Karawane
Karawanken - Karbonate

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Seite 9.504. (v. pers. kervan oder kiarvan, der Wortbedeutung
nach s. v. w. Handelsschutz), Benennung der Reisegesellschaften im
Orient, wo unzulängliche polizeiliche Maßregeln das Alleinreisen
in gewissen
Zeiten und Gegenden unmöglich machen. Die Karawanen
sind zumeist Handelskarawanen; es gibt aber auch Pilgerkarawanen,
die von allen Teilen der muselmanischen
Welt nach
Mekka und andern berühmten Wallfahrtsorten ziehen. An der
Spitze der Karawane
befindet sich der
Kerwan-Baschi (Karawane
noberhaupt), in einigen
Ländern vom betreffenden
Fürsten dazu ernannt
und sogar mit dem
jus gladii bekleidet. Karawane
nstraße nennt man jeden sichern, stark frequentierten Weg und
Karawanseraien
jene Bauten, wo die in
Rede stehenden Reisegesellschaften in den
Städten oder auf dem Weg sich niederlassen.
In
Städten bestehen dieselben zumeist aus viereckigen, oft mit Pracht aufgeführten, ein oder zwei
Stock hohen Gebäuden mit
rund herumlaufenden
Zellen, deren
Fenster und
Thüren auf einen
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gegen den Hof [* 3] zulaufenden Gang [* 4] sich öffnen. In diesen Zellen wohnen die Kaufleute mit ihrer Ware, während das Erdgeschoß und die Kellerräume von den Tieren eingenommen werden. In der Mitte einer derartigen Herberge befindet sich bisweilen ein Bassin zum Tränken der Tiere und zu den Waschungen vor dem Gebet. Die Karawanseraien sind zumeist fromme Stiftungen reicher Kaufleute, hoher Würdenträger und fürstlicher Personen. In der Türkei [* 5] haben sich in der Errichtung solcher Gebäude besonders hervorgethan: Sultan Murad I., Mohammed II., Soliman der Prächtige und Achmed IV.;
in Persien [* 6] Schah Abbas II. und dessen Mutter, in Mittelasien Abdullah Chan Scheibani.
Vgl. Vambéry, Sittenbilder aus dem Morgenland (Berl. 1876).