Kawerau
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Gustav, prot. Theolog, geb. zu Bunzlau, [* 2] studierte in Berlin, [* 3] wurde 1870 Hilfsgeistlicher an der Lukaskirche daselbst, 1871 Pfarrer in Langheinersdorf (Neumark), 1876 in Klemzig, 1882 Professor und geistlicher Inspektor am Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg [* 4] und Vorsteher des dortigen Kandidatenkonvikts, 1886 ord. Professor in Kiel, [* 5] seit 1888 zugleich Universitätsprediger, 1893 Professor der praktischen Theologie in Breslau. [* 6] K.s theol.
Standpunkt ist ein gemäßigt-positiver; seine Forschungen gelten vorzugsweise der Reformationszeit. In Verbindung mit Köstlin und Archivrat Jacobs begründete er 1883 den Verein für Reformationsgeschichte, in dem er die Geschäfte des Redaktions-Komitees führt. Er schrieb unter anderm: «Johann Agricola von Eisleben» [* 7] (Berl. 1881),
«Kaspar Güttel, ein Lebensbild aus Luthers Freundeskreise» (Halle [* 8] 1882),
«Über Berechtigung und Bedeutung des landesherrlichen Kirchenregiments» (Kiel 1887),
«De digamia episcoporum, ein Beitrag zur Luther-Forschung» (ebd. 1889),
«Luthers Lebensende in neuester ultramontaner
Beleuchtung»
[* 9] (1. bis
4. Aufl.,
Barm. 1890). Kawerau
gab den «Briefwechsel des Justus
Jonas» (2 Bde.,
Halle 1884–85) heraus. Von der neuen
kritischen
Luther-Ausgabe
(Weimar)
[* 10] bearbeitete Kawerau
Bd. 3 (1885),
Bd. 4 (1886) und größere Teile von Bd. 8 (1889) und Bd. 12 (1891),
ebenso größere Stücke der Braunschweiger Lutherausgabe (1889 fg.). Zu W. Möllers «Lehrbuch der Kirchengeschichte» schrieb er, unter Benutzung des Möllerschen Nachlasses, den 3. Teil (Reformation und Gegenreformation, Freib. i. Br. 1894).