Karbolsäure
,
s. Phenol.
Karawanken - Karbonate
Karbolsäure
505 Wörter, 3'536 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Karbolsäure,
s. Phenol.
Karbolsäure
(Steinkohlenteerkreosot, acidum phenylicum, acidum carbolicum). Eine Substanz, die für die Farbenindustrie und Medizin als Desinfektionsmittel eine außerordentliche Bedeutung erlangt hat. Der Handelsname ist immer noch K., während der wissenschaftliche Name jetzt Phenol ist; diese Substanz besitzt zwar die Eigenschaften einer schwachen Säure und ist imstande, sich mit Basen zu verbinden, wird deshalb auch Phenylsäure oder Phensäure genannt, zugleich aber und in noch höherm Grade spielt sie die Rolle eines einatomigen Alkohols, daher auch der Name Phenylalkohol, den man in Phenol gekürzt hat.
Man gewinnt die K. hauptsächlich aus dem Steinkohlenteer und dem Braunkohlenteer, im Holzteer sind nur äußerst geringe Mengen davon enthalten, denn das Kresot des Holzteers besteht nicht, wie man eine Zeitlang glaubte, aus Phenol, sondern aus einem diesem ähnlichen Alkohol, dem Kresol (s. d.), sowie noch einigen andern Stoffen. Um die K. zu gewinnen, behandelt man den zwischen 150-200° C. übergehenden Teil des Teers mit Natronlauge, welche sich mit der K. und dem Kresol, das auch im Steinkohlenteer enthalten ist, verbindet, trennt diese Lösung von den übrigen Teerbestandteilen und zersetzt sie mit einer Säure.
Kardamomen - Kardol
* 2
Seite 21.251.
Man destilliert dann das abgeschiedne ölige Produkt und fängt das, was über 190° C. übergeht, besonders auf; letzteres
wird als rohes Kresol, das, was unter 190° übergeht, als rohe Karbolsäure
verkauft. Beide Substanzen sind
in diesem Zustande noch braune, sehr übel riechende, ölige Flüssigkeiten. Diese rohe K. (acidum carbolicum crudum) wird
teils weiter gereinigt, teils wird sie zur Konservierung von Holz und zum Desinfizieren von Abtrittsgruben,
¶
Stallungen etc. verwendet. Eine weiter gereinigte, aber immer noch etwas kresolhaltige Sorte dient zur Bereitung von Korallin, Pikrinsäure und Resorzinfarben. Die letzten Anteile Kresol lassen sich sehr schwierig trennen und nur durch wiederholte Destillation, bis der Siedepunkt genau bei 188,6° C. liegt und mehrmaliges Umkristallisieren. Solche K. (acidum carbolicum purissimum) ist dann chemisch rein und wird fast nur medizinisch verwendet, außerdem nur noch zur Fabrikation von Salicylsäure; sie ist eine vollkommen farblose, strahligkristallinische Masse von eigentümlichem, lange anhaftenden Geruch, schmilzt bei 42,3° C. zu einer farblosen Flüssigkeit von starkem Lichtbrechungsvermögen, die bei 36° C. wieder kristallinisch erstarrt.
Dies geschieht aber nur, wenn die K. ganz wasserfrei ist; sehr geringe Mengen von Wasser verhindern schon das Festwerden von K. Auf der Haut bringt die K. weiße Flecke hervor und die Haut löst sich nach und nach ab, innerlich wirkt die konzentrierte K. als ein heftiges Gift. Reine K. muß sich in ihrem 17½ fachen Gewichte Wasser lösen, in Alkohol, Äther und Eisessig dagegen in jedem Verhältnisse. Die wässerige Lösung ist indifferent gegen Lackmus. Weniger reine, noch kleine Mengen Kresol enthaltende K. färbt sich am Lichte rot, zerfließt an feuchter Luft und schmilzt schon bei 36° C. Die K. bringt Eiweiß zum Gerinnen und tötet pflanzliche und tierische Organismen, verhindert daher auch die alkoholische, saure und faulige Gärung, worauf ihre antiseptische und desinfizierende Wirkung beruht. Rohe K. wird in Fässern versendet, reine in Glasflaschen. K. ist zollfrei. - Kristallisierte K. für technische Zwecke kostet Mk. 1.75-2 pro kg, purissimum Mk. 2.60; crudum je nach Prozent-Gehalt (20 bis 60%) Mk. 6-50. - Zollfrei.