Karoline
,
s. v. w. Karamboline, s. Billard, S. 952.
Karoline
2 Seiten, 1'164 Wörter, 7'961 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Karoline,
s. v. w. Karamboline, s. Billard, S. 952.
Karoline,
weibl. Name, dem männlichen Karl entsprechend (franz. Charlotte). Die namhaftesten Trägerinnen desselben sind:
1) Karoline
Mathilde,
Königin von
Dänemark,
[* 2] Tochter des
Prinzen
Friedrich
Ludwig von
Wales und jüngste
Schwester des
Königs
Georg III.
von
England, geb. nach dem
Tod ihres
Vaters, wurde 1766 mit dem König
Christian VII. von
Dänemark
vermählt, dem sie 1768 den nachmaligen König
Friedrich VI. gebar.
Jung, anmutig, liebenswürdig und geistvoll, konnte sie
mit ihrem Gemahl, einem rohen Wüstling, nicht glücklich werden. Sie wandte daher ihre
Gunst dem königlichen Leibarzt und
Konferenzrat
Struensee (s. d.) zu, um durch ihn mehr Einfluß auf jenen
und so teil an den Regierungsgeschäften zu erhalten.
Wirklich wußte Struensee das Vertrauen des Königs vollkommen zu gewinnen und leitete, zum Staatsminister erhoben, alle Geschäfte im Einverständnis mit ihr. Ihre Beziehungen hatten sich bald zu einem vertrauten Liebesverhältnis gestaltet. Daher wurde sie in den Sturz Struensees, den die Königin-Mutter Juliane Marie von Braunschweig [* 3] herbeiführte, verwickelt. Sie wurde an demselben Tag wie Struensee, verhaftet, mit ihrer sechs Monate alten Tochter Luise Auguste nach der Festung [* 4] Kronenburg gebracht und eines ehebrecherischen Umganges mit Struensee beschuldigt.
Als sie erfuhr, daß Struensee ihr Verhältnis gestanden habe, ließ sie sich auch zu einem Geständnis herbei; ja, um ihren Geliebten zu retten, erklärte sie, daß sie die Schuld an allem trage. Sie ward hierauf von ihrem Gemahl und ihren Kindern geschieden und auf Verwendung ihres Bruders, des Königs Georg III., ihr Celle [* 5] zum Aufenthaltsort angewiesen, wo sie, allgemein geliebt, vom Gram verzehrt, starb. Im Schloßgarten zu Celle ist ihr von den Ständen Hannovers ein Denkmal von Ösers Hand [* 6] errichtet.
Vgl. Heimbürger, M. (Celle 1851);
Wraxall, Life and times of Caroline Mathilda (Lond. 1864, 3 Bde.);
Jenssen-Tusch, Die Verschwörung gegen die Königin M. (Leipz. 1864).
2) Karoline
Amalie
Elisabeth,
Königin von Ergland, zweite Tochter des
Herzogs
Karl
Wilhelm
Ferdinand von
Braunschweig
und der
Prinzessin
Auguste von
England, der
Schwester
Georgs III., geb. wurde 1795 die Gemahlin des
Prinzen von
Wales,
des nachmaligen
Königs
Georg IV. Die
Ehe war keine glückliche. Zwar wurde die
Prinzessin
Mutter
einer Tochter,
Charlotte; doch wenige
Monate nachher trennte sich
Georg von ihr, und Karoline
lebte, vom
Hofe verstoßen, zehn Jahre
lang auf einem Landhaus zu
Blackheath. Als sie 1806 vom Gerücht eines unerlaubten
Umganges mit
Kapitän Mamby, dem
Admiral
Sidney
Smith u. a. sowie einer heimlichen Niederkunft beschuldigt wurde, setzte
¶
der König eine Kommission zur Untersuchung ihres Betragens nieder; dieselbe vermochte ihr jedoch nur Unbesonnenheit zur Last
zu legen. Im August 1814 verließ Karoline
, mit Bewilligung ihres Gemahls, England, bereiste Deutschland,
[* 8] verweilte in Rom und
[* 9] Neapel
[* 10] und begab sich über Algier, Tunis
[* 11] und Konstantinopel
[* 12] nach Jerusalem,
[* 13] worauf sie sich, nach Italien
[* 14] zurückgekehrt,
für längere Zeit auf einer Villa am Comersee niederließ. Abermals verbreiteten sich anstößige Gerüchte über ihren Umgang
mit dem Italiener Bergami, den sie als Kurier in ihre Dienste
[* 15] genommen hatte.
Als ihr Gemahl 1820 den Thron
[* 16] Englands bestieg, stellte er die Forderung an sie, sich künftig des Namens
und der Rechte einer Königin von England zu enthalten und nie nach England zurückzukehren. Sie wies jedoch den Antrag zurück
und hielt sogar (6. Juni) unter dem Jubel des Volkes einen triumphierenden Einzug in London.
