Karl II.
,
der
Kahle, römischer
Kaiser und erster König des aus dem
Fränkischen
Reiche durch den
Vertrag
von
Verdun
[* 2] ausgeschiedenen
Frankreich, geb. 13. Juni 823 in
Frankfurt
[* 3] a. M., jüngster Sohn
Kaiser
Ludwigs des Frommen von dessen
zweiter Gemahlin
Judith. Da
Ludwig die
Teilung des
Reichs unter seine drei ältern
Söhne bereits 817 geregelt hatte, diese aber
nun ändern wollte, um auch Karl II
ein Gebiet zu sichern, so entstanden
Kriege der
Söhne gegen den
Vater und
untereinander, die erst nach dem
Siege
Ludwigs des
Deutschen im
Bunde mit Karl II
über Lothar (bei
Fontenoy 25. Juni 841) durch den
Vertrag
von
Verdun (Aug. 843) beendet wurden. Karl II
erhielt dabei alles Land westlich der obern
Schelde, der Maas, Saône und der Rhône, Gebiete, in denen, abgesehen von dem niederdeutschen Flandern,
nur
Romanen wohnten.
Reich begabt, aber launisch, willkürlich und wechselnden Einflüssen zugänglich, vermochte er das ihm Zugefallene kaum
zusammenzuhalten.
Aquitanien und
Bretagne gingen ihre eigenen Wege, die
Küsten wurden von
Normannen und Mauren verheert, und
die Königsmacht schwand durch die Schenkungen und Zugeständnisse, welche er den
Großen für Dienste
[* 4] machen mußte, die er nicht erzwingen konnte. Als sein Neffe Lothar II.
869 starb, wollte Karl
II Lothringen
an sich reißen, mußte
aber schließlich im
Vertrage zu Meersen (Aug. 870) die östl. Hälfte desselben
Ludwig dem
Deutschen überlassen.
Beim
Tode
Kaiser
Ludwigs II.
(Kaiser Lothars Sohn) 875 gelang es Karl II
, sich
Italiens
[* 5] und des Kaisertums zu bemächtigen,
obwohl
Ludwig der Deutsche
[* 6] nähere
Ansprüche hatte, und veranlaßte dadurch einen
Einfall
Ludwigs in
Frankreich 875. Da
Ludwig
der Deutsche während des
Krieges 28. Aug. 876 starb, suchte Karl II
am Rhein Eroberungen zu machen, wurde aber
von dessen Sohn
Ludwig dem
Jüngern 8. Okt. bei
Andernach vollkommen geschlagen, und als er dann, um einen
Aufstand in
Italien
[* 7] zu
dämpfen, dorthin eilte, brachen auch in
Frankreich
Aufstände aus. Auf dem Rückwege aus
Italien starb er 6. Okt. 877 in einer
Alphütte. Ihm folgte in
Frankreich sein Sohn
Ludwig der
Stammler. -
Vgl.
Böhmer, Regesta Imperii
, Bd. 1 (neu
bearb. von Mühlbacher, Innsbr. 1880-89);
E. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reichs (3 Bde., 2. Aufl., Lpz. 1887-88).