Karlsschule
,
ehemals eine berühmte höhere
Lehr- und Erziehungsanstalt in
Stuttgart,
[* 2] wurde 1770 vom
Herzog
Karl
Eugen
von
Württemberg
[* 3] auf der
Solitüde als »militärische Pflanzschule« gegründet, 1773 zu einer
»Herzoglichen
Militärakademie« erweitert und mit der 1761 gegründeten Académie des arts verschmolzen.
Nachdem sie 1774 mit einer juristischen, 1775 bei Übersiedelung der Anstalt nach
Stuttgart auch mit einer medizinischen Abteilung, 1779 mit
einer Abteilung für »Handlungswissenschaft« später mit einer »philosophischen
Abteilung« als gemeinsame höhere Vorbildungsklassen für alle Berufsarten versehen war, wurde
die Anstalt Ende 1781 durch
Kaiser
Joseph II. als
»Hohe Karlsschule«
(offiziell
»Karls
Hohe
Schule«) zur
Universität erhoben, mit sechs
Fakultäten: der juristischen, medizinischen, philobphischen, militärischen, ökonomischen und einer der
Freien Künste (nur
die theologische Fuktultät fehlte), aber nach des
Herzogs
Tod von dessen Nachfolger
Ludwig
Eugen 1794 plötzlich aufgehoben.
Bemerkenswert ist die Universalität der Anstalt. Die Karlsschule
entsprach auf den untern
Stufen der
Bürgerschule, der
Realschule,
dem
Gymnasium auf den mittlern
Stufen den obern
Klassen dieser Anstalten und der höhern
Handelsschule, auf den höchsten endlich
der
Kriegsschule, der philosophischen, juristischen, medizinischen, staatswirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen
Fakultät
der
Hochschule, der land- und forstwissenschaftlichen
Akademie, dem
Polytechnikum, der
Kunst- und
Baugewerkschule,
dem Musikkonservatorium, der
Theater- und Ballettschule.
Was die
Wahl des
Berufs betrifft, so galt zwar als
Grundsatz, daß die Zöglinge und ihre
Angehörigen hierin
freie Hand haben
sollten; doch fehlte es bei dem heftigen
Temperament des
Herzogs nicht an
Eingriffen in die persönliche
Freiheit. Bekanntlich war
Schiller Zögling der Karlsschule
1773-80; andre berühmt gewordene
Schüler derselben sind:
Cuvier,
Dannecker,
Zumsteeg, die
Maler
Eberhard
Wächter und
Koch, Kielmeyer,
Pfaff u. a. Namentlich aber ist aus der Karlsschule
eine große Anzahl tüchtiger
Beamten und
Offiziere hervorgegangen.
Vgl.
Wagner, Geschichte der
Hohen Karlsschule
(Würzb. 1856-58, 3 Bde.);
Klaiber, Der
Unterricht in der ehemaligen
Hohen Karlsschule
(Stuttg. 1873).
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