Kartenspiele
,
Spiele zwischen zwei oder mehrern
Personen mit schematisch gezeichneten Kartonblättern, welche
Spielkarten
(s. d.) genannt werden. Von den europ.
Ländern werden zuerst in
Italien
[* 3] Kartenspiele
erwähnt, in der
Chronik des
Nikolaus von Cavelluzzo
mit der Bemerkung, daß sie 1379 in Viterbo aus dem
Lande der Saracenen eingeführt worden seien;
in
Spanien
[* 4] 1387, in welchem Jahre
Johann I. von
Castilien das Kartenspiel
untersagte;
in Deutschland [* 5] zu Nürnberg [* 6] 1380, in Ulm [* 7] 1398;
in Frankreich 1392;
in England erging erst 1463 das erste Verbot gegen das Kartenspiel.
Das älteste Kartenspiel
in Europa
[* 8] ist wahrscheinlich
das ital.
Tarok (s. d.), dessen
Name noch keine genügende Erklärung gefunden hat und das bereits zu Anfang
des 15. Jahrh. zu
Bologna gespielt wurde. Die
Arten der Kartenspiele
haben sich seitdem überaus vermehrt. Sie sind teils Hasardspiele,
wie
Pharao, Landsknecht, Vingt-et-un, teils sog. Commercespiele.
Bei den Hasardspielen (s.
Glücksspiel und
Spiel) stehen dem
Bankhalter
(«Bankier») als Gegner gegenüber eine beliebige Zahl «Pointeurs»
(Spieler; Näheres s.
Pharao).
In den Commercespielen entscheidet entweder die Zahl der Stiche oder die Zahl der Augen oder auch sog. Sequenzen (d.h. eine ununterbrochene Folge von drei oder mehr Karten derselben Farbe; z. B. Daus, König, Ober, Unter) und Kunststücke (drei oder vier Karten desselben Wertes, z.B. drei Damen, vier Könige). Bei allen Commercespielen wird bei jedem Spiel «gegeben», d. h. ein Spieler wirft den Mitspielern, je nach den Regeln des Spiels, die Karten hin. Wer zuerst giebt, «giebt an», wer das letzte Spiel verteilt, «giebt ab».
Boston

* 9
Boston.
Bevor das eigentliche
Spiel beginnt, wird der «Trumpf»
(à tout, Couleur) bestimmt, d. h. die
Farbe, welche
alle andern Karten von andern
Farben, selbst die höchster übersticht. Der Trumpf wird entweder durch Aufwerfen der letzten
Karte, oder durch Abheben mit der Nebenkarte oder von dem
Spieler, wenn er sein
Spiel ansagt, bestimmt. Darauf spielt bei der
meisten der Commercespiele der
Spieler links des Gebers aus, er
hat die
«Vorhand», der letzte
Spieler die
«Hinterhand». Für das geistreichste aller Kartenspiele
gilt das L'Hombre
(s. d.). Sehr verbreitet sind das engl.
Whist, das franz.
Pikett, das
Solo, der
Skat,
Bézigue, Ecarté,
Boston,
[* 9] Napoleon, Schafkopf
u.s.w. –
Vgl. von Posert, 72 deutsche, franz. und englische Kartenspiele
(7.
Aufl., Quedlinb. 1886).