Ndscharo, große, isolierte vulkanische Bergmasse in
Ostafrika, unter 3° 6' südl.
Br. und
35° 3' östl. L. v. Gr., im Gebiet der
Deutsch-OstafrikanischenGesellschaft, etwa 300 km westlich vom
HafenMombas, gelegen.
Der Kilima Ndscharo bezeichnet das Südende der großen Erhebungslinie, welche im N. mit dem Bergriesen
Kenia (s. d.) abschließt. Er besteht
aus zwei domförmigen, durch eine Einsenkung voneinander getrennten Gipfeln, einem höhern westlichen,
dem Kibo, und einem etwas niedrigern östlichen, dem Kimawendsi, und wurde zuerst 1848 von
Krapf und
Rebmann von fern gesehen.
Ihr
Bericht, daß der
Berg mit ewigem
Schnee
[* 2] bedeckt sei, wurde durch
v. d.
Decken, der ihn 1861 bis zu 2314 m
Höhe und 1862 mit
Kersten bis zu 4236 m
Höhe bestieg, als richtig erwiesen; doch wurde die
Schneegrenze nicht erreicht. Den östlichen Gipfel
berechnete
v. d.
Decken zu 5239, den westlichen zu 6116 m. Die
Schneegrenze steigt beim Kibo bis zu 4700 und selbst bis zu 3600 m
Höhe herab; darüber endigt jeglicheVegetation. Der
MissionärNew bestieg den Kilima Ndscharo 1871,
Hildebrandt sah
ihn aber 1877 nur von fern.
Dagegen wurde er von den Engländern
Thomson 1883 und
Johnston 1884 bestiegen; der letztere hielt sich längere Zeit an seinem
Abhang in der
LandschaftDschagga auf. Nach
Thomsons Berechnung ist der Kibo 5746, der Kimawendsi 4944 m
hoch;
Johnston fand den Kibo, auf welchem er bis zu 4940 m
Höhe empordrang, 5730 m hoch.
(Kilima in der Suahelisprache = Berg, ndjaro = böser Geist), die höchste ErhebungAfrikas, an der Nordostgrenze
von Deutsch-Ostafrika. Das 6130 (nach HansMeyer 5998) m im höchsten Gipfel erreichende Gebirge steigt in der südwärts gelagerten
größern Hälfte in drei Terrassen von abnehmender Breite
[* 4] empor und senkt sich im nördl. Teil in einem
Zuge abwärts. Viele einschneidende Thäler führen an der Südseite in die höher gelegenen Zonen.
Die unterste breiteste Terrasse, das Dschaggaland (s. Dschagga), liegt als treffliches Kulturland zwischen 1000 und 1800 m;
ihm folgt zwischen 2000 bis 3500 m eine riesige Urwaldregion, an die sich eine Wiesenzone mit Gebüsch
bis 4000 m anschließt. Auf der zweiten Terrasse erstirbt bei 4500 m alle Vegetation; die untere Schneegrenze beginnt zwischen 4600 und 4900 m.
Auf der dritten Hochfläche, 4800 m, ruhen der Eisdom des Kibo (der «Helle») und die gegen 5545 (nach
H. Meyer 5355) m hohen, furchtbar zerklüfteten Lavafelsmassen des Kimawensi (der «Dunkle»),
beide getrennt durch einen Sattel
mit sechs Kegeln. Der Kibo schließt mit einem von Schnee und Eis
[* 5] bedeckten mauerartigen Kraterrand (5860 m) ab, aus dem vereinzelte
Felskegel, wie die (von HansMeyer benannte) Kaiser-Wilhelm-Spitze (6010 m), hervorragen, und der eine 2 km
breite und 200 in tiefe Senkung mit einem erloschenen Auswurfhügel
und einem mächtigen, nach W. verlaufenden Gletscherstrom
umschließt. Die Gesteinsmasse bilden Trachyt, Basalt, Andesit. AlleGewässer, die nach S. abfließen, sammeln sich im Flußbett
des Pangani (s. d.); im O. entspringen die Quellen des Tzavo, eines Nebenflusses des Sabaki. (Hierzu Karte:
Kilima-Ndscharo.) Auf der Südseite im Dschaggalande befinden sich die deutschen StationenMoschi und Marangu. – Die Existenz
eines Schneeberges im äquatorialen Afrika
[* 6] wurde zuerst von dem Missionar Rebmann 1848 entdeckt.
Von der Decken erstieg ihn 1861 und 1862 bis zu 4600 m, Charles New erreichte 1871 die Schneegrenze; H.
H. Johnston machte 1884 während eines längern Aufenthalts in der Höhe von 3350 m Exkursionen bis zu den Schnee- und Lavafeldern
und untersuchte Flora und Fauna eingehend; GrafTeleki und Ritter von Höhnel gelangten 1887 am Kibo bis zur Höhe von 4800 m.
HansMeyer war nach einem (1887) nicht ganz geglückten Versuch der erste Europäer,
welcher im VereinmitL. Purtscheller die höchste Spitze des Kibo erreichte. Am 13., 15. und 21. Okt. unternahm er
die Besteigung des Kimawensi von verschiedenen Seiten, ohne jedoch die höchste Felsenzinne erklettern zu können. –
Vgl.
H. H. Johnston, The Kilima-njaro Expedition (Lond. 1885; deutsch Lpz.
1886);