Titel
Kelheim.
1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez.
Niederbayern, 645,93 qkm, hat (1890) 33649 (16152 männl., 17497 weibl.) E., 73 Gemeinden
mit 268 Ortschaften, darunter
3
Städte. – 2) Bezirksstadt im
Bezirksamt Kelheim
, an der Mündung der
Altmühl und des
Ludwigs-Donau-Mainkanals
(s. d.) in die Donau und an der
Nebenlinie Postsaal-Kelheim
(4,6 km) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 2] ist Sitz des
Bezirksamtes, eines Amtsgerichts
(Landgericht
Regensburg),
[* 3]
Rentamtes, zweier Forstämter und einer Kanalexpedition, liegt auf einer
Insel,
hat (1890) 3390 E., darunter 104
Evangelische; Postexpedition,
Telegraph,
[* 4]
Brücken
[* 5] über die Donau (Maximiliansbrücke, 1863 erbaut)
und
Altmühl (Luitpoldsbrücke, 1886 erbaut), gotische kath.
Pfarrkirche, 1463 aus Kelheimer
Marmor erbaut, 1877–85 restauriert, 2 kath.
Kapellen, eine evang.
Kirche (1885), ehemaliges Franziskanerkloster mit
Kirche, 1506 erbaut, seit 1802 verlassen,
jetzt im Privatbesitz, eine
Waldbauschule, ein Johannesspital, eine Mariensäule (1700),
Standbilder der Könige
Ludwig Ⅰ.
und Maximilian Ⅱ., 1863 von der Bürgerschaft errichtet, ferner eine Lateinschule,
Sparkasse sowie Kalkwerke, eine Sulfit-Celluloseabrik,
Hopfenbau und
Handel mit Holz,
[* 6] Getreide,
[* 7] Marmor- und Sandsteinen (Kelheimer
Platten).
Vor der Stadt das ehemalige Schloß
der Wittelsbacher, daneben der Rest eines 1809 abgetragenen Römerturms.
Westlich von auf dem Michaelisberge, erhebt sich der gewaltige Bau der Befreiungshalle, eine Rotunde von 55 m Durchmesser in antikisierenden Formen mit Kuppelkrönung (66 m) nach Gärtners und Klenzes Entwürfen, von König Ludwig Ⅰ. 1842 (19. Okt. Grundsteinlegung) begonnen und eingeweiht. Der Bau ist dem Andenken an die deutschen Befreiungskriege gewidmet. Ein 7,7 m hoher dreistufiger Unterbau trägt den 58 m hohen Rundbau; eine Treppe [* 8] von 84 Stufen führt in zwei Absätzen hinauf.
An der Außenseite auf mächtigen Strebepfeilern 18 german. Jungfrauen mit Schilden, welche die Namen deutscher Provinzen enthalten; vor denselben unten 18 Kandelaber [* 9] (6,5 m hoch). In der innern Halle [* 10] 34 Siegesgöttinnen aus carrarischem Marmor von Schwanthaler;
dazwischen 17 vergoldete Bronzeschilde aus franz. Kanonenmetall mit den Namen der 1813–15 gewonnenen Schlachten; [* 11]
über den Arkadenbogen Namen von 16 deutschen Heerführern und 18 eroberten Festungen;
darunter eine Säulengalerie von 72 Granitsäulen (6,6 m) mit Sockeln und Kapitälen aus weißem Marmor.
Die Kuppel (21 m hoch, 32 m weit) hat eine 6 m weite Lichtöffnung mit doppelter Glasdecke. Wendeltreppen führen zur innern und äußern Galerie. –
Vgl.
Stoll,
Geschichte der Stadt Kelheim
(Landsh. 1865);
ders., Die Befreiungshalle (6. Aufl., Regensb. 1884);
Pohlig, Kelheim
nebst der
Befreiungshalle (Regensb. 1893).