Das vormalige Benediktinerkloster wurde hier 773 von Hildegard, der dritten Gemahlin Karls d. Gr., errichtet; die Äbte erhielten 1360 von
KaiserKarl IV. die reichsfürstliche Würde. Im Dreißigjährigen Krieg fiel Kempten nach tapferer Gegenwehr
der Bürger und Schweden
[* 11] und abermals 1634 in die Hände der Kaiserlichen, bis die Schweden es nochmals
gewannen. Am ward es von den Franzosen erobert. Am fiel hier ein Treffen zwischen
den Österreichern und Franzosen vor, in welchem erstere Sieger blieben. 1803 kamen Stadt und Abtei an Bayern.
[* 12]
(Kt. Zürich,
Bez. Hinwil,
Gem. Wetzikon). 563 m. Schulgemeinde und Dorf, am Fuss des Stoffel und am Kemptnerbach
in fruchtbarer Gegend; 1 km nö. Ober Wetzikon. Station der Linie Effretikon-Wetzikon-Hinwil. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Zusammen mit Burg, Moos, Ober Kempten, Sommerau und einem Teil von Feld: 246 Häuser, 1558 reform. Ew.; Dorf: 150 Häuser, 885 Ew.
Landwirtschaft. Industrielle Tätigkeit: 3 Baumwollwebereien, 1 Seidenweberei, 1 Werkzeugfabrik, 2 mechanische
Werkstätten und 2 grosse Stickereien.
Das Dorf vergrössert sich zusehends und wird bald mit Ober Wetzikon verwachsen. Funde von Lanzenspitzen und eines Bronzedolches.
Zahlreiche Reste von Römerbauten. 812: Camputana: 1223: Kembiton; 1256: Kempton. Der Name vom keltischen cambodunon = Burg
an der Flusskrümmung. Die Freiherren von Kempten werden seit 1229 genannt und starben ums Jahr 1400 aus;
doch verblieben Burg und Gerichtsbarkeit bis 1798 stets in Händen von Geschlechtern, die in weiblicher Linie von den alten
Freien abstammten. Die Burg brannte 1521 ab; der Turm wurde nicht mehr aufgebaut, das Wohngebäude dagegen wieder
als Edelsitz eingerichtet. Schon im 17. Jahrhundert wurde indessen auch dieses dem Zerfall überlassen, nachdem sich die
Gerichtsherren im Dorf Kempten selbst ein Haus erbaut hatten. Der Burghügel liegt beim Hof «Burg». Vergl. Zeller-Werdmüller,
H. Zürcherische Burgen. 1. (in Mitteilungen der antiquar. Gesellsch. inZürich.
58). Zürich
1894.
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Schwaben, hat (1890) 31 008 (15 275 männl., 15 733 weibl.) E., 28 Gemeinden mit 881 Ortschaften.
2) Unmittelbare Stadt, Hauptort des Bezirksamtes und des Allgäu, am linken Ufer der Iller und an den
Linien München–Buchloe–Lindau, Ulm–K. (87,4 km) und K.–Pfronten (im Bau) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 13] in 697 m Höhe,
im nördl. Vorlande der AllgäuerAlpen
[* 14] anmutig gelegen, ist Sitz des Bezirksamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Augsburg)
[* 15] mit Kammer für Handelssachen und 10 Amtsgerichten (Füssen, Immenstadt, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Oberdorf, Obergünzburg,
Schongau, Sonthofen, Weiler), eines Amtsgerichts, Rent-, Forstamtes,
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
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295 Landbau-,Straßenbau- und Flußbauamtes, eines Nebenzoll-, Oberbahnamtes sowie einer Reichsbahnebenstelle und hat (1890) 15760 (7705
männl., 8055 weibl.) E., darunter 3600 Evangelische und 62 Israeliten, in Garnison das 1. Jägerbataillon, Postamt erster
Klasse mit Filialexpedition und Telegraph,
[* 18] Fernsprecheinrichtung, Wasserleitung, Gasbeleuchtung, Filiale der Bayrischen Notenbank,
städtische Sparkasse, Spar- und Vorschußverein, Stadtbibliothek, Stadttheater sowie einen Handels- und
Gewerberat.
Die Stadt besteht aus der Altstadt an der Iller, ehemals Reichsstadt, und der höher gelegenen Neustadt, früher gefürstete
AbteiKempten, beide seit 1803 vereinigt. Unter den Gebäuden sind zu nennen die Stiftskirche (1652), ein Kuppelbau im ital. Stil
mit einem prächtigen, im Rokokostil gehaltenen Altar
[* 19] (s. Tafel: Altäre II,
[* 17]
Fig. 7), die evang. Kirche,
das Schloß der frühern Fürstäbte (18. Jahrh.), jetzt zum TeilKaserne, und das zierliche Rathaus (1474). Von Unterrichtsanstalten
bestehen ein königl. Gymnasium, 1805 gegründet (Rektor Hasenstab, 24 Lehrer, 9 Klassen, 295 Schüler), eine Realschule, höhere
Mädchenschule und ein Institut der Englischen Fräulein. In und der nächsten Umgebung besteht eine lebhafte
Industrie, besonders mechan. Baumwollspinnerei und -Weberei, Zwirnerei, Bunt- und Leinenweberei sowie Fabrikation von Holzstoff,
[* 20] Papier und Käse.
Bedeutend ist der Käse- und Holzhandel, die Vieh- und Pferdemärkte. Die früher lebhafte Flößerei auf der Iller hat seit
Bestehen der Kempten-Ulmer Bahnlinie abgenommen. Im Süden auf steiler Höhe die Reste der Burg Hilarmont (jetzt
Burghalde); im Osten auf dem Lindenberger Plateau stand die alte Römerstadt Campodunum. Geschichte. Die Stiftsstadt Kempten wurde
als Benediktinerkloster von Karls d. Gr. Gemahlin Hildegarde gestiftet. Der Abt erlangte 1360 die reichsfürstl.
Würde und erwarb allmählich ein Gebiet von 880 qkm. Kempten im
Thale hingegen erstritt sich nach und nach die Unabhängigkeit von den Fürstäbten, wurde Reichsstadt und lebte in steter
Fehde mit der benachbarten Stiftsstadt, bis endlich beide Parteien 1803 an Bayern fielen. Im Dreißigjährigen Kriege hatte
die Stadt zu leiden von den Schweden wie von den Kaiserlichen. Letztere nahmen trotz der tapfersten Gegenwehr
der schwed. Besatzung und der Bürger die Stadt mit Sturm. Im Spanischen Erbfolgekriege wurde sie 1703 von den Franzosen
und Bayern erobert, und im franz. Revolutionskriege kam es bei Kempten zu
einem Treffen, in welchem die Franzosen von den Österreichern besiegt wurden.
Vgl. Boxler, Sammlung der merkwürdigsten Ereignisse im ehemaligen fürstl.
Haggenmüller,
Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten von den ältesten Zeiten bis zu ihrer Vereinigung mit dem bayr. Staat
(ebd. 1840);
Meirhofer, Geschichtliche Darstellung der denkwürdigsten Schicksale der Stadt Kempten (ebd. 1856);