Kiepert,
1) Heinrich, ausgezeichneter Geograph und Kartograph, geb. 31. Juli 1818 zu Berlin, studierte daselbst 1836-40 besonders alte Geschichte, Sprachen und Geographie und begründete seinen wissenschaftlichen Ruf durch den unter Ritters Mitwirkung bearbeiteten »Atlas von Hellas und den hellenischen Kolonien« (Berl. 1840-46, 24 Blatt; neue Ausg. in 15 Blatt 1870). Hierauf folgten fünf Karten zu Robinsons und Smiths »Palästina« (Halle 1843) und ein »Bibelatlas« (Berl. 1846, 8 Blatt mit Text; 3. Aufl. 1854). Seitdem wendete Kiepert seine. Studien besonders den orientalischen Gebieten altklassischer Kultur, vorzugsweise Kleinasien, zu, dessen westliche Teile er 1841-42, 1870 und 1886 behufs der Forschung auf eigne Kosten bereiste. Als Frucht der ersten Reise erschien die »Karte von Kleinasien« (Berl. 1843 bis 1845, 6 Blatt), welche allseitig die höchste Anerkennung fand und nebst seiner »Karte des osmanischen Reichs in Asien« (das. 1844, 2 Blatt; neue Bearbeitung in 4 Blatt 1869) die Hauptgrundlage für die Geographie Kleinasiens bildet. Erstere wurde 1884 durch die »Nouvelle carte générale des provinces asiatiques de l'Empire Ottoman«, letztere durch die »Carte générale de l'Empire Ottoman« ersetzt. Eine große Karte von Kleinasien in 20 Blatt (1:500,000) befindet sich in Vorbereitung. Seine Abhandlung »Historisch-geographische Erläuterung der Kriege zwischen dem oströmischen Reich und den persischen Königen der Sassanidendynastie« ist die mit dem großen Preis gekrönte, aber nicht publizierte Beantwortung einer 1844 vom französischen Institut gestellten Preisaufgabe. Vom Herbst 1845 bis 1852 leitete Kiepert das geographische Institut in Weimar und kehrte dann nach Berlin zurück, wo er 1859 zum außerordentlichen, 1874 zum ordentlichen Professor der Geographie an der Universität ernannt wurde. Seit 1881 ist Kiepert auch Mitglied der Zentraldirektion des archäologischen Instituts. Von seinen Kartenwerken, welche namentlich auch von seinen ausgebreiteten linguistischen und ethnographischen Kenntnissen Zeugnis ablegen, sind noch hervorzuheben: »Historisch-geographischer Atlas der Alten Welt« (Weim. 1848, 16 Blatt; mit erläuterndem Texte); die Fortsetzung des von Grimm und Mahlmann begonnenen »Atlas von Asien zu Ritters Allgemeiner Erdkunde« (Berl. 1852); »Generalkarte der europäischen Türkei« (das. 1853, neu bearbeitet 1880); »Karte von Kleinasien« (das. 1854); »Karte der Kaukasusländer« (das. 1854); »Atlas antiquus« (12 Karten zur alten Geschichte, in zahlreichen Auflagen; auch in einer amerikan., engl., franz., holländ., ital. und russ. Ausgabe erschienen); »Neuer Handatlas über alle Teile der Erde« in 45 Karten (das. 1855 ff., 2. Aufl. 1867-71); »Wandkarte von Palästina in 8 Blättern« (das. 1857, neue Bearbeitung 1875); »Karte von Armenien, Kurdistan etc.« (das. 1858, 4 Blatt); weitere Spezialkarten über Mexiko, Zentralamerika, Europa, Deutschland, Elsaß-Lothringen, Mittel- und Unteritalien etc., zahlreiche Karten im »Corpus inscriptionum latinarum«, in der »Zeitschrift für allgemeine Erdkunde« und der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde«; Schulwandkarten und Schulatlanten zur alten und modernen Geographie in deutscher, lateinischer, neugriechischer Sprache sowie vorzügliche Erdgloben in verschiedenen Formaten. Auch veröffentlichte Kiepert viele wissenschaftliche Abhandlungen, namentlich über altorientalische Geographie, in den Berichten der Akademie der Wissenschaften, welcher er seit 1853 als Mitglied angehört. Endlich gab er ein »Lehrbuch der alten Geographie« (Berl. 1879) heraus, dem der »Leitfaden der alten Geographie« (das. 1879, 1881 ins Englische übersetzt) folgte.
2) Richard, gleichfalls Kartograph, Sohn u. Schüler des vorigen, geb. 13. Sept. 1846 zu Weimar, studierte in Berlin und Heidelberg Geschichte und Geographie, bereiste 1870 den Orient, nahm am Krieg 1870/71 teil und lebt seit 1871 als Privatgelehrter in Berlin. Er arbeitete 1874-77 an v. Richthofens Atlas von China, redigiert seit 1875 den »Globus. Illustrierte
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Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde« und hat eine Reihe von Karten herausgegeben, namentlich seit 1877 die neuen Auflagen der Wandkarten, Atlanten etc. seines Vaters sowie Routenkarten zu den Forschungsreisen von Nachtigal, Hildebrandt, Lenz, Schütt, Pogge, Klunzinger, v. Barth, Ascherson, Flegel, Kaiser, Reichard und Böhm, Wißmann u. a. (in der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin« 1873-85 und den »Mitteilungen der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland«), und einen »Wandschulatlas der Länder Europas« (Berl. 1881 ff., bis jetzt 15 Lfgn.).