Katechetik
(grch.), die Lehre [* 2] von der Kunst des Unterrichtens durch Frage und Antwort. Ursprünglich bezieht sich der Ausdruck nur auf die religiöse Unterweisung. Katechese bezeichnete die Zubereitung derer für das christl. Gemeindeleben, die in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen werden sollten (der Katechumenen, s. d.); die von der Kirche mit ihrer Zubereitung Betrauten hießen Katecheten. In Alexandria bestand seit Mitte des 2. Jahrh. eine eigene Katechetenschule (s. Alexandrinische Schule).
In der alten Kirche waren die Katechumenen Erwachsene; für ihre Unterweisung waren verschiedene Schriften der Kirchenlehrer, wie des Cyrillus von Jerusalem, [* 3] des Augustinus u. a. bestimmt. Eine einzelne ausgeführte religiöse Unterredung ist eine Katechese, und das dabei angewendete Unterrichtsverfahren wird Katechisation oder Katechisieren genannt, die Methode heißt katechetische, katechisierende, auch dialogische oder erotematische Lehrform im Gegensatz zum Akroamatischen Unterricht (s. d.). – Die Ausbildung der Katechese für die Schule wurde zuerst durch die Reformation veranlaßt und dann namentlich durch die pietistische Schule, Spener an der Spitze, gepflegt.
Diese Schule legte zugleich großes Gewicht auf die Lehrform und erkannte insbesondere die Frage (s. d.) als nicht zu entbehrendes Kunstmittel. In der folgenden Zeit wurde nicht selten der Geschicklichkeit in Handhabung der Fragform, nicht nur bei den religiösen Unterredungen, sondern bei allem Unterrichte eine übermäßige Bedeutung beigelegt. Man setzte die Kunst des Unterrichtens fast allein darin, alles durch Frage und Antwort zu entwickeln. Die Unterredungen des Sokrates mit seinen Schülern galten dabei als klassisches Vorbild, und die bezeichnete Methode erhielt den Namen sokratische Methode oder Sokratik.
Als berühmte Meister darin galten ihrer Zeit Dinter und Gräfe. Ihrer Überschätzung gegenüber wies schon Pestalozzi darauf hin, daß man den Kindern auch vieles geben, ihnen wirkliche Anschauungen darbieten müsse. –
Vgl. Dinter, Die vorzüglichsten
Regeln der Katechetik
(13. Aufl., Plauen
[* 4] 1862);
von
Zezschwitz,
System der christl.-kirchlichen Katechetik
(2 Bde.,
Lpz. 1863–74);
Palmer,
Evangelische Katechetik
(6. Aufl., Stuttg. 1875);
Encyklopädie des gesamten Erziehungs- und
Unterrichtswesens,
hg. von Katechetik
A.
Schmid, Bd. 3 (2. Aufl., Gotha
[* 5] 1880).