Khlesl
(auch Klesel oder Klesl), Melchior, österreich. Staatsmann, geb. 1552 zu Wien [* 2] als Sohn eines Bäckers, trat, von den Jesuiten bekehrt, im 16. Jahr zur katholischen Kirche über, kam sodann als päpstlicher Alumnus ins Konvikt der Jesuiten, vollendete seine Studien in Ingolstadt, [* 3] ward 1579 Priester und Dompropst in Wien, Kanzler der Universität und 1580 Offizial des Bischofs von Passau [* 4] im Land unter der Enns, 1582 Hofprediger in Wien, 1588 Verwalter des Bistums Neustadt [* 5] und 1598 zugleich Bischof von Wien.
Mit größtem
Eifer und erfolgreicher
Energie bekämpfte er die
Protestanten und stellte die verfallene und erschlaffte
katholische Kirche
in
Österreich
[* 6] wieder her. 1599 trat er in die
Dienste
[* 7] des
Erzherzogs
Matthias, als dessen
Kanzler er die
wichtigsten
Geschäfte fast mit souveräner Selbständigkeit leitete. Als
Haupt der katholischen Ständepartei verfocht er
zugleich die
Sache der
Kirche gegen die
Protestanten und brachte 1606 das
Bündnis der
Erzherzöge gegen
Kaiser
Rudolf zu stande. 1615 ward
er
Kardinal. Als es sich aber 1618 darum handelte, ob man den
Böhmen
[* 8] nachgeben oder es auf einen großen
Krieg ankommen lassen wolle, und Khlesl
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zur Nachgiebigkeit riet, entledigten sich die Erzherzöge Ferdinand und Maximilian seiner, indem sie ihn in der Burg gefangen nehmen und nach dem Schloß Ambras in Tirol [* 10] abführen ließen, wo er mehrere Jahre blieb, bis die päpstliche Kurie ihn 1622 als Kardinal der römischen Kirche vor ihre Gerichtsbarkeit forderte. In Rom [* 11] wurde er aber entlassen, kehrte 1627 in die Heimat zurück und starb in Wien. Seine zahlreichen Briefe sind in biographischer Darstellung von Hammer-Purgstall (Wien 1847-51, 4 Bde.) veröffentlicht.