Titel
Kempten
,
[* 1] unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Schwaben, an der
Iller,
Knotenpunkt der
Linien
München-Buchloe und
Kempten-Neuulm der
Bayrischen Staatsbahn, 694 m ü. M., hat ein
Schloß, eine evangelische und eine kath.
Pfarrkirche,
ein schönes
Rathaus, mehrere freie
Plätze mit hübschen
Anlagen,
Kanalisation,
Gas- u.
Wasserleitung
[* 2] und (1885) mit
Garnison (ein
Jägerbataillon Nr. 1) 14,368 meist kath. Einwohner. Die
lebhafte
Industrie umfaßt Baumwollspinnerei und
-Weberei,
Papier-,
Holzstoff-,
Maschinen-,
Strumpfwaren-, Baumwollenzwirn-,
Litzen-,
Zündhölzer-, Holzleisten-,
Pulver etc. Fabrikation, Herstellung von mathematischen
Instrumenten u. Bierbrauerei;
[* 3] der
Handel der Stadt, die
Stapelplatz des
Algäus ist, befaßt sich mit
Käse,
Butter,
Leinwand,
Früchten etc. Die städtischen
Behörden zählen 14 Magistratsmitglieder und 36 Gemeindebevollmächtigte. Sonst ist Kempten
Sitz eines
Landgerichts (für die
zehn
Amtsgerichte zu:
Füssen,
Immenstadt,
Kaufbeuren,
[* 4] Kempten
,
Lindau,
[* 5]
Oberdorf,
Obergünzburg,
Schongau,
Sonthofen
und
Weiler), einer
Handelskammer und eines Forstamtes. Von höhern
Schulen befinden sich dort ein
Gymnasium und eine
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 6] von Kempten.]
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Realschule. Auf dem nahen Lindenberg wurden 1886 bedeutende Ausgrabungen römischer Altertümer vorgenommen. - Kempten
, das Cambodunum
der Römer,
[* 8] bildete vormals zwei Städte, die Alt- und Neustadt,
[* 9] die stets auf feindlichem Fuß miteinander standen. Die Altstadt
(im Thal)
[* 10] erhielt 1289 Reichsfreiheit, trat 1331 dem Schwäbischen Städtebund bei und nahm 1527 die Reformation
an; die höher gelegene Neu- oder Stiftsstadt war der Hauptort der gefürsteten Abtei Kempten
, zu der im allgemeinen die jetzigen
Landgerichte Kempten
, Obergünzburg und Grönenbach gehörten.
Das vormalige Benediktinerkloster wurde hier 773 von Hildegard, der dritten Gemahlin Karls d. Gr., errichtet; die Äbte erhielten 1360 von
Kaiser Karl IV. die reichsfürstliche Würde. Im Dreißigjährigen Krieg fiel Kempten
nach tapferer Gegenwehr
der Bürger und Schweden
[* 11] und abermals 1634 in die Hände der Kaiserlichen, bis die Schweden es nochmals
gewannen. Am ward es von den Franzosen erobert. Am fiel hier ein Treffen zwischen
den Österreichern und Franzosen vor, in welchem erstere Sieger blieben. 1803 kamen Stadt und Abtei an Bayern.
[* 12]