Kieselfluo
rwasserstoffsäure,
s. Kieselfluorid.
Kieselfluorwasserstoffsäure
3 Wörter, 48 Zeichen
Kieselfluorwasserstoffsäure,
s. Kieselfluorid.
Kieselfluorid
(Siliciumfluorid,
Fluorkiesel, Fluorsilicium) SiFl4 entsteht beim Erwärmen von Flußspat
[* 3] (Fluorcalcium) und Quarzsand (Kieselsäureanhydrid) mit konzentrierter Schwefelsäure,
[* 4] ist ein farbloses Gas, riecht und schmeckt
stechend sauer, bildet an feuchter Luft dichte Nebel, wird unter einem Druck von 30 Atmosphären zu einer
farblosen Flüssigkeit verdichtet, greift Glas
[* 5] nicht an, erträgt hohe Temperaturen und zerfällt mit Wasser in gallertartig
sich ausscheidende Kieselsäure und Kieselfluorwasserstoffsäure oder Kieselflußsäure H2SiFl6 . Zur
Darstellung der Kieselfluorwasserstoffsäure leitet man das wie oben angegeben entwickelte in Wasser und
läßt dabei die Mündung des Gasrohrs, damit es sich nicht verstopfe, in Quecksilber tauchen; ist die Flüssigkeit von der
ausgeschiedenen Kieselsäure breiig geworden, so preßt man diese ab, leitet in die Lösung von neuem Kieselfluorid
und fährt so bis
zur gewünschten Konzentration fort.
Beim Großbetrieb läßt man das in einen mit Ziegeln lose ausgesetzten Turm
[* 6] strömen, in welchem Wasser herabrieselt.
Auch hat man in hochofenartigen Apparaten durch Erhitzen von Flußspat mit Sand und Kohlen dargestellt oder mit Kieselsäure gemengten
Kryolith durch Schwefelsäure zersetzt. Man erhält eine farb- und geruchlose Flüssigkeit, die an der Luft
raucht, sehr sauer schmeckt, Glas nicht angreift, bei einer bestimmten Konzentration aber in Kieselfluorid
und Fluorwasserstoffsäure zerfällt
und dann auch Glas ätzt. Mit der bei ihrer Darstellung ausgeschiedenen Kieselsäure verdampft, zersetzt sie sich rückwärts
zu Kieselfluorid.
Den Gehalt der Säure bei verschiedenem spezifischen Gewicht zeigt die Tabelle:
Proz. H2SiFl6 | Spez. Gewicht |
---|---|
34 | 1.3162 |
30 | 1.2742 |
25 | 1.2235 |
20 | 1.1748 |
15 | 1.1281 |
11 | 1.0922 |
10 | 1.0834 |
9 | 1.0747 |
8 | 1.0661 |
7 | 1.0576 |
6 | 1.0491 |
5 | 1.0407 |
4 | 1.0324 |
3 | 1.0242 |
2 | 1.0160 |
1 | 1.0080 |
Mit Basen bildet Kieselfluorwasserstoffsäure Salze (Kieselfluormetalle, Silikofluoride), welche meist in Wasser löslich und kristallisierbar sind. Die Verbindungen des Kaliums, Natriums, Lithiums, Baryums und Calciums sind gallertartig und schwer löslich. Man benutzt Kieselfluorwasserstoffsäure zur Abscheidung mancher Säuren aus ihren Kalisalzen, zur Darstellung von chlorsaurem Natron, auch als Surrogat der Weinsäure in der Färberei und Druckerei; sie eignet sich ferner zur Herstellung künstlicher Steine, zur Fixation der Farben in der Stereochromie, zum Weißsieden von Stecknadeln, zur Sodafabrikation direkt aus Kochsalz und zur Pottaschegewinnung aus Chlorkalium, zum Aufschließen der Knochen [* 7] und Phosphorite etc. Diese Verwendbarkeit der Kieselfluorwasserstoffsäure ist um so beachtenswerter, als man die bei ihrer Darstellung sich abscheidende Kieselsäure zur Bereitung von Wasserglas, Zement, alaunfestem Ultramarin, zur Entkalkung des Rübensafts und zum Aufschließen des Kryoliths benutzen kann.