Katzbach
,
Fluß, entspringt auf dem
Bleiberg bei Ketschdorf im preuß. Regierungsbezirk
Liegnitz,
[* 2] hat bis vor
Goldberg
nördliche, dann nordöstliche
Richtung und ergießt sich nach 98 km langem
Lauf unfern
Parchwitz in die
Oder. Die Katzbach
hat einen reißenden
Lauf, indem ihr
Gefälle 360 m beträgt, ist aber im
Sommer in der
Regel wasserarm.
Ihre wichtigsten
Zuflüsse sind die
Schnelle Deichsel auf der linken und die an
Jauer
[* 3] vorbeigehende Wütende
Neiße
[* 4] auf der rechten Seite.
Berühmt ist die Katzbach
durch die
Schlacht Die schlesische
Armee, zusammengesetzt aus dem 1. preußischen
Armeekorps unter
York und den beiden russischen
Korps der
Generale
Langeron und
Sacken, unter dem Oberbefehl
Blüchers, war dem
Trachenberger
Kriegsplan gemäß
vor der französischen Übermacht, die
Napoleon selbst bei Wiedereröffnung der Feindseligkeiten
Mitte
August gegen sie heranführte, vom
Bober bis hinter die Katzbach
zurückgewichen, aber auf die
Kunde von
Napoleons Rückkehr nach
Dresden
[* 5] wieder vorgegangen, als der französische Befehlshaber,
Marschall
Macdonald, mit etwa 80,000
Mann sorglos und von der
Nähe der Feinde nichts ahnend gerade die Katzbach
zu überschreiten sich anschickte.
Blücher hatte für
den beabsichtigten
Angriff auf die
Franzosen 26. Aug. seinem rechten
¶
mehr
Flügel unter Sacken befohlen, den Feind bei Liegnitz zu beschäftigen; York sollte im Zentrum, Langeron auf dem linken Flügel
rechts und links von der Wütenden Neiße bis zur Katzbach
vorgehen und diese überschreiten. Als nun die Vortruppen auf dem linken
Ufer der Katzbach
und der Neiße von den mit Übermacht andringenden Franzosen auf das Plateau rechts der Neiße
zurückgedrängt wurden und Blücher trotz des strömenden Regens erkannte, daß der Feind mit der Sachlage unbekannt sei,
befahl er York und Sacken, auf dem Plateau Stellung zu nehmen, so viel Feinde heraufzulassen, als sie glaubten schlagen zu können,
und dann anzugreifen und sie den von Defileen und Bergbächen durchschnittenen Abhang ins tiefe Neißethal
wieder hinabzuwerfen. Um 3 Uhr
[* 7] nachmittags begann Yorks linker Flügel, die Brigade Hünerbein, den Angriff und schmetterte mehrere
französische Bataillone mit Bajonett und Kolben nieder.
Ein verunglückter Angriff, den Jürgaß mit der Reiterei unternahm, drohte die Linie Yorks zu zerreißen;
indes ein allgemeines Vorgehen der russischen und preußischen Kavallerie unter Blücher selbst, der Infanterie unter York brachte den Feind zum Weichen;
alle Versuche neuer auf der Höhe anlangender französischer Truppen, der Verwirrung zu steuern und den Andrang der Verfolger aufzuhalten, blieben erfolglos;
sie wurden mit fortgerissen.
Dem Thal [* 8] der Wütenden Neiße zueilend, sahen sich die Flüchtigen in den Hohlwegen durch festgefahrene Kanonen etc. aufgehalten. Dazu war durch den Regen der Fluß zu einer solchen Höhe angeschwollen, daß der größte Teil derer, die es wagten, hindurchzusetzen, fortgerissen wurde und ertrank. Eine bei Niederkrayn geschlagene Notbrücke reichte für die andringende Menge nicht hin, auch hier fanden viele den Tod. Die Artillerie der Verbündeten rückte bis an den Thalrand vor und vollendete die Niederlage des Feindes durch Kartätschen und Granaten, [* 9] die sie in den verworrenen Knäuel der Fliehenden schleuderte.
Nur der Einbruch der Nacht und das schlechte Wetter
[* 10] hinderten die energische Verfolgung. Der linke Flügel
der Verbündeten unter Langeron blieb unthätig. Das siegreiche Heer brachte die Nacht in heftigem Regen ohne jeglichen Schutz,
ohne Lebensmittel auf dem Schlachtfeld zu. Erst 27. Aug. konnte die Verfolgung beginnen, trotzdem ward sie dem Feind verderblich
genug. Am 29. Aug. wurde bei Plagwitz die Division Puthod zersprengt; 1. Sept. war der Vortrab bis zur Lausitzer
Neiße vorgedrungen, ganz Schlesien
[* 11] vom Feind befreit. 103 Kanonen, 2 Adler,
[* 12] 18,000 Gefangene, darunter 3 Generale, im ganzen
30,000 Mann, hatten die Franzosen verloren; der Rest ihres Heers war vollständig demoralisiert. Die Verbündeten hatten einen
Verlust von 3400 Mann an Toten und Verwundeten. Die Soldaten nannten die Schlacht erst die Schlacht an der
Wütenden Neiße, Blücher gab ihr aber nach der Katzbach
den Namen aus Rücksicht auf Sacken. Er selbst erhielt übrigens 1814 den
Titel eines Fürsten Blücher von Wahlstadt nach dem nahen, durch die Mongolenschlacht 1241 bekannten Dorf Wahlstadt.