Katalonien
(span. Cataluña), span. Fürstentum, der nordöstlichste Teil der Pyrenäischen Halbinsel, grenzt nördlich an Frankreich, östlich und südöstlich an das Mittelmeer, südlich an Valencia, [* 2] westlich an Aragonien, hat einen Flächeninhalt von 32,330 qkm (587 QM.) mit einer Bevölkerung [* 3] von (1878) 1,749,710 Seelen und zerfällt in vier Provinzen: Lerida, Gerona, Barcelona [* 4] und Tarragona (Genaueres s. unter den einzelnen Provinzen). Die jetzigen Katalonier (Catalanes) sind nüchterne, kluge, durchaus praktische Menschen, begabt mit Scharfsinn, Gelehrigkeit und körperlicher wie geistiger Gewandtheit, dazu von rastloser Thätigkeit, hohem Unternehmungsgeist und unermüdlicher Ausdauer.
Neben diesen trefflichen Eigenschaften, zu denen noch persönlicher Mut, Nationalstolz, Freiheitssinn, Rechtschaffenheit u. Mäßigkeit zu zählen sind, finden sich als Schattenseiten im katalonischen Charakter: Jähzorn, Rachsucht, Trotz, Neid und namentlich Eigennutz. Die Katalonier unterscheiden sich von den übrigen Spaniern durch ihre Auswanderungslust, die als natürliche Folge ihres spekulativen Geistes erscheint; namentlich sind sie in fast allen Hafenstädten Nordamerikas vertreten.
Dem Äußern nach sind sie von mittlerer
Größe, aber kräftig, lebhaft und fröhlich. Sie zeigen eine große Vorliebe für
Prozessionen und kirchliche Feierlichkeiten, ohne bigott zu sein. Selbst die gebildeten
Stände sprechen unter sich meist den
rauhen, dem
Provençalischen verwandten katalonischen
Dialekt, das sogen.
Catalani, das sich während der
Zeiten bildete, wo Katalonien
zum fränkischen
Reiche gehörte, im übrigen noch jetzt Schriftsprache ist und eine nicht unbedeutende
Litteratur besitzt (vgl. Hellferich, Raymund Lull und die Anfänge der katalonischen Litteratur,
Berl. 1859). - Katalonien
war schon zur Römerzeit eine blühende
Provinz und führte den
Namen Hispania Tarraconensis.
Später wurde es von den
Alanen, um 415 von den Westgoten, 711 von den Arabern erobert. Völlig vertrieben wurden letztere
erst zu Anfang des 9. Jahrh. durch die kriegerischen Eingebornen mit
Hilfe
Ludwigs des
Frommen von
Aquitanien. Von dieser Zeit
an bildete das von
Ludwig in 15
Grafschaften eingeteilte Land die sogen.
spanische Mark des fränkischen
Kaiserreichs. Nach
Karls des
Dicken
Tod (888) wußten die inzwischen mächtig
¶
mehr
gewordenen Grafen von Barcelona sich unabhängig zu machen, und es entstand die Markgrafschaft Barcelona oder das »Fürstentum
Katalonien«
, welches als selbständiger Staat bis zur Vereinigung mit Aragonien durch die Vermählung der Erbin dieses Landes mit Raimund
Berengar IV. von Barcelona (1137) bestand. 1479 wurde Katalonien
nebst Kastilien der spanischen Monarchie einverleibt.
Doch behielt es seine ursprüngliche freisinnige Verfassung und verlor dieselbe erst durch Philipp V. nach dem spanischen Erbfolgekrieg,
in welchem Katalonien
zu Philipps Gegner, Karl von Österreich,
[* 6] gehalten hatte.
Vgl. Balaguer, Historia de Cataluña (Madr. 1885-87, Bd. 1-9).