Anton, Ritter von Marilaun,
Botaniker, geb. zu
Mautern in Niederösterreich, studierte
Medizin und war zwei Jahre als praktischer
Arzt am
WienerAllgemeinenKrankenhause thätig, wandte sich aber bald ganz der
Botanik
zu. 1858–60 war er Professor der
Botanik am Polytechnikum zu Ofen, von da wurde er als Direktor des
BotanischenGartens nach
Innsbruck
[* 2] berufen, Seit 1878 ist er Professor der
Botanik und Direktor des
BotanischenGartens in
Wien;
[* 3] 1876 wurde
er in den Ritterstand erhoben. Kerner schrieb: «Das Pflanzenleben der Donauländer» (Innsbr.
1863),
«Die Abhängigkeit der Pflanzengestalt von
Klima
[* 4] und
Boden» (ebd. 1869),
«Vegetationsverhältnisse des mittlern
Ungarn
[* 5] und angrenzenden Siebenbürgen» (Lief. 1
u. 2, ebd. 1875),
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«Die Schutzmittel der Blüten gegen unberufene Gäste» (ebd. 1879),
«Pflanzenleben» (2 Bde.
der «Allgemeinen Naturkunde», Lpz. 1886‒91).
Justinus, Dichter und mediz. Schriftsteller, geb. zu Ludwigsburg
[* 7] in Württemberg,
[* 8] erhielt dort und
im KlosterMaulbronn seinen ersten Unterricht, kam nach dem Tode des Vaters gegen seine Neigung als Lehrling
in eine Tuchfabrik zu Ludwigsburg, wurde aber bald durch den damals in Ludwigsburg als Prediger lebenden Dichter Conz aus dieser
Stellung befreit und bezog 1804 die Universität zu Tübingen,
[* 9] wo er Medizin studierte und sich bald mit Uhland und G. Schwab befreundete. 1809 begab
er sich auf Reisen, wurde 1811 Badearzt in Wildbad, 1812 praktischer Arzt in Welzheim, 1815 Oberamtsarzt
in Gaildorf und 1819 in Weinsberg. Die «Bestürmung der Stadt Weinsberg 1525» beschrieb er nach handschriftlichen Quellen (2.
Aufl., Heilbr. 1848). Fast ganz erblindet, legte Kerner 1851 Amt und Praxis nieder und lebte seitdem zu Weinsberg, wo er starb.
Als Dichter gehört Kerner zu den namhaftesten Vertretern der Schwäbischen Dichterschule. AllgemeineAufmerksamkeit erregte er
schon durch seine «Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs» (Karlsr.
1811),
die von einer traum- und spukhaften Phantasie und originellem Humor, zugleich aber auch von einer scharfen satir. Beobachtungsgabe
zeugten. Um dieselbe Zeit besorgte er mit Uhland, Schwab u. a. den «Poet. Almanach» (Heidelb. 1812) und den
«Deutschen Dichterwald» (Tüb. 1813),
in denen sich seine schönsten Gedichte finden. 1826 ließ er eine Sammlung seiner «Gedichte»
erscheinen, die er in den spätern Auflagen (5. Aufl., Stuttg. 1854) sehr vermehrte und durch neuere
Gedichte u. d. T. «Der
letzte Blütenstrauß» (ebd. 1852) und «Winterblüten» (ebd. 1859)
ergänzte. Zu seinen beliebtesten Dichtungen gehört die Ballade «Der reichste Fürst», das Trinklied «Wohlauf
noch getrunken», der melancholische «Wanderer in der Sägemühle».
Die Sehnsucht nach dem Jenseits, der Gedanke an den Tod, der Hang zum Überirdischen beherrscht fast seine ganze Lyrik. Seine
«Dichtungen» (in Versen und Prosa) erschienen Stuttgart
[* 10] 1834 (3. Aufl., 2 Bde.,
1841),
«Ausgewählte poet. Werke» in 2 Bänden (ebd. 1878‒79). Seine überhaupt dem unvermittelten Gefühlsleben zugekehrte
Richtung bekundete Kerner durch eine Reihe von Schriften, in denen er sich mit den Erscheinungen des tierischen Magnetismus
[* 11] und
den zweifelhaften Thatsachen des Dämonismus beschäftigt. Dahin gehören: die «Geschichte zweier Somnambulen»
(Karlsr. 1824),
die mit Eschenmayer, G. H. von Schubert, G. Görres, F. von Baader u. a. gemeinschaftlich herausgegebenen
«Blätter aus Prevorst» (1. bis 7. Sammlung, Karlsr. 1831‒35; 8. bis 12. Sammlung, Stuttg.
1837‒39),
«Erinnerungen an FranzAntonMesmer» (Frankf. 1856). Rein wissenschaftliche Schriften sind «Das Fettgift oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den tierischen
Organismus» ^[] (Stuttg. 1822) und «Das Wildbad
im
Königreich Württemberg» (Tüb. 1813; 4. Aufl. 1839). Eine anmutige
Schilderung seiner Jugendjahre gab Kerner selbst im «Bilderbuch aus
meiner Knabenzeit» (Braunschw. 1849; 2. Abdruck, Stuttg. 1886) heraus; die fast zu harmlosen «Kleksographien»
veröffentlichte sein Sohn Theobald (Stuttg. 1890).
Theobald, Dichter, Sohn des vorigen, geb. zu Gaildorf, studierte seit 1835 in
TübingenMedizin, lebte dann zeitweise in München,
[* 13] Wien und Würzburg.
[* 14] Wegen seiner Teilnahme an der Bewegung von 1848 mußte
er nach Straßburg
[* 15] fliehen und wurde, als er 1850 zurückkehrte, zu 10 Monaten Festungshaft verurteilt. 1852 gründete
in Stuttgart eine galvano-magnetische Heilanstalt, die er 1856 nach Cannstatt verlegte. Seit 1863 lebt er als Arzt im väterlichen
Hause zu Weinsberg.