Titel
Karlmann
,
1) Sohn Karl Martells und der Chrotrudis, älterer Bruder Pippins des Kleinen, teilte sich nach seines Vaters Tod (741) mit Pippin in die Verwaltung des fränkischen Reichs und erhielt Austrasien nebst Alemannien und Thüringen, kämpfte mit Glück gegen innere und äußere Feinde, legte aber 747 seine Gewalt zu gunsten seines Sohns Drogo nieder. Dann gründete er auf dem Berg Soracte bei Rom [* 3] zu Ehren des heil. Silvester ein Kloster und zog sich darauf in das Benediktinerkloster auf dem Monte Cassino zurück. Als Pippin 754, dem Ruf des Papstes Stephan III. folgend, nach Italien [* 4] zog, befand sich auf dem Weg nach Gallien, um auf Bitten König Aistulfs den gegen diesen gerichteten Zug zu hintertreiben. Er fand den Bruder nicht mehr und begab sich in ein Kloster zu Vienne, wo er 17. Aug. 754 am Fieber starb. Seine Söhne wurden von Pippin einem Kloster übergeben.
2)
Pippins des
Kleinen jüngerer Sohn, geb. 751, ward 754 nebst seinem
Bruder
Karl d. Gr. vom
Papste
Stephan III. zum König der
Franken gesalbt, erhielt nach des
Vaters
Tod bei der
Teilung mit
Karl (768)
Burgund,
Provence,
Septimanien, Elsaß,
Alemannien und das östliche
Aquitanien und stand seinem
Bruder im
Kampf gegen den
Herzog Hunald von
Aquitanien bei. Bevor die
nach Verstoßung der
Desiderata eintretende
Verstimmung Karlmanns
gegen seinen
Bruder dem fränkischen
Reiche gefährlich wurde,
starb Karlmann
4. Dez. 771 in Samoussy und ward zu
Reims
[* 5] begraben. Da die fränkischen
Großen mit Übergehung seiner
Söhne sein
Reich
Karl d. Gr. übertrugen, flüchtete Karlmanns
Witwe
Gerberga (Giberga) mit denselben nach
Italien zu König
Desiderius.
Nach der
Eroberung des Langobardenreichs 774 endeten
Gerberga und ihre
Kinder in einem
Kloster.
3) Ludwigs des Deutschen und der Hemma ältester Sohn, geboren um 828, erhielt 856 die Verwaltung der bayrischen Marken, empörte sich 861 im Einverständnis mit dem Herzog Rastislaw von Mähren [* 6] gegen den Vater, unterwarf sich schon 862, empfing aber seine Herrschaft erst 865 zurück. Persönlich tapfer, führte er 869-874 zum Teil erfolgreiche Kämpfe gegen Mähren, nahm 870 Rastislaw gefangen und unterwarf sein Land, mußte sich aber infolge des energischen Widerstandes von seiten Swatopluks, des Neffen des Genannten, mit der Oberherrschaft über Mähren begnügen (874). Von seinem Oheim, Kaiser Ludwig II., 872 zum Erben Italiens [* 7] bestimmt, erwarb er dies Land erst im September 877, nachdem er Karl den Kahlen aus der Lombardei vertrieben hatte.
Inzwischen hatte er nach des
Vaters
Tode durch die
Teilung im
Ries
(November 876)
Bayern
[* 8] mit seinen
Marken als
Königreich empfangen.
Seine
Ehe mit einer Tochter des böhmischen
Markgrafen
Ernst war kinderlos; doch wurde ihm von Liutswinda ein unehelicher Sohn,
Arnulf, geboren. Seit jenem Zug
nach
Italien war Karlmanns
kräftiger
Körper von Siechtum befallen, und da
Arnulf illegitim war, bestimmte der
Vater 879 seinen
Brüdern
Ludwig dem jüngern und
Karl dem
Dicken die
Nachfolge in
Bayern und
Italien. Er starb 22. Sept. 889 in
Ötting, von seinen
Unterthanen sehr betrauert.
Vgl. Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reichs (Berl. 1862-65, 2 Bde.).