Kieselschwämme
(Silicospongiae), Seeschwämme oder Spongien (s. d.), deren Skelettelemente nicht wie bei den Badeschwämmen aus Hornfasern, sondern aus Kieselsäure bestehen. Die meist sehr kleinen Hartgebilde, welche entweder isoliert in die Schwammsubstanz eingebettet sind oder zu umfangreichern Gerüstmassen vereinigt vorkommen, bieten eine für die zahlreichen Arten sehr charakteristische, überaus große Mannigfaltigkeit von meist sehr zierlichen Formen, die als Nadeln, [* 2] Anker, [* 3] Sterne, Doppelhaken, Keulen, Kandelaber [* 4] u. s. w. auftreten und in der Systematik dieser Tiere verwertet werden.
Nach der Gestalt und Gruppierung der Skelettgebilde werden die in mehrere Untergruppen geteilt, welche als Monaktinelliden, Tetraktinelliden, Lithistiden und Heraktinelliden bezeichnet werden. Die Monaktinelliden haben nur einachsige Skelettnadeln von einfachster Form. Hierher gehört der einzige Vertreter der Spongien im süßen Wasser, die Gattung Spongilla, der in mehrern nahe verwandten Arten fast über die ganze Erde verbreitete Süßwasserschwamm. Er findet sich in stehenden und fließenden Gewässern in Form von grünen, rasen- und polsterartigen Überzügen, massigen Klumpen oder auch geweihartig verästelten Gestalten und pflanzt sich im Frühjahr auf geschlechtlichem Wege fort.
Gegen den Herbst zerfällt die ganze Schwammmasse in eine große Zahl von Kleinstücken (Gemmulae), die eine nach den Arten sehr verschieden gebaute Hülle besitzen und überwintern, bez. in den Tropen während der trocknen Zeit überdauern und beim Wiedereintritt günstiger Lebensbedingungen aus der Hülle heraustreten und zu den getrenntgeschlechtigen Schwämmen auswachsen. Die grüne Farbe dieser Spongien wird durch einzellige Algen [* 5] der Gattung Zoochlorella hervorgebracht, welche im Schwammgewebe leben und zu der Spongie in einem mutualistischen Verhältnis stehen. (S. Mutualismus.) über die Süßwasserschwämme schrieben besonders Lieberkühn, Carter, Veidowsky, Götte, Marshall u. a. Unter den marinen Spongien dieser Gruppe sind die Arten der Gattung Vioa, Bohrschwamm, interessant durch ihre Fähigkeit, in Kalksteinen und Konchylienschalen zu bohren, sodaß ein Zerbröckeln und Zerfallen des Gesteins die schließliche Folge ist.
Bei ihrer Häufigkeit ist diese Spongie zu einem bedeutsamen Faktor bei der Umbildung der Küstengesteine geworden. Die Gruppe der Lithistiden oder Steinschwämme zeichnet sich durch ein aus regellos zusammenhängenden Kieselfäden und Netzen bestehendes Skelett [* 6] aus; bei den Heraktinelliden oder Hyalospongien (Glasschwämme, s. d.) bestehen die Nadeln aus drei in einem Punkte sich schneidenden Achsen, deren mannigfache Veränderung und Reduktion einen unendlichen Reichtum von Kieselgebilden des sechsstrahligen Typus hervorbringt. Die Gruppe der Tetraktinelliden zeichnet sich dadurch aus, daß ihre Nadeln nach dem vierstrahligen Typus gebaut sind; vielfach kommt bei ihnen auch eine differenzierte Rindenschicht vor, in der Kieselkugeln, Sterne und Ankernadeln liegen. (S. Tafel: Cölenteraten I, 4b, c, e u. f.)