Kelat
,
Staat in
Belutschistan, umfaßt die
Landschaften Kelat
und Katscha Gandawa nebst
Schal
(Quetta),
ferner Sarawan mit Mastung, Dschalawan mit Chozdar,
Las mit
Bela und
Mekran mit Kedsch als Hauptorten; doch stehen die beiden
letztern
Provinzen in sehr losem
Verband
[* 2] mit Kelat.
Der Gesamtumfang des Gebiets, über welches der
Chan von Kelat
einige Hoheitsrechte
ausüben kann, beträgt 137,500 qkm (2540 QM.) mit 500,000 Einw.
Das Land ist im Innern gebirgig. Die Hochthäler sind durchweg wasserarm, wasserreiche
Flüsse
[* 3] finden sich nur am Südrand
des
Hochlandes.
Der
Ackerbau ist daher durchweg von der
Bewässerung der
Felder bedingt, und ein großer Teil der
Bevölkerung
[* 4] führt ein Nomadenleben.
Ihr
Reichtum besteht in
Herden von
Schafen und
Pferden, die in
Indien gesucht sind. Die
Bevölkerung ist eine
gemischte;
Stämme indischer Abkunft
(Brahui u. a.) wiegen im
Hochland, iran
ische (Belutschen u. a.) im
Flachland vor. Die Macht
des Ehans ist gering,
Grundabgaben erhebt er nur von bestimmten
Städten und Dörfern; seine
Einnahme beträgt jährlich etwa
600,000 Mk. Er hat eine erbärmlich ausgerüstete
Leibwache von 1000 Mann; das
Aufgebot erscheint nur,
wenn es ihm gut dünkt.
Die Hauptstadt Kelat
liegt in 2057 m Meereshöhe und hat, da
sie den Nordwinden ausgesetzt ist, ein gemäßigtes, sogar rauhes
Klima,
[* 5] so daß
Schnee
[* 6] den
Boden zwei
Monate lang bedeckt. Sie steigt in
Terrassen empor und ist von
Mauern
und
Bastionen aus
Lehm umgeben, durch welche drei
Thore führen. Da Kelat
nur mit wenigen
Geschützen armiert ist und überdies
von den umliegenden
Höhen beherrscht wird, kann es als
Festung
[* 7] keinen Wert haben. Der weitläufige
Bazar ist mit
Waren wohlversehen;
ein altes, die Stadt überschauendes
Fort ist
Residenz des
Chans. Im W. und O. breiten sich ausgedehnte
Vorstädte aus. Die
Bevölkerung
(Brahui,
Hindu, Dehwar, Afghanen) wird auf 14,000
Seelen geschätzt. - Im Anfang dem
Großmogul
in
Dehli unterthan, machte sich Kelat
im 18. Jahrh. unabhängig, kam aber bald darauf
unter die Herrschaft des persischen
Königs
Nadir
Schah (s.
Belutschistan). 1839 eroberten die
Engländer
die Stadt Kelat
zur
Strafe für mehrfache von den Grenzstämmen auf indischem Gebiet unternommene Raubzüge, setzten aber 1841 den
rechtmäßigen Herrscher wieder ein und erhielten 1854 durch einen
Schutz- und Handelsvertrag das
Recht, in beliebige
Orte des
Landes
Garnisonen zu legen.
Der gegenwärtige Herrscher, Chodabad Chan, wurde 1857 zum Oberhaupt erwählt, 1863 vertrieben, aber 1864 abermals auf den Thron [* 8] gesetzt. Von dem im Vertrag von 1854 ihm gewährten Recht machte England 1876 Gebrauch, indem es 1000 Mann zur Schlichtung innerer Streitigkeiten nach Mastung entsandte. Zugleich wurde im März 1877 ein neuer Staatsvertrag abgeschlossen, wonach der Chan eine Jahressubsidie von 200,000 Mk. und überdies monatlich 44,000 Mk. zur Verwendung für Wege etc. erhält, wogegen England Truppen in beliebiger Stärke [* 9] in jede Stadt legen und Befestigungen sowie Eisenbahnen und Telegraphenlinien anlegen darf, wo es ihm beliebt.
Infolgedessen wurde eine politische »Agentur Kelat«
geschaffen,
Quetta sowie die Stadt Kelat
wurden mit je 400 Mann
Besatzung belegt und an Wegeknotenpunkten, wie am
Fuß
des Bolampasses,
Posten und
Blockhäuser errichtet. Seitdem ist
Quetta zu einer förmlichen
Festung geworden, und die früher
sehr räuberischen Bewohner sind zur
Ruhe gebracht. Während des afghanischen
Kriegs hielt Kelat
zu
England. Durch den östlichen
Teil führt seit 1880 die
Eisenbahn von Rohri am
Indus nach
Sibi an der afghanischen
Grenze.
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