[* 17] Nun aber trat Lord Liverpool
[* 18] mit einer
Anklage auf Ehebruch im Parlament gegen sie auf, und es begann ein skandalöser Prozeß. Fast aus allen Ländern
hatte die Regierung Zeugen verschrieben; die öffentliche Stimme aber sprach sich so stark zu gunsten der von Lord Brougham verteidigten
Königin aus, daß man die in zweiter Lesung mit nur sehr kleiner Majorität 10. Nov. im Oberhaus durchgegangene Strafbill fallen
lassen mußte. Karoline
lebte hierauf zu Brandenburgh House im Genuß königlichen Ranges; von der Krönung ihres Gemahls wurde
sie indes zurückgewiesen. Sie starb Ihr Leichnam wurde, ihrem letzten Willen gemäß, nach Braunschweig gebracht.
Ihre Tochter Charlotte war als Gemahlin des spätern Königs der Belgier, Leopolds I., schon 1817 verstorben.
Vgl. »Historische Denkwürdigkeiten und Aktenstücke aus dem Leben und über den Prozeß der Königin Karoline
von England« (Leipz. 1820).
3) Karoline
Henriette Christiane, Landgräfin von Hessen-Darmstadt, geb. zu Bergzabern, Tochter des Pfalzgrafen Christian III.
von Zweibrücken-Birkenfeld, vermählte sich 1741 mit dem Erbprinzen Ludwig von Hessen-Darmstadt, der zu
Buchsweiler residierte und ein französisches Regiment in Straßburg
[* 19] befehligte, dann aber in Pirmasens
[* 20] sich ein eignes Heer schuf
und 1744 in preußische Dienste trat. Sein Regiment stand in Prenzlau.
[* 21] Karoline
trat von da ab in freundschaftliche Beziehungen zu
Friedrich d. Gr., dem sie auch nach ihrer Rückkehr nach Hessen
[* 22] 1756 stets begeisterte Verehrung zollte.
Als ihr Gemahl 1768 als Ludwig IX. Landgraf geworden, übte sie auf die Regierung, zu der Moser als Minister berufen wurde, den segensreichsten Einfluß. Künste und Wissenschaften begünstigte sie eifrigst, und ihr Hof [* 23] zu Darmstadt [* 24] wurde von den berühmtesten Geistern jener Zeit, Goethe, Wieland, Herder u. a., besucht. Durch ihre Töchter Friederike und Wilhelmine wurde sie die Großmutter Friedrich Wilhelms III. von Preußen [* 25] sowie der Kaiser Alexander I. und Nikolaus von Rußland; ihre dritte Tochter, Luise, war an Karl August von Weimar [* 26] verheiratet. Sie starb wegen ihres tüchtigen, männlichen Geistes und ihrer bedeutenden Verdienste um ihr Land »die große Landgräfin« genannt. Friedrich d. Gr. weihte ihr ein Denkmal mit der Inschrift: »Femina sexu, ingenio vir«.
Vgl. Walther, Die »große Landgräfin« (Darmst. 1873);
»Briefwechsel der großen Landgräfin Karoline
von Hessen« (hrsg. von Walther, Wien
[* 27] 1877, 2 Bde.).
4) Karoline
Marie, Königin von Neapel, Tochter Kaiser Franz' I. und der Maria Theresia, geb. vermählte
sich mit König Ferdinand IV. von Neapel. Herrschsüchtig
und intrigant, verdrängte sie 1777 den Minister Tanucci,
um unter dem Nachfolger desselben, Sambuca, größern Einfluß auf die Regierungsgeschäfte zu erlangen. Als 1784 auch dieser
seine Entlassung genommen, herrschte sie in Verbindung mit Sir John Acton (s. d.), den sie zum Premierminister erhob, unumschränkt
über den König und ganz Neapel und zwar, besonders seit der Hinrichtung ihrer Schwester Maria Antoinette (1793), aus Haß gegen
die Revolution mit großer Härte gegen die Liberalen.
Auch trieb sie zum Kriege gegen Frankreich, infolgedessen sie mit ihrer Familie 1799 nach Sizilien [* 28] fliehen mußte. Durch die vom Kardinal Ruffo erregte Insurrektion gegen die Franzosen nach Neapel zurückgeführt, verübte sie die ärgsten Greuelthaten gegen die französisch gesinnten Neapolitaner und gestattete der berüchtigten Lady Hamilton den verderblichsten Einfluß auf die Regierung. 1805 mußte sie wieder nach Sizilien übersiedeln, entzweite sich aber daselbst mit den Engländern und begab sich 1812 über Konstantinopel nach Wien. Dort lebte sie größtenteils in Schönbrunn und starb zu Hetzendorf.
Vgl. v. Helfert, Königin Karoline von Neapel und Sizilien im Kampf gegen die französische Weltherrschaft (Wien 1878);
Derselbe, Marie Karoline von Österreich, [* 29] Königin von Neapel und Sizilien (das. 1884);
Palumbo, Maria Carolina, regina delle Due Sicilie; suo carteggio con Lady Hamilton (Neapel 1877);
Gagnières, La reine Marie-Caroline de Naples (Par. 1886).
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
1) Karoline Mathilde, Königin von Dänemark.
Vgl. de Lagrèze, La reine Caroline-Mathilde et le comte Struensée (Par. 1887).