Kiesel
(Kieselerde
, Kiesel
säure; lat. silex, acidum silicicum; frz.
caillou oder acide silique; engl. pebble). Dieses Mineral erscheint in der
Natur sowohl als häufigster Gemengteil andrer Gesteine, wie auch als eine für sich bestehende Felsart (Quarz oder Quarzit),
zerkleinert als Kies und Sand, ferner als wieder verdichteter und verkitteter Sand
(Sandstein), in reinster Kristallform als
Bergkristall (s. d.). Außer diesen Vorkommnissen der kristallinischen Kiesel
säure
hat man aber auch noch amorphe Kiesel
säure, sowie Gemenge letzterer mit ersterer.
Feuerstein oder Flint,
Opal,
Achat,
Karneol,
Chalcedon u. dgl. gehören hierher und sind
sämtliche Kiesel
säuren mehr oder weniger durch andre Beimengungen verunreinigt. Noch viel verbreiteter sind die Verbindungen
der Kiesel
säure mit
Thonerde als
Thon und andern Basen, zahlreiche Mineralien bildend. Der K. mußte früher
als eine nicht weiter zu definierende
Erde gelten, bis 1824 Berzelius ihn in Sauerstoff und den bis dahin unbekannten Grundstoff
Silicium zerlegte, ein unmetallisches, dunkelbraunes Pulver mit wenig hervorstechenden Eigenschaften, durch die es sich zunächst
an das Element Bor anschließt.
Die Kieselerde
ist somit Siliciumoxyd, aber dieses Oxyd besitzt bereits die Eigenschaften einer Säure
und darum ist der Name Kiesel
säure gewöhnlich geworden. So wenig einleuchtend es scheint, daß ein Stück Quarz, ein Bachkiesel
eine Säure sein soll, so verhält es sich doch so; wird
Pottasche oder
Soda in feurigen Fluß gebracht und Kiesel
pulver zugesetzt,
so wird die Kohlensäure ausgetrieben und es bildet sich ein kiesel
saures
Alkali, das bei Überschuß
des letztern in Wasser löslich ist.
Durch Zusatz einer stärkern Säure wird die Verbindung wieder zersetzt und die Kiesel
säure gallertartig oder in weißer,
klumpiger Masse ausgeschieden. Durch Austrocknen verwandelt sich der Niederschlag in ein weißes, rauh anzufühlendes Pulver.
In die organische Natur geht die Kiesel
säure häufig in gelöstem Zustande ein; es entnehmen von den
Gewächsen hauptsächlich die Gräser und
Schachtelhalme dem
Boden viel davon und erhalten dadurch das sie auszeichnende harte
Wesen ihres Baues. In der Welt der Infusorien (mikroskopischen Algen) dient die Kieselerde im größten Umfange zur Bepanzerung
der winzigen Gebilde und die übrig gebliebenen Panzer bilden als Kieselguhr stellenweis ungeheure Lager, die als fein präpariertes
Material zu
Glas,
Wasserglas etc. sehr gut zu brauchen sind.
Die hauptsächlichste Verwendung der Kieselguhr oder Infusorienerde ist jedoch die zu Dynamit. In gewissen Quellen findet sich Kieselsäure aufgelöst und scheidet sich beim Zutagetreten krustenförmig ab. Aus solchen Niederschlägen bestehen z. B. die Süßwasserquarze, die, wo sie in brauchbarer Beschaffenheit vorkommen, wie namentlich bei Paris, das ausgezeichnetste Material für Mühlsteine geben. Die Verbindungen der Kieselsäure mit Basen heißen Silikate oder kieselsaure Salze; sie kommen in großer Menge und Verschiedenheit in der Natur vor, namentlich als Doppelsilikate, und werden in verschiednen Zweigen der Technik künstlich erzeugt, z. B. Glas, Wasserglas.
Wie bei diesem Erzeugnis, so spielt die Kieselsäure auch eine Hauptrolle bei allen Thonwaren, von der geringsten Ziegelmasse bis zum feinsten Porzellan, beim Cement, macht ferner den Grundbestandteil verschiedner Schmucksteine aus, sodaß sie in einer größern Anzahl von Artikeln zur Sprache zu bringen ist. Der Kiesel als Gestein, der teils kristallinisch, teils nur körnig vorkommt, dient seiner großen Widerstandsfähigkeit halber hauptsächlich als Material zum Straßenbau, nicht aber oder kaum zum Häuserbau, da er kein Haustein ist.
Ferner dient er zu Mühlsteinen, Farbereib- und Glättsteinen etc. Auf Schmelzhütten gebraucht man ihn als Zuschlag, d. h. als Flußmittel für thon-, talk- und kalkreiche Erze, die rein weißen Arten endlich zu Glassatz und als Zumischung zu Steingut- und Porzellanmasse. Bei dieser letztern Anwendung ist die feine Zermahlung notwendig und dabei kommt es zu statten, daß der an sich so widerspenstige Kiesel, wenn er geglüht und sogleich in Wasser geworfen wird, einen Zustand annimmt, in dem er sich unschwer in das feinste Pulver verwandeln läßt. Von solchem Pulver wird in Weingegenden, namentlich am Rhein, der spezielle Gebrauch gemacht, daß man es als Klärmittel unter den Wein rührt, aus dem es beim langsamen Niedersinken alle trübenden Stoffe mitnimmt. Quarz für Steingut- und Porzellanfabriken ist, wenigstens seit dem Bestände der Eisenbahnen, auch ein weiter gehendes Frachtgut. - Zollfrei, einschließlich der Silikate.