Katakomben
(catacumbae, ein spätlat. Wort ungewisser
Ableitung), die unterirdischen
Anlagen, die den ältesten
Christen
als gemeinsame Begräbnisstätten (nicht etwa als gottesdienstliche Versammlungsorte) dienten; die altchristl.
Benennung dafür ist Coemeterium. Sie finden sich im
Orient
(Alexandria,
Kyrene), auf der griech.
Insel
Melos, auf
Sicilien
(Syrakus),
[* 2] in Neapel
[* 3] und andern Orten Unteritaliens; die bedeutendsten und bekanntesten Katakomben
sind die von
Rom.
[* 4]
Diese bestehen aus weit ausgedehnten, labyrinthisch sich verzweigenden Gängen, oft in mehrern Stockwerken übereinander in den weichen Tuff (tufa granolare) der Campagnahügel eingeschnitten; nur ausnahmsweise benutzte man verlassene Steinbrüche oder Puzzolangruben. An den Wänden der meist sehr engen (durchschnittlich 0,80 m breiten) Gänge sind zu beiden Seiten über- und nebeneinander die Grabstellen eingehauen, länglich viereckige Vertiefungen von ungleicher Größe, die entweder durch Steinplatten oder durch Terracottatafeln geschlossen wurden, auf denen der Name des Verstorbenen mit oder ohne Zusätze in verschiedener Weise verzeichnet wurde; oft wurde neben der Inschrift irgend ein symbolisches Zeichen, z.B. das Monogramm Christi, die Palme, [* 5] der Anker, [* 6] die Taube mit dem Ölzweig u.dgl. angebracht.
Neben dieser einfachen Grabform (von den Archäologen loculus genannt) findet sich das kunstvollere, mit einem
Bogen
[* 7] überwölbte
Grab (arcosolium), dessen Innenwände mit Malereien verziert sind. Hin und wieder erweiterten sich die
Gänge zu größern
Räumen (cubicula), zum
Teil Familiengrüften, entsprechend mit Fresken ausgeschmückt. Zahlreich sind auch die marmornen,
mit Bildwerken aus dem Alten und
Neuen
Testament versehenen Sarkophage. Die bemerkenswertesten unter den
Katakomben
bei
Rom sind: die des heil.
Calixtus (s.
Tafel: Altchristliche Kunst III,
[* 1]
Fig. 5) mit dem
Grabe der heil.
Cäcilia und der
sog. Papstkrypta, d. h. der Grabstätte mehrerer
Bischöfe von
Rom aus dem 3. Jahrh. an der
Via Appia, des
heil. Sebastian an derselben
Straße (in den ältesten
Quellen coemeterium ad catacumbas genannt; das letztere wahrscheinlich
Lokalbezeichnung für die Gegend am dritten Meilenstein der
Via Appia, erst später verallgemeinert für alle unterirdischen
Cömeterien);
ferner die Katakombe der Domitilla (vielleicht die älteste) mit den Trümmern eines umfangreichen Vorbaues an der Via Ardeatina;
die Katakomben
der
Heiligen
Petrus und Marcellinus an der
Via Labicana;
die Katakombe der heil. Priscilla an der Via Salaria.
Die ältesten römischen Katakomben
reichen
bis in das 1. Jahrh. unserer Zeitrechnung hinauf, die jüngsten wurden um die Mitte des 4. Jahrh.
angelegt; mit dem Beginn des 5. Jahrh. hörte das Begraben in den auf,
die nun
bis in das 8. Jahrh. Orte des
Kultus blieben. Bei der
Belagerung
Roms durch die Langobarden zum
Teil vernichtet, wurden
sie bald unzugänglich und gerieten in Vergessenheit, besonders seitdem zahlreiche Leiber als Märtyrerleiber aus ihnen erhoben
und in die
Kirchen geschafft waren. Nur die Katakomben
des heil. Sebastian
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