Keimblätter
,
in der
Botanik, s.
Kotyledonen. - In der
Entwickelungsgeschichte
[* 2] der
Tiere sind die Keimblätter
die wie
Blätter eines
Buches übereinander liegenden
Schichten des noch jungen
Embryos, aus denen bei weiterm Wachstum die verschiedenen
Organe hervorgehen. Besonders deutlich und daher auch zuerst bekannt geworden sind die Keimblätter
im
Embryo des
Huhns, überhaupt der
Wirbeltiere, während sie bei manchen niedern
Tieren nicht immer die Blattform besitzen. Man unterscheidet am
Embryo von außen
nach innen (oder von
oben nach unten) drei Keimblätter:
das äußere (obere,
Ektoderm, Epiblast, Hautsinnesblatt),
aus welchem
Oberhaut,
Hautdrüsen,
Zähne,
[* 3]
Horn etc.,
Speicheldrüsen,
Gehirn,
[* 4]
Rückenmark und
Sinnesorgane (daher Hautsinnesblatt)
sowie
Speiseröhre und
Enddarm hervorgehen;
das innere (untere, Entoderm, Hypoblast, Darmdrüsenblatt), welches die innere Auskleidung des Mitteldarmes und seiner drüsigen Anhänge (Leber etc.) liefert;
und das zwischen beiden gelegene mittlere (Mesoderm, Muskelblatt), welches den Hauptteil der Muskulatur herstellt und sich in zwei Lagen (Haut- und Darmmuskelblatt) spaltet.
Während die beiden ersten Keimblätter
allen
Tieren (mit Ausnahme der
Protozoen, s. d.) zukommen, kann das
mittlere Keimblatt fehlen; das ist bei den
Cölenteraten (s. d., also
Quallen,
Polypen etc.) der
Fall, indem zwischen
Ektoderm
und
Entoderm eine gallertartige sogen. Stützsubstanz ausgeschieden wird,
welche nichts mit der Muskulatur zu thun hat. Gewöhnlich entsteht das mittlere
Blatt
[* 5] aus dem innern in der Art, daß sich
im
Embryo vom Mitteldarm (Urdarm,
Gastrula) rechts und links zwei Abteilungen losschnüren und sich so gruppieren, daß ihre
innere Wand sich als Darmmuskelblatt dem
Darm
[* 6] von außen, ihre äußere dagegen sich als Hautmuskelblatt
der
Haut
[* 7] von innen anschmiegt, während der zwischen ihnen gelegene Hohlraum zur
Leibeshöhle
(Brust- und
Bauchhöhle) wird.
Diese ist also hier ein Teil des Darmes; man nennt die Tiere, bei welchen dies der Fall ist (z. B. Wirbeltiere, Gliedertiere, Gliederwürmer), Enterocölier im Gegensatz zu den Schizocöliern (z. B. Plattwürmer). Bei diesen entsteht das Mesoderm, hier auch Mesenchym genannt, dadurch, daß von den beiden andern Blättern einzelne Zellen sich ablösen und die Blätter auseinander drängen; die Leibeshöhle aber stammt nicht vom Darm ab, sondern fehlt entweder oder bildet sich durch Zusammenfließen einzelner Lücken im Mesoderm.