Kaschau
(ungar. Kassa, spr. kaschscha), königl.
Freistadt im ungarischen
Komitat
Abauj-Torna,
Knotenpunkt der Kaschau
-Oderberger, der
Ungarischen
Staats- und der
Ungarischen Nordostbahn, im Hernádthal, wird vom
Bach Csermel durchflossen und gehört zu den ältesten und schönsten
Städten
des
Landes. Hervorragende Gebäude sind: die prachtvolle altgotische
Kathedrale (von der
Königin
Elisabeth, der Gemahlin
Karls
I., gegründet), die gotische
Michaels-, die ehemalige
Jesuiten- und die evangelische
Kirche mit
Kuppel sowie
das
Komitats-, Stadt- und
Zeughaus, der Kammerhof, das
Theater,
[* 2] die
Kasernen und die neuen Gebäude der verschiedenen Lehranstalten.
Kaschau
, die ansehnlichste Stadt Oberungarns, hat (1881) 26,097 Einwohner
(Ungarn,
[* 3] Deutsche
[* 4] und
Slawen), eine ärarische Tabaksfabrik,
Fabriken für
Steingut,
Papier,
Nägel,
[* 5]
Stärke,
[* 6]
Möbel
[* 7] aus gebogenem
Holz
[* 8] etc., eine
Kunst-, eine
Dampf-, eine
Säge-, eine
Pech- und mehrere
Mahlmühlen, 2 Bierbrauereien, eine Gasanstalt und lebhaften
Handel mit
Getreide,
[* 9]
Wein,
Knoppern
etc. Kaschau
ist der Sitz des
Komitats, eines römisch-katholischen
Bischofs (seit 1802), eines
Militär- und
Honved-Distriktskommandos,
einer
Finanz-,
Post- und Telegraphendirektion, eines
Gerichtshofs, eines
Hauptzollamtes und einer
Handels- und
Gewerbekammer, hat eine
Filiale der
Österreichisch-Ungarischen
Bank, 5 Geldinstitute, eine Rechtsakademie, ein bischöfliches
Seminar, 2 Lehrerpräparandien, ein Obergymnasium, eine Staats-Ober- und eine
Militär-Unterrealschule, ein landwirtschaftliches
Institut, eine
Maschinen-, eine
Musik- und Zeichenschule, ein Waisenhaus, ein
Spital, mehrere
Wohlthätigkeits- und 2 Badeanstalten.
Außerhalb der Stadt befindet sich ein großes Militärbarackenlager. 4 km entfernt liegt der klimatische
Kurort
Banko, und weiter nördlich der Badeort
Ránkherlein (s. d.) mit dem berühmten Springquell. - Kaschau
, eine
deutsche Ansiedelung, neben dem ältern
Ort Ober-Kaschau
entstanden, ward vom König
Stephan V. zur königlichen
Freistadt erhoben, 1290 mit
Mauern und nach und nach mit Festungswerken umgeben, welche
Ferdinand II. erweitern und
Leopold I. mit einer
Citadelle verstärken ließ.
König Karl Robert trat an den Palatin Amadeus Aba ab; derselbe ward jedoch schon 1311 von den über seine Gewaltpläne mißvergnügten Bürgern getötet, und seine Familie entsagte hierauf ihren Rechten. König Ludwig gab 1346 der Stadt das Recht der Halsgerichtsbarkeit, bewidmete sie 1347 mit dem Ofener Stadtrecht, bestimmte sie 1361 zum Stapelplatz für polnische und russische Waren und erteilte ihr Marktgerechtsame. König Siegmund erneuerte 1425 ihre Gerechtsame. Sie stand an der Spitze des Fünf-Städtebundes Ostungarns in der bewegten Zeit seit 1437, namentlich mit Krakau [* 10] in enger Handelsverbindung. Seit der Schlacht bei Mohács immer entschiedener protestantisch geworden, anderseits durch die Eroberung Zápolyás infolge gewaltsamer Verdrängung deutscher Altbürgerfamilien und ¶
mehr
wachsender Einbürgerung der Magyaren in ihrem Volkstum zersetzt, erscheint Kaschau
im 16. und 17. Jahrh., gleichwie
auch später, als politischer Vorort des ostungarischen Berglandes, als wichtiger Waffenplatz und Kommandoort des kaiserlichen
Ungarn, aber auch als Stützpunkt und Besitz der Gegner der Habsburger, eines Bocskai (gest. 1606), Gabriel Bethlen (gest. 1629),
Georg Rákoczv I. (gest. 1648), Tökölyi (1682-83), und Franz Rákóczys II. Insurrektion zog Kaschau
auch in Mitleidenschaft.
Unter König Leopold I. wurde hier eine Hochschule oder Universität unter der Leitung der Jesuiten gegründet, an deren Stelle
dann ein Gymnasium und eine Rechtsakademie verblieb. In den Bewegungen des Jahrs 1848 ward Kaschau
11. Dez. von den
Österreichern erobert; am fand hier eine Schlacht zwischen den Ungarn unter Mészáros und den Österreichern unter
Schlick statt, und 9. Febr. ward Kaschau
von Görgei, 24. Juni von den Russen besetzt.
Vgl. Krones, Zur Geschichte der Freistadt Kaschau
(Wien
[* 12] 1864);
Siegmeth, Kaschau
, das Abauj-Gömörer Höhlengebirge und die ungarischen Ostkarpathen (Kaschau
1885).