Karolinen
,
span. Inselgruppe im westlichsten Teil des Stillen Ozeans, zu Mikronesien gehörig (s. Karte »Ozeanien«), [* 2]
erstreckt sich zwischen den Philippinen im W. und den Marshallinseln im O. durch 32 Längengrade (131° 4'-163° 6' östl. L.) und 9 Breitengrade (10° 6'-1° 3' nördl. Br.) und zerfällt in zwei Gruppen: eine westliche, 750 qkm (13,6 QM.) groß, bestehend aus den Palauinseln und der Gruppe Yap, und eine östliche, 700 qkm (12,7 QM.) groß, welche durch eine breite Meeresstraße abermals in zwei Gruppen, eine zentrale und eine östliche, zerfällt. Die Bevölkerung [* 3] wird für die westlichen auf 14,000, für die östlichen auf 22,000, also zusammen auf 36,000 Seelen berechnet. Der bei weitem größte Teil des Umfanges und der Bevölkerung entfällt auf die folgenden fünf hohen vulkanischen, gut bewässerten und üppig fruchtbaren Inseln (vgl. auch die betreffenden Artikel):
Babelthouap | 300 QKilom., | 10000 Einw. |
Yap | 207 " | 2750 " |
Ruck | 132 " | 12000 " |
Ponape | 347 " | 2000 " |
Kusaie | 112 " | 400 " |
Die niedrigen Laguneninseln, deren Zahl 42 beträgt, sind weniger fruchtbar, aber doch teilweise mit schönen Waldungen bedeckt und, sechs ausgenommen, sämtlich bewohnt. Die wichtigsten sind Lukunor, Sotran, Etal, Losap, Namoluk, Los Martires, Elato, Wolea, Pingelap, Uluthi. Hauptprodukte sind: Kokosnüsse, Brotfrucht, Sago, Trepang, eßbare Schwalbennester. Von Landtieren sind einheimisch nur eine Ratte und ein Pteropus, auf Ponape eine eigentümliche Art Hund; Landvögel sind nicht zahlreich, eine Papageienart findet sich auf Ponape, das indische Krokodil bis Palau. Die See ist reich an Delphinen, Potwalen, Dugongs, eigentümlichen, zum Teil giftigen Fischen; Krustaceen, auch solche, die auf Bäumen leben, sind überaus häufig. Das Klima [* 4] ist feucht, aber nicht ungesund; das Thermometer [* 5] zeigt im Dezember 25-30°, im ¶
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Juni 29-31° C. Von November bis März weht der Nordostpassat, von April bis September der Südwestpassat; heftige Orkane richten oft große Verheerungen an. Die Karoliner gehören zu den Mikronesiern; sie sind von hübschem Äußern, hellbrauner Hautfarbe und schwarzem Haar, [* 7] freundlich und liebenswürdig (vgl. Tafel »Ozeanische Völker«, [* 8] Fig. 14, 15, 19, 20). Sie leben in kleinen Staaten unter vielen Häuptlingen, die stets miteinander in freilich nicht sehr blutigen Kriegen leben, obschon die Residenzen dieser Häuptlinge zuweilen durch Schiffskanonen verteidigt werden.
Als kühne Seefahrer unterhalten sie einen lebhaften Verkehr mit den Marianen, wo sie auf Saypan mehrere kleine Niederlassungen
gegründet haben. Merkwürdig sind die großartigen, aus früherer Zeit stammenden Steinbauten, Hafendämme
u. a. auf manchen Inseln sowie das Steingeld, welches sie bis zur Größe von Mühlsteinen auf Palau brechen. Wichtig ist die
Gruppe in neuester Zeit durch den Koprahandel geworden. Die Deutsche
[* 9] Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee (Samoa)
[* 10] hat
Faktoreien auf Ujilong, Ponape, Lukunor, Losap, Nukuor, Lamotrek, Uluihi, Yap und Palau, die Firma Hernsheim
(Jaluit) seit 1876 auch Faktoreien mit eignem Grundbesitz auf Ponape und einigen andern Inseln; außerdem gibt es hier ein paar
englische Häuser. Von Kopra, dem einzigen Handelsgegenstand der Karolinen
, werden jährlich durch die deutschen Firmen 1000 (Deutsche
Handels- und Plantagengesellschaft 800, Hernsheim 200) Ton. ausgeführt.
Die Inselgruppe wurde zuerst 1527 durch den Portugiesen Diego da Rocha entdeckt und Sequeirainseln getauft, erhielt aber 1686 von
dem Spanier Lazeano nach König Karl II. ihren jetzigen Namen, welcher den ihnen gleichfalls von Spaniern gegebenen Namen der
Neuen Philippinen schnell verdrängte. Von Manila aus suchten die Jesuiten die Bewohner der Karolinen
zum Christentum
zu bekehren, die erste Expedition 1710 mißlang, andre ebenfalls, und als 1731 der Pater Cantova ermordet wurde, bekümmerte
sich Spanien
[* 11] nicht mehr um die Gruppe.
Untersucht wurde dieselbe 1817 durch Kotzebue mit Chamisso, 1824 durch Duperrey, in besonders verdienstlicher Weise aber 1827 und 1828 durch Lütke. Weitere Nachrichten über einzelne Teile verdanken wir Semper, Kittlitz, Hernsheim u. a. Die Gruppe ist danach von manchen Geographen als Besitz Spaniens aufgeführt worden, als dieses aber 1875 sein angebliches Besitzrecht geltend machen wollte, wurden seine Ansprüche sowohl von Deutschland [* 12] als von England zurückgewiesen.
Als 1884 die Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft die Reichsregierung ersuchte, die Gruppe unter deutschen Reichsschutz zu stellen, wurde diesem Wunsch unter Absendung eines Kriegsschiffs entsprochen, das auf Yap die deutsche Fagge heißte. Die zu demselben Zweck entsandten spanischen Kriegsschiffe zogen sich darauf zurück. Die Nachricht hiervon rief in Spanien die größte Aufregung hervor, die sich in verletzenden Kundgebungen äußerte.
Die Regierung protestierte gegen die deutsche Besitzergreifung, worauf Deutschland sich bereit erklärte, die Streitfrage dem
Schiedsgericht des Papstes zu unterwerfen. Dieser entschied 22. Okt., daß die Karolinen
und Palauinseln Spanien gehören, dieses aber Deutschland
volle Freiheit und Schutz des Handels und der Schiffahrt sowie das Recht, auf den Karolinen
eine Schiffs- und Kohlenstation
anzulegen, gewähren sollte. In diesem Sinn kam im Dezember ein Vertrag zwischen Deutschland und Spanien zum Abschluß. Auf die
Schiffs- und Kohlenstation
verzichtete Deutschland 1886.
Vgl. Kubary, Ethnographische Beiträge zur Kenntnis der Karolinen
-Inselgruppe
(Berl. 1885 ff.);
Mantero Vidal, El archipiélago Filipino y las islas Marianas, Carolinas etc. (Madr. 1886);
Taviel de Andrade, Historia del conflicto de las Carolinas (das. 1886).