Karfreitag
(Charfreitag, lat. Dies adoratus), der dem Osterfest vorangehende Freitag als Gedächtnis des Todes Christi, welcher nach den übereinstimmenden Angaben der Evangelisten an einem Freitag stattfand (s. Feste, S. 172). Der Name kommt her vom althochdeutschen Wort char (»Trauer, Klage«),
von welchem auch die ganze
Woche vor
Ostern
Karwoche heißt.
Glockenklang,
Orgel- und Musikbegleitung des
Gesanges fielen schon im
Mittelalter weg; statt der
Hymnen sang man
Klagelieder, der
Schmuck der
Kirche ward vereinfacht und das
Kruzifix verhüllt. Jetzt dagegen wird gerade dieses am Karfreitag
enthüllt
und der Verehrung dargeboten. Während aber der in der katholischen
Kirche zu einem bloßen strengen Fasttag herabgesunken
ist, an welchem sogar die weltlichen
Geschäfte und Werktagsarbeiten nicht ruhen, wurde er in der evangelischen
Kirche, namentlich in
England, zum höchsten
Feiertag erhoben.
Doch haben die Schweizer Kirchen dessen Feier erst 1860 besonders auf Toblers Betreiben aufgenommen. Abweichend von der alten Kirche, ist er hier der Hauptkommuniontag, und es ist die Sitte verbreitet, Kanzel und Altar [* 2] an diesem Tag schwarz zu bekleiden. Der Charakter der kirchlichen Feier spricht sich in dem Namen des stillen Freitags, die Bedeutung des Tags in dem des guten Freitags, wie er besonders in England und den Niederlanden heißt, aus.
Vgl. Freybe, Der in der deutschen Dichtung (Gütersloh 1877).