Titel
Kayser
,
1) Ludwig, ausgezeichneter Philolog, geb. zu Heidelberg, [* 2] studierte 1825-30 daselbst, machte mit Creuzer eine Reise nach Paris, [* 3] habilitierte sich 1833 in Heidelberg, wurde 1841 außerordentlicher, 1863 ordentlicher Professor der klassischen Philologie und starb Er hat sich besonders um Philostratos und Cicero verdient gemacht. Zu ersterm veröffentlichte er: »Notae criticae in Philostrati vitas sophistarum« (Heidelb. 1831);
»Philostrati vitae sophistarum« (das. 1838);
»Philostrati libri de gymnastica« (das. 1840);
»Philostrati quae supersunt« (Zürich [* 4] 1844-46, 3 Bde.; 2. Aufl. 1853);
»Philostrati opera auctiora« (Leipz. 1870-71, 2 Bde.).
Von Cicero lieferte er mit Baiter eine Gesamtausgabe (Bd. 1-5, Leipz. 1860 ff.),
nachdem eine
Ausgabe der »Cornifici rhetoricorum ad Herennium libri
IV« (das. 1854) vorausgegangen war. Eine
Ausgabe seiner
Homerischen Abhandlungen besorgte
Usener (Leipz. 1881). Auch hat Kayser
über musikalische Gegenstände, z. B.
Ȇber
Glucks
Orpheus«,
[* 5] geschrieben.
2) Heinrich, Architekt, geb. zu Duisburg, [* 6] erlernte das Maurerhandwerk, bildete sich ¶
mehr
dann in Berlin [* 8] durch praktische Thätigkeit in städtischen Baubüreaus und durch Studien auf der Bauakademie weiter und vereinigte sich 1872 mit Karl v. Großheim (geb. zu Lübeck), [* 9] welcher nach einer praktischen Lehrzeit als Zimmermann sich ebenfalls durch Studien auf der Berliner [* 10] Bauakademie weitergebildet hatte, zur Gründung eines Ateliers. Bei der ersten Konkurrenz um den Bau des Reichstagsgebäudes (1872) errangen sie einen zweiten Preis, ebenso wie zehn Jahre später bei der zweiten Konkurrenz. In diesem Jahrzehnt waren sie ausschließlich im Privatbau thätig, in welchem sie sich anfangs der italienischen Renaissance (Norddeutsche Grundkreditbank etc.), später mit großem Erfolg der deutschen Renaissance (Kaufhaus Spinn, Geschäftshaus der Germania, [* 11] Villa Reichenheim in Berlin) zuwendeten.
Andre Bauten sind: Villa Hardt, Geschäftshäuser von Henninger und Laer, Geschäftshaus der New York-Germania in Berlin sowie die
Schlösser Klitschdorf in Schlesien
[* 12] und Altdöbern in der Lausitz. Mit einem stark ausgeprägten Gefühl für eine malerische
Komposition verbinden Kayser
und v. Großheim auch den Sinn für strenge Gliederung der Bauteile zum Zweck eines
imposanten Totaleindrucks. Durch zahlreiche Entwürfe für Decken- und Wandmalereien, Stein-, Stuck- und Schmiedearbeiten, Möbel
[* 13] etc. haben sie einen hervorragenden Anteil an der Förderung des Berliner Kunstgewerbes im Anschluß an die Renaissance gewonnen.
Für ihre Beteiligung an der Berliner Jubiläumsausstellung von 1886 erhielten sie die große goldene
Medaille. Sie sind Mitglieder der königlichen Akademie der Künste.