Keim
,
die scheinbar regungslose, aber lebensfähige Grundlage, aus der sich jedes organische Geschöpf unter den dazu
erforderlichen
Bedingungen entwickelt. Besonders aber spricht man von Keim
der
Pflanzen und versteht darunter teils die
Knospen
[* 2] (Augen) am Wurzelstocke ausdauernder
Pflanzen, in den
Zwiebeln und
Knollen,
[* 3] teils und vorzugsweise den
Keimling
(Embryo, s. d., Bd. 6, S. 73 b) in den Samen
[* 4] der
Blütenpflanzen
(Phanerogamen), d. h. die unentwickelte, aber entwicklungsfähige
Anlage zu einer neuen
Pflanze im Samen, welche in feuchter Erde zu einem neuen Individuum heranwächst. Auch aus den
Knospen
kann man bei man bei man-
Keim (Karl Theodor) -

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chen Pflanzen, namentlich Holzgewächsen, ein neues Individuum derselben Art erziehen, wenn man abgelöste Knospen dem Stamme
oder Zweige eines andern Individuums derselben oder einer verwandten Pflanzenart einimpft, wie dies z. B. bei dem Okulieren
[* 6] der Rosenstöcke geschieht. Eine große Leichtigkeit der Keim
bildung findet sich bei den Blättern des Keim
blattes (Bryophyllum),
die schon auf feuchtem Papier aus jeder Randkerbe einen Keim
entwickeln. Aber auch zahlreiche
andere Pflanzen lassen sich durch solches Keimen
am Blattrande vermehren, wovon die neuere Gartenkunst vielfachen Gebrauch
macht.
Wurzel (botanisch)

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Wurzel.
Die beginnende Entfaltung des Keim
aus seiner Knospe oder dem Samen nennt man das Keimen
oder die Keimung (s. d.). Der
Zeitraum, in welchem die Samen keim
fähig bleiben, ist sehr verschieden. Am längsten bleiben Getreidesamen keimfähig; man
hat die in den Gräbern der Inka
[* 7] gefundenen Maiskörner, welche doch mindestens 400–500 J. alt sein müssen, zum Keimen
gebracht. Dagegen hat sich die Meinung, daß Weizenkörner (sog. Mumienweizen) ihre Keim
kraft
vier bis fünf Jahrtausende hindurch behalten könnten, als ein Irrtum erwiesen. (S. Keimprobe.) An dem
Keimling des Samens unterscheidet man drei Regionen: das Würzelchen, Stengelchen und Federchen. Ersteres dehnt sich bei der
Keimung zur Wurzel
[* 8] aus, während das Stengelchen oder der Achsenteil sich nach oben verlängert, den Stengel
[* 9] oder Stamm der Pflanze
bildend, und das an seinem Ende befindliche Federchen zu einer wirklichen Knospe wird, welche bald die
ersten Blätter entfaltet. Am Stengelchen sind stets die Kotyledonen (s. d.) oder
Samenlappen (Keim
blätter) angeheftet.
Skelett des Menschen I

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Skelett.Im tierischen Ei [* 10] entwickelt sich aus den durch die Dotterklüftung gelieferten Zellen der Keim als Keimblase (Säugetiere), als Keimscheibe (Vögel), [* 11] und die verschiedenen Schichten des Keim stellen die Keimblätter dar, deren Anordnung und Umbildung für die Entwicklung von höchster Bedeutung sind. Das oberste Keimblatt (Ektoderm, Epiblast, Epidermoidal- oder sensorielles Blatt) [* 12] liefert die Oberhaut, Haare, [* 13] Nägel, [* 14] Gehirn [* 15] und Rückenmark, Retina u. s. f.; aus dem mittelsten Blatt (Mesoderm, Mesoblast), das sich meist zu einem Haut- und einem Darmfaserblatt sekundär spaltet und so die Leibeshöhle (Coelom) bildet, geht die große Masse des Körpers, Muskulatur, inneres Skelett, [* 16] Bindegewebe, Blut und Gefäße, meist auch die Geschlechtsorgane, aus dem innersten Blatt (Entoderm, Hypoblast) das Epithel des Darms und seiner Anhangsdrüsen hervor. (S. auch Entwicklungsgeschichte.) Bei Moostierchen (s. d.) und Süßwasserschwämmen (s. d.) kommen als Statoblasten und Gemmulae auch noch besondere Keimkörper vor.