die uralte Litteratursprache
Javas, besteht meist aus Sanskritworten mit javanischer
Flexion,
war nie im
Munde des
Volkes, sondern diente nur dazu, die Religionslehren und
Mythen der höher zivilisierten indischen Einwanderer
den Javanen zugänglich zu machen.
Abgefaßt sind in derselben Übersetzungen aus der indischen religiösen und epischen
Litteratur, Geschichtsbücher, Sagensammlungen,
Gesetzbücher etc.
Vgl. W. v.
Humboldt, Über die Kawisprache
(Berl. 1836-40, 3 Bde.);
der Name, womit man in Nachahmung der Javaner, die ihre alte Sprache
[* 2] für eine těmbung kawi «Dichtersprache»
halten, das Altjavanische aus der Periode von ungefähr 800–1400 n. Chr. zu bezeichnen pflegt. Die
Grammatik des Kawi ist malaiisch-polynesisch, der Wortschatz hat manches aus dem Sanskrit aufgenommen, wie dies
auch im Neujavanischen und Malaiischen der Fall ist. Der erste Versuch einer Übersetzung aus einem altjavan. Dichtwerke,
dem «Rhârata-Yuddha», findet sich in Raffles’ «History
of Java» (Lond. 1817). Das von Raffles Veröffentlichte lieferte Wilhelm von
Humboldt den Stoff zu seinem Werke «Über die Kawisprache auf der Insel Java» (3 Bde., Berl. 1836–39). Nach dem Kriege der
Holländer gegen Bali (1846) sind von jener Insel, wo die Gelehrten das Kawi noch pflegen, viele gute Handschriften zugänglich
geworden.
Einen schätzenswerten Beitrag zur Kenntnis der auf Bali vorhandenen Litteraturwerke gab R. Friederich
in «Voorloopig Verslag van het eiland Bali» (Verh.Bat. Genootschap 1849–50). Demselben verdankt man einen Abdruck des «Arjuna-Wiwâha»
mit balinesischer Interlinearversion (Batavia
[* 3] 1850) und des «Bhoma-Kâwya» (ebd. 1852). Die zwei ersten
Sänge des «Arjuna-Wiwâha» nebst Übersetzung gab Kern heraus in seinen «Kawistudien» (Haag
[* 4] 1871). Derselbe besorgte
auch eine Textausgabe und Übersetzung des metrischen Werkes «Wṛttasañcaya» (Leiden
[* 5] 1875). Von den wichtigern
Textausgaben nebst Übersetzung sind weiter noch zu erwähnen: J. C. G. Jonker, «Een Oudjavaansch Wetboek vergeleken met
Indische rechtsbronnen» (Leiden 1885);
H. H. Juynboll, «Drie boeken van het Oudjavaansche Mahâbhârata» (ebd. 1893).
Sowohl
sprachlich wie paläographisch höchst wichtig sind die von A. B. Cohen Stuart veröffentlichten «Kawi-Oorkonden»
(Leiden 1875). Beiträge zur Kenntnis der Litteratur gab H. N. van der Tuuk im «Journal
of the Asiatic Society» (N. Ser.,
Bd. 13); Abschnitte aus der Grammatik behandelte Kern in den «Bijdragen» des Königl. Instituts (Haag 1889).