Titel
Kertsch.
1)
Landzunge im Südosten der zum russ. Gouvernement
Taurien gehörigen Halbinsel Krim,
[* 3] ein Steppenland mit
Lehmboden und ohne
Wald, gehört größtenteils zum
Kreis
[* 4] Feodosia. Im
Altertum gehörte sie zum Bosporanischen
Reich (s. Bosporus)
und war von der übrigen Krim durch den sog. Bosporschen Wall getrennt. – 2) Die
Straße von Kertsch
oder
Straße von und Jenikale,
früher
Straße von
Kaffa oder Feodosia, im
Altertum der Kimmerische (Cimmerische)
Bosporus,
[* 5] wird von der
Landzunge und der ihr
gegenüber liegenden Halbinsel
Taman gebildet und verbindet das Asowsche mit dem
Schwarzen
Meer. In der
Mitte erweitert sie sich westlich in die
Bucht von und östlich in die
Bucht von
Taman. Sie ist 40 km lang und 4–37 km breit.
– 3) Hafenstadt an der
Bucht von Kertsch
, amphitheatralisch am Fuße des
Berges
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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Mithridates, ist Sitz der Grenzwache und mehrerer Vicekonsulate (darunter Deutschlands),
[* 7] bildet mit Jenikale und einigen andern
Ortschaften die Stadthauptmannschaft Kertsch
(163,8 qkm) und hat mit diesen zusammen (1832) 27 512 E., breite Straßen mit schönen
Anlagen, 2 russ., eine griech., eine kath. Kirche, Synagoge, Gymnasium, Museum für Altertümer, 2 Zeitungen; Naphtha-, Cement-
und andere Fabriken, Gewinnung von Salz
[* 8] (aus den benachbarten Salzseen) und Bausteinen, Fischfang, Handel,
2 Banken und Dampfschiffahrtsverbindung mit Feodosia, Berdjansk und Anapa. 5 km südwestlich der Stadt liegt das Fort und
10,6 km östlich die Stadt und Festung
[* 9] erster Klasse Jenikale (türk., «Neue Festung»),
an Stelle des alten Parthenion, in der
Nähe des Berges Chronowaja. Durch die Befestigung von Norden
[* 10] und Süden bildet Kertsch
ein großes verschanztes
Lager,
[* 11] das feindlichen Schiffen den Eingang ins Asowsche Meer völlig versperrt. Für die Umgegend charakteristisch sind die
Schlammvulkane. In der Nähe finden sich zahlreiche Kurgane und Trümmer alter Bauten (der Palast und das Grabmal des Königs
Mithridates u. a.), die für Ausgrabungen ergiebig sind. – An der Stelle von Kertsch
stand das alte Panticapaeum,
eine Kolonie von Milet. Sie wurde später Hauptstadt des Bosporanischen Reichs und erhielt den Namen Bosporus. 1318 kam sie unter
dem Namen Cerchio an die Genuesen, Ende des 15. Jahrh. an die Türken, deren Kriegshafen Kertsch
wurde, 1773 an
Rußland. 1821 wurde die Stadthauptmannschaft Kertsch
errichtet. 1855 wurde Kertsch von den Engländern
und Franzosen verwüstet. Die neuen Festungswerke sind nach den Entwürfen Todlebens hergestellt.