Karnies
[* 1] (franz. corniche), architektonisches
Glied,
[* 2] welches teils konkav, teils konvex gebogen ist, also ungefähr
die Gestalt eines lateinischen S hat. Befindet sich der konkave Teil
oben und nach außen, so entsteht der stehende oder steigende
Karnies
(Fig. 1), welcher als deckendes oder säumendes
Glied, z. B. bei
Haupt- oder
Dachgesimsen, vorkommt;
befindet sich der konvexe Teil
oben und innen, so entsteht der liegende oder fallende Karnies
(Fig. 2), welcher als
unterstützendes oder tragendes
Glied, z. B. bei
Sockeln oder
Basen, in Anwendung kommt.
Beide
Formen des Karnieses
stellen eine Vermittelung der obern mit der untern wagerechten
Fläche der Gesimsplatte
her. Befindet sich der konvexe Teil
oben und außen, so entsteht der verkehrt steigende Karnies
(auch Kehlstoß,
[* 1]
Fig. 3),
welcher als deckendes
Glied vorkommt; befindet sich der konkave Teil
oben und innen, so entsteht der verkehrt fallende Karnies
(Fig.
4), welcher als unterstützendes
Glied dient. Die beiden letztern
Formen stellen eine Vermittelung mit
den lotrechten Begrenzungsflächen der Teile her, zwischen welchen sich die Gesimsplatte befindet.
Der steigende Karnies
, welcher in den griechischen und den davon abgeleiteten
Stilen meist über der
Hängeplatte des Hauptgesimses
als
Rinnleiste erscheint, ist teils glatt profiliert, teils durch
Palmetten mit Löwenköpfen, welche als Wasserspeier
dienen, oder ohne solche verziert. Der verkehrt steigende Karnies
kommt teils glatt, teils verziert meist unter der
Hängeplatte vor, während die beiden fallenden Karniese
fast ausschließlich als glatte Sockelprofile auftreten.
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Steigender Karnies.]
^[Abb.: Fig. 2. Fallender Karnies.]