei
Potsdam
[* 5] wieder vielfach Anregung zur Gründung von Kinderbewa
hranstalten gegeben durch das «Oberlin-Blatt.
Zeitschrift für Kleinkinderpflege und Gemeindepflege». Anstalten zur Ausbildung von Pflegerinnen an Kinderbewa
hranstalten bestehen
in
Kaiserswerth, Nonnenweiler
(Baden),
[* 6] Großheppach
(Württemberg),
[* 7]
Darmstadt,
[* 8] Neuendettelsau
(Bayern),
[* 9]
Breslau,
[* 10]
Frankenstein in
Schlesien,
[* 11] Nowawes bei
Potsdam u. s. w. (S. auch Krippe.) -
Vgl. Diesterweg, Der Unterricht in der Kleinkinderschule (5. Aufl., Bielef. 1852);
Leyrer, Die christl. Kleinkinderpflege (Stuttg. 1879);
Ranke, Die Gründung, Unterhaltung und Leitung von Krippen, Bewahranstalten und Kleinkinderschulen (7. Aufl., Elberf. 1887).