Kastanien
(Maronen, frz. châtaignes oder marrons, engl.
chestnuts, ital. castagne oder marroni), die süßlich mehligen, sehr nahrhaften Früchte
des edlen oder echten Kastanien
baums (Castanea vesca), mit welchen die Früchte der sog. wilden
oder Roßkastanie nur einige äußere Ähnlichkeit haben, während sonst beide Gewächse weit verschieden sind. Der
Kastanienbaum
ist ein Verwandter unserer Rotbuche, kann sehr stattliche Größe und hohes Alter erreichen, und stammt vielleicht
aus dem wärmern Asien, ist aber seit alten Zeiten in Südeuropa wie zu Hause. Die alten Griechen nannten ihn
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und die Frucht Kastanon nach einer in Thessalien gewesenen Stadt Kastana, also die kastanische Frucht. Die Früchte stecken zu 1, 2, 3 in einer mit spitzen Dornen besetzten Becherhülle, welche später vierklappig auseinandergeht und den Inhalt ausfallen läßt. Sie werden schon früher gesammelt und mit Stangen abgeschlagen, Früchte und Hüllen dann durch Dreschen getrennt und erstere in der Sonne getrocknet, auch zuweilen zur Zerstörung der Keimkraft vorher abgebrüht.
Wälderartige Kastanien
pflanzungen finden sich in mehrern Gegenden Italiens, Spaniens, Portugals und in Südfrankreich, namentlich
in der Provence und Languedoc. Die von daher kommenden Früchte sind mit den italienischen die größten und besten
und heißen Maronen, bilden aber keine besondre Art. Kleinere K. werden diesseit der Alpen im südwestlichen Deutschland,
in der Schweiz, Tirol, Ungarn gezogen; sie sind einseitig abgeplattet, da sie immer nur zu zweien in einem Becher stecken.
In Mitteldeutschland wächst der Baum zwar noch, bleibt aber ertraglos.
Die Früchte werden in der mannigfachsten Zubereitung genossen, bei uns nur als gelegentliche Zuspeise,
während sie in südlichern Gegenden die Bedeutung eines wirklichen Volksnahrungsmittels haben, auch eine vortreffliche Viehmast
abgeben. Bei der Aufbewahrung der K. ist Vorsicht und Abwartung nötig, da sie leicht von Schimmel und Würmern angegangen
werden und im Frühjahr, wenn sie nicht kühl und trocken gehalten werden, leicht keimen und dadurch
gänzlich verderben. Das Holz des Kastanien
baumes ist einigermaßen dem des Nußbaums ähnlich und bildet ein ebenso wertvolles
Nutzholz wie dieses. - Zoll: Genießbare K. (Maronen) gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p
2; ungenießbare sind zollfrei.